Wenn wir noch einen The Raid-Film bekommen, dann wohl eher Joe Carnahans Remake namens Zeno als eine Fortsetzung der indonesischen Originale The Raid und The Raid 2. Gareth Evans scheint mit seiner atemberaubenden Actionreihe abgeschlossen zu haben: Ehe er sich versehen habe, seien (seit The Raid 2) fünf Jahre vergangen gewesen, erinnert er sich. In der Zwischenzeit habe er Apostle gemacht und die Produktion seiner Serie Gangs of London in Gang gebracht.
Er habe sich nicht mehr vorstellen können, auf The Raid 3 zurückzukommen, so Evans. Seine Interessen seien zu anderen Projekten übergegangen. Man arbeite mit anderen Leuten zusammen, lerne andere Leute kennen und wolle wieder mit ihnen zusammenarbeiten, wolle verschiedene Sachen ausprobieren. Man finde eine Story, die einen plötzlich packe, und wolle dies dann als nächstes machen. Es werden einem Dinge angeboten, die man sich schwer entgehen lassen könne.
The Raid 3 ist demnach gestorben, aber was hatte Evans denn für den dritten Teil geplant? Daraus macht er kein Geheimnis. Die wichtigste Erkenntnis: Rama (Iko Uwais) wäre nicht länger der Protagonist gewesen. Ihm sei kein weiterer verdammter Grund eingefallen, warum er wieder sein Leben riskieren und sich von seiner Frau und seinem Kind trennen lassen sollte. Es habe nicht um Rama gehen können, denn sonst hätte er es wirklich verdient gehabt, zu sterben, meint Evans. Schließlich solle er etwas Verantwortung übernehmen und zur Abwechslung mal ein Vater sein!
Nein, Evans hatte andere Pläne: Die Geschichte hätte zu dem Moment in The Raid 2 zurückspringen sollen, als die Goto-Gang ein Meeting abhält und Goto (Kenichi Endo) seiner rechten Hand aufträgt, jeden korrupten Polizisten und Politiker, der auf ihrer Lohnliste steht, zu beseitigen und neu anzufangen. The Raid 3 beginnt laut Evans damit, dass Rama aus dem Haus tritt, in dem er gerade aufgeräumt hat, und seinen letzten The Raid 2-Satz sagt: "Nein, ich bin raus!". Er geht zu Bunawar (Cok Simbara) hinüber, der in seinem Auto auf ihn wartet, steigt ein und fährt weg. Der Zuschauer aber bleibt bei der japanischen Gang, die sich fragt, was sie jetzt, da alle tot sind und niemand mehr zum Töten übrig ist, tun soll. Die Gangmitglieder brausen in ihrem Auto davon, als plötzlich ein anderer Wagen neben ihnen auftaucht und einen Zusammenstoß verursacht. Goto, sein Sohn und seine rechte Hand sind die einzigen Überlebenden dieses Angriffs.
Was Goto nicht ahnt: Seine rechte Hand hat ihn verraten und dem großen Boss in Tokio erzählt, Goto sei völlig am Durchdrehen. Was also tun? Die Anweisung vom Hauptquartier lautet, Goto ruhig zu halten und dicht an ihm dranzubleiben - man werde Leute schicken, die sich darum kümmern (ein Killerkommando aus Japan, das die Gotos ausschalten soll). Und wenn die rechte Hand dies tue, könne sie Gotos Revier übernehmen. Doch der Yakuza-Angriff geht schief, woraufhin Evans die Action an einen ganz neuen Schauplatz verlagert hätte: in den indonesischen Dschungel. Goto taucht mit seinen Leuten in den Urwäldern von West-Java unter und arrangiert ein Treffen mit seinem alten Mafiaboss, gespielt von Christine Hakim (Eat Pray Love), die in ihrer Dschungelzuflucht Killer ausbildet. Sie bietet ihm Schutz, da sie sich schon lange kennen und sie es auch war, die ihn überhaupt erst mit Jakarta vertraut gemacht hat. Auf einmal findet sich das japanische Killerkommando, das an die Straßen Tokios gewöhnt ist, auf ungewohntem Terrain und in einer Dschungeljagd wieder - so ein bisschen wie in Predator, sagt Evans. Christines Miliz - diese "Guerilla-Kids", wie er sie nennt - nimmt es dann mit den japanischen Eindringlingen auf.
Irgendwann im Laufe des Films wäre Gotos Sohn getötet worden, und Goto hätte erkannt, dass es seine rechte Hand war, die ihn die ganze Zeit hintergangen hat - wofür sie auf sehr krasse Stammesart hätte büßen müssen. Anschließend wären Goto und die Guerilla-Gang indonesischer Killer nach Tokio marschiert, um sich um die Leute zu kümmern, die befohlen haben, ihn zu töten. Man merkt schon, The Raid 3 wäre ein etwas anderer The Raid-Film geworden, was sich auch in der Laufzeit widerspiegelt - schlanke 95 Minuten schwebten Evans vor, kein Vergleich zu den 150 Minuten von The Raid 2. Er denke definitiv, dass der Film unheimlich viele Leute verärgert hätte, gibt Evans zu und vermutet: Jetzt, da sie wissen, was er geplant gehabt habe, können sie vielleicht gut auf The Raid 3 verzichten...