Bewertung: 2.5 / 5
So gesehen hat die Underworld-Reihe viel mit Resident Evil gemeinsam. Was Len Wiseman seine Kate Beckinsale, ist Paul W.S. Anderson seine Milla Jovovich. Beide Filmreihen zelebrieren Frauenpower, überstilisiert und oftmals frei jedweder Logik. Wobei hier die Underworld-Reihe mit dem ersten Teil schon den Anspruch hatte, mehr zu sein als nur ein weiterer Vampir-/Werwolffilm und echte Überraschungen bot. Davon merkt der Zuschauer im neuen Ableger leider kaum mehr was.
Underworld 4 - Awakening ist sich auch nicht zu schade, anderen Filmen zu zeigen wie es richtig gemacht wird. Wie zu Beginn des Films Michael wegrationalisiert wird, das hat 1993 auch ein David Fincher nicht besser mit Newt und Hicks in Alien 3 hinbekommen. Und erinnern wir uns nicht alle an die Herzmassage, die Neo Trinity zuteil werden ließ in Matrix Reloaded? In Underworld 4 - Awakening gibt es davon sogar eine Neuauflage, nur witziger und natürlich blutiger. Und wo wir schon beim Blut sind: Bereits in den Vorgängern ging es mitunter hart zur Sache, Underworld 4 versucht hier aber noch einmal alle Register zu ziehen und bietet Splatterfetischisten definitiv etwas fürs Auge. Nicht überzogen, aber intensiv genug um zu überzeugen.
Trailer zu Underworld 4 - Awakening
Gut getan hat der Reihe auf jeden Fall, dass Kate Beckinsale im neuen Ableger ein Comeback feiert. Die Entscheidung der Macher, sie jedoch als Übervampirin darzustellen, wirkt dann doch unfreiwillig komisch. Sie wird gehauen, getreten, gegen Wände geschleudert, landet unsanft auf stumpfen Objekten und nimmt es dennoch mit 5, 10, 20 Werwölfen gleichzeitig auf, während es andere Vampire nicht einmal schaffen, einen lausigen Werwolf mit Sturmgewehren zu erlegen. Hauptsache, Selene sieht gut aus und die Action stimmt. Und das ist tatsächlich der Fall. Die Action ist gut inszeniert und weiß zu gefallen. Mit 70 Mio. $ wird einiges geboten, auch wenn der Film damit doppelt und sogar dreimal so teuer wie die Vorgänger wurde. Ob die baldigen Einspielergebnisse eine Fortsetzung rechtfertigen werden, ist fraglich, auch wenn das Ende so offen wie möglich gestaltet wurde.
Zu behaupten, Underworld 4 - Awakening hätte keine Story, wäre falsch. Der Film hat Story, sogar unheimlich viel oder besser gesagt, der Film hat Ideen für Stories und sogar richtig gute. Doch der Horrorfilm ist wie ein Keller, auf dem vergessen wurde, ein Haus zu zimmern. Hätten sich Stein und Mårlind die Zeit genommen, mehr als das vorliegende Flickwerk abzuliefern, Underworld 4 - Awakening hätte ein richtig guter Film werden können. So ist es wieder mal pure Popcornunterhaltung, kurz, actionreich, laut, und lässt nicht zu, dass viel nachgedacht wird. Ideal zum Abschalten oder Später-einschalten, denn in der Form bietet der Film einfach zu wenig und ist eher für einen spaßigen Abend im Heimkino geeignet.
2,5 von 5 Hüten für Unterhaltung bar jedweder Ambition.
(AS)