Mit DEADPOOL/BATMAN startet das erste große Marvel/DC-Crossover der neuen Ära und vereint zwei der ikonischsten Figuren der Comicwelt in einer ungewöhnlichen Begegnung zwischen Chaos und Prinzipientreue. Autor Zeb Wells und Zeichner Greg Capullo lassen den sprunghaften Söldner Deadpool auf Batman treffen. Der 64-seitige Heft bietet darüber hinaus eine Auswahl weiterer hochkarätiger Team-Ups, die nicht nur als Gimmick funktionieren, sondern als kreative Spielwiese – von Kevin Smith über Chip Zdarsky bis Frank Miller. Doch ist dies wirklich das „Comic-Ereignis des Jahres“?
Unsere Review:
Das erste Aufeinandertreffen von Deadpool und Batman klingt nach einem sicheren Hit. Doch was als spektakuläre Konfrontation zweier Popikonen beginnt, entpuppt sich als erstaunlich kurzer und zahmer Auftakt. Statt eines epischen Duells liefert DEADPOOL/BATMAN #1 eine kompakte Episode, die eher an ein Experiment als an ein echtes Event erinnert.
Worum geht es?
Während Bruce Wayne noch über den nächsten Schachzug gegen den Joker nachdenkt, platzt Deadpool unangekündigt in Wayne Manor, mit einem zweifelhaften Angebot im Gepäck. Batman zeigt sich unbeeindruckt, doch schnell wird klar: Der Söldner ist weniger gekommen, um zu helfen, als vielmehr, um den Dunklen Ritter selbst herauszufordern. Doch ehe man sich versieht, kämpfen die beiden Seite an Seite gegen den Joker. Das Abenteuer ist rasch vorbei und macht nur etwa die Hälfte des Hefts aus. Greg Capullo zeichnet souverän und dynamisch, doch so richtig spektakulär wird es nie. Statt opulenter Actionsequenzen dominieren Dialoge, damit haben wohl die wenigsten gerechnet. Positiv formuliert: Der typische Crossover-Kampf zwischen Batman und Deadpool wird ausgespart, was der Story zumindest einen kleinen Überraschungsmoment verleiht. Die Dialoge sind durchaus witzig und zeigen das Potential des Crossover auf.
Die Bonusgeschichten:
Die weiteren Kurzgeschichten im Band – etwa Captain America/Wonder Woman von Chip Zdarsky und Terry Dodson – zeigen, was möglich gewesen wäre: dichter erzählt, atmosphärisch, mit historischem Gewicht. Captain America trifft hier auf Wonder Woman am Ende des Zweiten Weltkriegs, und sie versucht, ihn davon abzuhalten, Hitler zu erschießen. Leider bleibt auch diese Episode auf wenige Seiten begrenzt – schade, denn sie wäre das interessantere Hauptthema gewesen.
Doch nicht alle dieser Geschichten haben Potential. Da ist beispielsweise noch Frank Millers Dark Knight, welcher gegen Old Man Logan kämpfen darf. Ja, der Frank Miller, der mit Werken wie The Dark Knight Returns, Sin City und 300 das Medium neu definierte, indem er erzählerische Düsternis und visuelle Radikalität zu einer unverwechselbaren Handschrift verband. Doch seine drei Seiten wirken eher wie Fan Fiction, als wie das Werk eine Genies, anscheinend hat er uns nicht mehr viel zu erzählen.
Man sieht beispielsweise noch Krypto mit dem Hai Jeff spielen, das Comic-Haustier des Marvel-Universums. Während die anderen Geschichten sich eher an etwas ältere Leser richten, ist dies eigentlich eine "Geschichte" für Kinder. So bleibt der Eindruck, dass diese Sammlung von Crossovern keinem übergeordneten Zweck folgt – sie wirkt wie eine lose Aneinanderreihung bunter Geschichten, deren tieferer Sinn sich nur schwer erschließt.
Fazit:
Ein charmantes Konzept, das sich aber leider in Kürze und Belanglosigkeit verliert. DEADPOOL/BATMAN ist visuell solide, erzählerisch jedoch zu leichtgewichtig, um als echtes Crossover-Highlight zu gelten – eher ein „nice to have“ als ein „must have“. Am 23. Dezember folgt das nächste Aufeinandertreffen der beiden – hoffentlich dann mit mehr Mut und Substanz.
Anmerkung: Panini Comics hat uns ein Rezensionsexemplar des Bandes zur Verfügung gestellt.
