Bewertung: 3.5 / 5
Berlin, 1989. Es rumort in der Stadt. Junge Leute im Osten gehen auf die Straße, immer wieder. In Berlin, in Leipzig, überall. Sie fordern Freiheit, die Öffnung der Mauer. Auch die Theaterschaffenden des Ostens würden sich gerne mehr Freiheiten wünschen - und proben schon einmal ein Stück, in dem das gesamte Zentralkomitee der SED und seine Schlüsselfiguren persifliert werden. Ob Krenz, Mielke oder Erich Honecker - es gibt im Ensemble einfach Darsteller, die diesen Männern bis aufs Haar ähnlich sind. Perfektes Timing. Denn als Otto, der Darsteller, der Honecker auf unnachahmliche Art nachahmen kann, erfährt, dass seine schwangere Tochter sich auf dem Weg nach Leipzig befindet, um an einer Montagsdemonstration teilzunehmen und ihre heimliche Ausreise in den Westen vorzubereiten, muss er schnell handeln. Immerhin gibt es Schießbefehl. Und diesen Befehl kann nur einer aufheben: Erich Honecker. Oder eben Otto. Muss ja keiner merken.
Eine amüsante Verwechslungskomödie mit politischem Hintergrund ist Franziska Meletzky mit Vorwärts immer! gelungen, die durch einen guten Sinn fürs Timing und ein passend gewähltes Ensemble überzeugt. Die Politkomödie steht in der Tradition zwischen Ernst Lubitschs Sein oder Nichtsein und der deutschen DDR-Aufarbeitung im Stil von Good Bye, Lenin!.
Trailer zu Vorwärts immer!
Ob Josefine Preuss und Jakob Matschenz als Vertreter der jungen Generation, die gegen das DDR-Regime aufbegehrt, Devid Striesow als opportunistischer "Staatskünstler" oder auch Alexander Schubert und Stephan Grossmann als Krenz-Darsteller und Intendant: sämtliche Schauspieler agieren mit großer Spielfreude und wirken in der Verkörperung der historischen Rollen täuschend echt. Und in der Hauptrolle brilliert Jörg Schüttauf, dessen Honecker-Darstellung immer sehr genau zwischen Persiflage und Imitation balanciert und die Figur dennoch nie der Lächerlichkeit preisgibt. Ausstattung, Kostüme und Maske sind authentisch, die Dialoge sind voller Sprachwitz. Vorwärts immer! ist gelungener augenzwinkernder Schabernack.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung