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Vier Hochzeiten und ein Todesfall

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Vier Hochzeiten und ein Todesfall Kritik

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Kritik

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Kritik
0 Kommentare - 23.11.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Vollblut-Single Charles (Hugh Grant) lernt auf einer Hochzeitsfeier die Amerikanerin Carrie (Andie MacDowell) kennen. Nach einer gemeinsamen Nacht wacht Charles am nächsten Morgen alleine im Bett auf. Für ihn ist die kurze Liaison nur ein weiterer Beweis dafür, daß er für die wahre Liebe nicht geschaffen ist. Doch schon bald treffen sich Charles und Carrie wieder auf einer Hochzeit.

Eine Geschichte um die Ehe als Konzept zu spinnen, sich dieser romantisch verklärend im Komödiensegement anzunähern und dabei vor allem auf die Gefühlsebene abzuzielen, ja das wäre ein wohl manipulatives und stockkonservatives Werk über veraltete Beziehungsmodelle und dem Drang der Anpassung an Andere. Viel zu erzählen gibt es da inhaltlich nicht, wenngleich das Werk aber dennoch daran krankt, sich in den bewegten Bildern so ein wenig zu verlieren und zu wiederholen. Es ist ein technisches Problem, daß die Hochzeiten im Verlauf des Films ausmachen und deren Sinn eigentlich nur darin münden soll, daß die von Hugh Grant verkörperte Hauptfigur ihre eigene Suche beenden kann. Vielleicht lässt der Film einen sowieso dabei lange im Dunkeln tappen, was denn dieser Charles eigentlich will. Kann er es haben, dann will er es nicht. Und wenn er es nicht haben kann, dann will er es plötzlich. Ob das nun Liebe ist, soll jeder für sich selbst entscheiden und so richtig sympathisch geschrieben ist, die Figur damit auch nicht. Ecken und Kannten sind ja durchaus wichtig und es bleibt ein verwirrendes Beispiel, wenn man eine Komödie für seine komplexe Charakterstruktur loben will, aber den Anspruch, den der Film an sich hegt, niemals argumentativ untermauern kann. Denn so groß ist das nicht, wird aber so gemacht.

Wenn man sich den Titel Vier Hochzeiten und ein Todesfall mal auf der Zunge zergehen lässt, dann bleiben da schon einige Fragen offen. Wie kommt man von der Ehe auf den Tod? Sicherlich würde manch einer behaupten, daß das Leben nach der Ehe vielleicht keinerlei Höhepunkte mehr hat und ohnehin dem Tod gleichkommt. Ob das nun aber der Wahrheit entspricht, lässt sich so nicht belegen. Aber gerade für eine romantische Komödie ist das von Richard Curtis verfasste Werk sehr gewagt. Und dafür gibt es einen ganz klaren Grund. Die Ehe als Konzept wird hier durchleuchtet und es wird eben infrage gestellt, ob die Ehe überhaupt sinnig ist. Schließlich, so erzählt es das Werk immer wieder, geht es bei solchen Vereinigungen häufig auch darum, daß man nicht mehr alleine ist. Das ist aber noch lange nicht alles, und so stellt der Film auch die Frage, ob denn Menschen, die einige Jahre auseinanderliegen, überhaupt eine Beziehung auf Augenhöhe führen können. Man sagt dann verklärend, man habe sich nichts zu sagen, doch die Wahrheit in der von Andie MacDowell gespielten Carrie liegt eigentlich darin, daß man nichts sagen kann. Menschen, die einige Jahre auseinanderliegen, haben häufig das Problem, daß sie eine andere Sozialisation erfahren haben und auch eine andere Form von Beziehung führen. Nun ist wohl keine Wissenschaft und es geht auch nicht um eine Wertung, tatsächlich ist es aber immer eine Hürde, die man überkommen muss, wenn man sich mit Menschen beschäftigt, deren Lebenswelt ganz anders aussieht als die eigene. Da muss Liebe noch nicht einmal Thema sein. Klar gibt es hier auch Ausnahmen und sicherlich sehr glückliche Paare, die eine generationenübergreifende Liebe leben. Doch das ist nun mal nicht der Großteil.

Erstaunlich ist ja vor allem, daß der Film den Zuschauer die ganze Zeit von der Ehe berichtet, aber kein Plädoyer für die Ehe abhält. Da werden große Feste gefeiert, die Erwartungshaltung hoch angelegt. Menschen sollen ihre Rollen spielen und erfüllen. Der Bräutigam heiratet, der Trauzeuge hält eine Rede. Natürlich läuft sowas in Filmen gerne mal aus dem Ruder. Und die gesamte Zeit über fragt sich der Zuschauer, warum denn alle Hochzeiten so klischiert ablaufen müssen. Immer die gleiche Musik, immer die gleichen Klamotten und immer einer, der alleine nach Hause geht. Während einer Hochzeit passieren aber ideologisch so viele Dinge, daß es fast unmöglich wird, diese alle aufzuzählen. Fängt man bei der Wahl der Kirche an, dann legt man eigentlich den Maßstab für die eigenen Werte. Warum muss es eine Kirche sein und keine Wiese? Weil man es erwartet, vermutlich. Dann das Outfit, welches so adrett und konform ist. Natürlich ein weißes Kleid und ganz viele Anzüge und warum ist das so? Weil es so erwartet wird. In einigen Momenten stellen die Charaktere diese Albernheiten und sozialen Stigmata selbst fest und sind davon enttäuscht und genervt. Sie müssen immer ein bestimmtes Bild erfüllen und sind gleichsam daran gebunden, daß das Gegenüber „ja“ sagt. Schreckliche Sekunden, oder eben auch nicht. Je, nachdem, mit welcher Erwartungshaltung man daran geht. Und die Hauptfiguren bemerken das zum Schluß, sehen, was die Ehe aus ihnen machen kann und gemacht hat und möchten davon nichts mehr wissen. Und spätestens ab diesem Punkt wird Vier Hochzeiten und ein Todesfall zu einem hochinteressanten Film, weil er mit dem Konservatismus der Ehe bricht und sie vielleicht gar als albern und infantil darstellt.

Gerade der von Hugh Grant gespielte Charles weiß nichts mit seinem Leben anzufangen. Er könnte wohl alle Frauen haben, nimmt sie aber nicht. Er könnte eine Ehe führen, glücklich sein und damit vollkommen werden. Doch die Figur befindet sich auf einer kleinen Sinnsuche, weil sie einerseits diesen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Die Gründe hierfür sind vieldeutig und vielleicht gar nicht so wichtig. Vielleicht hält er sehr viel von der Liebe, weiß aber nichts mit dem Konzept der Ehe anzufangen. Schauspielerisch ist das gerade von ihm auch nicht wirklich ganz großes Kino, fällt aber unter dem Charme und dem Komödienfach nicht weiter ins Gewicht. Unterdessen traut sich der Film auch mit sehr schleichenden Witzen aufzuwarten, die aus der puren Situation entstehen und teils sehr bissig sind. Das muss nicht immer direkt sein und ist gerade im Falle dieses Films von einer eigenartigen Subtilität untermauert. Und subtil schafft der Film es gleichzeitig, die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen zu lassen. So etwa die von Charlotte Coleman gespielte Scarlett drückt sich in ihrer gesamten Art sehr unkonventionell aus, während auch das Thema der Homosexualität immer wieder gekonnt aufgegriffen wird, ohne daß der Witz, aber auch der Respekt vor dem Individuum verloren geht. Das gelingt nur, weil Richard Curtis sehr intelligente Dialoge geschrieben hat, die auch bitterböse in manchen Momenten sind.

So schnell, rasant und bissig, wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall erzählt ist, so bleibt er auch im Gedächtnis. Das große Glück ist, daß hier nicht einfach ein peinlicher Konservatismus bestätigt wird, sondern das Drehbuch gute Spitzen verteilt. Das ist zwar indes sehr manipulativ, weil es auf etwas Bestimmtes hinaus will, auf der anderen Seite gelingt es dem Film durch wirklich charmante Liebesgeschichte und ein sehr verkopftes Finale das zu erreichen, was er erreichen will, nämlich An- und Entspannung.

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Bewertung
Bewertung des Films
810

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