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Und dann der Regen

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Der Preis des Wassers

Und dann der Regen Kritik

Und dann der Regen Kritik
0 Kommentare - 20.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

Sie sind am falschen Ort, dessen ist sich Sebastián (Gael García Bernal) bewusst: Sein Film handelt schließlich von Columbus und dessen Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern der karibischen Inseln. Regisseur und Filmteam jedoch schlagen ihr Quartier im bolivianischen Cochabamba auf. Aus Kostengründen schien das eine gute Alternative zu sein. Wie sollte die Crew ahnen, dass sie nicht nur in historisch inkorrekter, sondern bald auch sehr gefährlicher Umgebung drehen würden? Mit einem Film im Film arbeitet die Spanierin Icíar Bollaín in ihrem Drama Und dann der Regen eindrucksvoll den Wasserkrieg auf, der im Jahr 2000 in Cochabamba tobte.

Der Dreh beginnt vielversprechend: Mit Daniel (Juan Carlos Aduviri) konnte beim Casting vor Ort ein geeigneter Indianerhäuptling gefunden werden und Kolumbusdarsteller Anton (bemerkenswert: Karra Elejalde) reißt seine Kollegen schon bei der ersten Leseprobe mit - und übrigens auch das Kinopublikum. Selbst Produzent Costa (Luis Tosar) ist zufrieden: Darüber, dass er hier für alte Wasserpumpen 200 Indio-Statisten engagieren könne, freut er sich fast so diebisch wie seinerzeit Kolumbus, als er die Schätze der Ureinwohner für ein paar Glasperlen erstand.

Wie wenig sich doch in 500 Jahren geändert hat - Regisseurin Icíar Bollaín, deren Film Spanien 2011 als Oscarbeitrag einreichte, fand noch mehr Beispiele dafür: Die Filmszene etwa, in der Indios vor herannahenden Männern mit Gewehren und Hunden fliehen, soll sich wiederholen - nur das die Verfolgten diesmal keinen Lendenschurz tragen.

Denn schon bald spitzt sich die Lage am Drehort dramatisch zu: Die Bewohner von Cochabamba - allen voran Daniel - protestieren gegen die Wasserpreise, die im Zuge der Privatisierung der Wasserversorgung drastisch anstiegen und Trinkwasser für viele unerschwinglich machen. Barrikaden werden errichtet, Straßenschlachten ausgefochten. Letztlich verhängt die Regierung gar das Kriegsrecht. Und mittendrin stehen Produzent Costa und Regisseur Sebastián, die ihre Position in dem Konflikt, der eigentlich nicht ihrer ist, noch finden müssen.

Geschickt setzt Bollaín die Auflehnung der karibischen Ureinwohner gegen Kolumbus mit den noch frischen Eindrücken des Wasserkriegs von Cochabamba in Beziehung: Ohne sich dazu verleiten zu lassen, Bezüge willkürlich zu konstruieren, zeigt sie szenisch Parallelen zwischen beiden Ereignissen auf. Und sie traut ihrem Publikum zu, diese auch zu erkennen: Bollaín widersteht der Versuchung, in plumpen Dialogen explizit ihre Absichten und Ansichten aufzudrängen.

Natürlich berichtet Icíar Bollaín nicht so detailliert von den Geschehnissen in Cochabamba, wie es etwa Florian Opitz in seinem hervorragenden Dokumentarfilm Der große Ausverkauf (2007) vormachte. Doch ihre atmosphärisch dichte Verknüpfung von Historie, Fiktion und nochmal Historie wirft ähnliche Fragen auf. Und zwar vor größerem Publikum.

Und dann der Regen bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Und dann der Regen Bewertung
Bewertung des Films
910

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