Nach 15 Staffeln und 327 Folgen geht die Geschichte der Winchesters zu Ende. Wir haben das Finale von Supernatural zum Anlass genommen, einen Blick zurückzuwerfen.
Pudding! Hallo Jungs! Dean! Cas! Good Morning Vietnam! Balls!
Na, habt ihr direkt Szenen im Kopf und hört die markanten Stimmen in eurem Ohr? Zugegeben, das letzte Beispiel stammte aus dem englischen Original, wo es Bobbys verbales Markenzeichen ist, aber sicher haben auch das viele von euch direkt erkannt. Jedes große Franchise hat diese Erkennungsmerkmale und wir alle kennen die meisten von ihnen. Natürlich kann man Supernatural nicht in Sphären eines Star Wars heben, 15 Jahre Laufzeit und eine treue Fangemeinde können sich aber allemal sehen lassen. Nun steht am Sonntag auf Sky auch in Deutschland das große Finale an, eine Serien-Ära geht zu Ende. Grund genug, mal einen Blick zurückzuwerfen.
John Winchester (Jeffrey Dean Morgan) ist verschwunden! Nachdem sein Sohn Dean (Jensen Ackles) alleine nicht in der Lage ist, seinen vermissten Vater aufzuspüren, sucht dieser seinen jüngeren Bruder Sam (Jared Padalecki) auf und bittet diesen um Hilfe. Fortan gehen die beiden gemeinsam dem Familiengeschäft nach: Monster jagen und Menschen retten. Es ist der Anfang einer abenteuerlichen Reise...
Als die Serie am 13. September 2005 erstmals im US-TV ausgestrahlt wurde, hätte wohl keiner diese ungewöhnliche Langlebigkeit vorhersehen können. Supernatural war nie der große Quotenhit oder Zuschauermagnet. Es gelang der Serie aber etwas, woran selbst große Erfolge wie The Walking Dead zu knabbern haben: Stabile Quoten, und das 15 Jahre lang.
Dabei war die Serie anfangs von Schöpfer Eric Kripke mit einer in sich abgeschlossenen Handlung nur auf fünf Staffeln ausgelegt. Doch schon innerhalb dieser Zeit sammelte die Serie eine treue Fangemeinde um sich. Trotz des geplanten Finales wurde die Serie um eine 6. Staffel verlängert. Und dann um noch eine und noch eine. Mit ihrer 11. Staffel wurde Supernatural zur langlebigsten US-Serie im Bereich Sci-Fi und Fantasy aller Zeiten!
Ganze 327 Folgen und 15 Jahre später ist ihre Geschichte zu Ende erzählt. Am 19. November 2020 gingen Sam und Dean in den USA auf ihre letzte Jagd. In Deutschland wurde die Serie erstmals am 23. Oktober 2006 auf Premiere ausgestrahlt und lief ab dem 15. Oktober 2007 auf ProSieben im Free-TV. Zur damaligen Zeit musste man noch mindestens ein Jahr warten, eher die neuesten Folgen aus den USA auch bei uns zu sehen waren. Im Falle von Supernatural auch gerne mal zwei Jahre. Könntet ihr euch das heute noch vorstellen? Und nur mal zur zeitlichen Einordnung: Das erste weltweite Smartphone, das iPhone, wurde 2007 veröffentlicht. Kein Facebook, Twitter oder WhatsApp. Supernatural ist wie eine Serie aus einer anderen Zeit. Trotz eines durchgängigen roten Fadens in der Geschichte, hatte sie ein klassisches "Monster of the Week"-Konzept und, mit Ausnahme von Staffel 3, immer mindestens 20 Episoden pro Staffel. Ein Konzept, welches heute kaum noch angewandt wird, bei Supernatural aber 15 Jahre lang funktioniert hat. Was ist das Geheimnis dieser Serie?
Vor allem muss man hier die beiden Winchester Brüder nennen. Von der ersten bis zur letzten Folge ist es die hervorragende Chemie zwischen Jared Padalecki und Jensen Ackles, welche die Serie 15 Jahre lang getragen hat. In Staffel 4 kam dann noch Misha Collins als Engel Castiel hinzu und machte aus dem sympathischen Duo ein äußerst unterhaltsames Trio. Bei diesen Dreien spürte man vor der Kamera stets eine Verbundenheit, die sich auch auf den Zuschauer übertrug. Wenn du für viele Jahre über etliche Monate hinweg von morgens bis abends mit denselben Leuten arbeitest und mit eben diesen dann auch noch deinen Urlaub verbringst, spricht das definitiv für ein ziemlich gutes Arbeitsverhältnis.
Über die Jahre entstand so eine Familie, die sich auch auf die Fans erstreckte: Die SPN Family. Das alle Drei den Kontakt zu den Fans nicht scheuen und bei etlichen Gelegenheiten und Conventions auch abseits der Serie für Unterhaltung sorgen und dabei stets Fannähe demonstrierten, hat zusätzlich dazu beigetragen, dieses enge Verhältnis zu schaffen.
Diese Beziehung zwischen Fans und Serie zeigte sich auch 2015, als Jared Padalecki öffentlich über seine Depressionen sprach und die Kampagne "Always Keep Fighting" ins Leben rief, um auf mentale Probleme und Depressionen aufmerksam zu machen und Organisationen zu unterstützen, welche sich mit eben diesen Problemen beschäftigen. Gepusht wurde die Kampagne dabei in erheblichem Maße von den Fans und für viele war dies selbst eine Anlaufstelle, um über ihre Probleme oder gar Selbstmordgedanken zu reden und Hilfe zu suchen.
Es hat zur Beliebtheit und Stärke von Supernatural beigetragen, dass die Serie mit den Jahren auch solche Themen und sogar die Fans selbst mit in die Storys einbezogen hat.
Dies zeigt sich nirgendwo stärker als in einer ganz speziellen Storyline, welche sich seit Supernatura Staffel 4 nahezu durch alle weiteren Staffeln zieht. Welche Serie kann schon behaupten, ihre Fangemeinde aktiv in die Geschichte mit eingebaut zu haben? Im Laufe der Zeit haben die Macher einen kreativen Weg geschaffen, der es ihnen erlaubt, so ziemlich alle Geschichten zu erzählen, ganz gleich wie verrückt oder abgedreht sie auch sein mögen. Selbst ein Deadpool kann sich hier noch einiges abschauen. Auf diese Weise entstand so manch erinnerungswürdige Folge. Eine Top 10 aus allen zusammenzustellen wäre äußerst schwer, daher hier mal ein Blick auf einige der verrücktesten Supernatural-Folgen:
In Staffel 3 Folge 3 Ein Unglück kommt selten allein/Bad Day at Black Rock finden Sam und Dean heraus, dass jemand ein verfluchtes Artefakt ihres Vaters gestohlen hat: Eine Hasenpfote. Wer sie besitzt, hat unfassbares Glück. Verliert man sie jedoch, können selbst die eigenen Schnürsenkel zur Todesfalle werden. Und Sam bekommt diese Auswirkungen am eigenen Leib zu spüren, während Dean seinen inneren Batman entfesseln darf.
In Staffel 3 Folge 11 Und täglich grüßt.../Mystery Spot muss Sam mit ansehen, wie Dean immer wieder stirbt. Nur um am selben Morgen desselben Tages erneut aufzuwachen. Sam durchlebt denselben Tag immer und immer wieder und kann nichts am Tod Deans ändern, ganz gleich, was er tut. Und täglich grüßt das Murmeltier auf Supernatural-Art.
Staffel 4 Folge 5 Monsterfilm/Monster Movie wurde komplett in Schwarz-Weiß gedreht und dient als Hommage an die Monsterfilme des alten Hollywood. Auf einem Oktoberfest untersuchen Sam und Dean merkwürdige Morde. Laut Augenzeugen waren die Täter ein Vampir, ein Werwolf und eine Mumie. Die Brüder stoßen dabei auf einen Formwandler mit einer Vorliebe für alte Hollywoodfilme.
"Supernatural wird vor einem Live-Publikum gedreht." Was WandaVision kann, konnte Supernatural schon vor zehn Jahren. In Staffel 5 Folge 8 Wie im Himmel, so auf Erden/Changing Channels sind die Brüder in einer merkwürdigen Realität gefangen. Hier springen sie von einer Fernsehserie zur nächsten und müssen dabei stets ihre Rollen spielen. Sei es eine Sitcom, ein Krankenhausdrama oder ein Krimi, bei dem man sich nachts möglichst cool die Sonnenbrillen in Zeitlupe aufsetzt. Selbst um Knight Rider kommen die beiden nicht herum, wobei einer die Rolle des sprechenden Autos übernehmen muss!
In Staffel 8 Folge 11 Blutiges Spiel/LARP and the real Girl führt ein Mordfall die Brüder zu einem Ort namens Moondoor, wo ein Live Action Rollenspiel angesetzt in einer mittelalterlichen Fantasywelt voller Cosplayer stattfindet. Hier treffen sie auf ihre alte Bekannte Charlie, die sich als Königin von Moondoor entpuppt. Zusammen stürzen sie sich in die LARP-Welt und versuchen herauszufinden, welch magisches Wesen hier sein Unwesen treibt. Und Dean darf eine heroische Braveheart-Rede halten.
In Staffel 8 Folge 8 Verzehrte Gegenwart/Hunteri Heroici kommt es zu mysteriösen Vorfällen. Ein Schwarzer Kreis an der Wand, durch den jemand geflohen ist. Ein Amboss, der jemandem auf den Kopf fiel. Herzen, die in Herzform geradezu aus der Brust springen. Sam und Dean finden sich in einem Fall wieder, der Cartoon und Realität aufeinanderprallen lässt.
Staffel 9 Folge 5 Hundstage/Dean dog afternoon: Ein Mordfall und der einzige Zeuge ist ein Hund. Die Befragung entpuppt sich als schwierig, also wenden die Brüder einen Zauber an, durch den Dean fortan in der Lage ist, alle Tiere um sich herum zu verstehen und mit ihnen zu reden. Dies führt dann auch mal zu einem Streitgespräch mit einer Taube oder zum Ankeifen des Postboten.
In Staffel 11 Folge 8 Nur in meiner Fantasie/Just my imagination bekommt Sam überraschend Besuch von Sully, seinem imaginären Freund aus der Kindheit. Er erklärt den Brüdern, dass er ein Wesen namens Zanna sei, dass dafür da ist, Kindern zu helfen. Sully bittet die Brüder um Hilfe, nachdem jemand auf blutige Art und Weise andere Imaginäre Freunde getötet hat. Eine Folge voller Glitzer.
Staffel 13 Folge 16 ScoobyNatural ist vielleicht die verrückteste Folge der Serie. In einem Serien-Crossover der besonderen Art werden Sam, Dean und Castiel in den Fernseher gesaugt und finden sich plötzlich als Zeichentrickfiguren in Scooby Doo wieder! Zusammen mit der Scooby-Bande untersuchen sie einen mysteriösen Fall und hoffen, dadurch wieder in die Realität zurückzugelangen. Die Folge entstand in Zusammenarbeit mit den Machern der Scooby Doo Zeichentrickserie.
Die Ghostfacers, das Gelbfieber, Gute Nacht Geschichten. Euch fallen sicher noch viele weitere, Erinnerungswürdige Folgen ein. Abseits der gerade genannten eher verrückten Folgen gibt es natürlich noch viele weitere, die man hervorheben könnte. Zumindest drei wollen wir nicht unerwähnt lassen.
Da wäre zunächst einmal Staffel 5 Folge 22 Schwanenlied/Swan Song. Hier kommt es zum großen Finale in der Apokalypse, als Sam und Dean versuchen den Kampf zwischen Lucifer und Michael zu verhindern. Diese Folge war eigentlich als Serienfinale vorgesehen und als dieses würde es auch wunderbar funktionieren. Hier beendet Eric Kripke seine auf 5 Staffeln angelegte Story und bringt sie zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Nachdem die Serie verlängert wurde, übergab Kripke das Zepter des Showrunners und das Ende der Folge wurde leicht abgeändert, um für einen Cliffhanger zu sorgen.
Auch die Folge Baby aus Staffel 11 ist eine ganz besondere. Hier dreht sich alles um den geliebten Impala, der von Anfang an fest zur Show gehört und gewissermaßen als dritter Hauptdarsteller fungiert. Diese Folge erleben wir komplett aus Sicht des Autos, was für ganz besondere Einblicke sorgt und viele schöne Szenen bereithält. Ein wunderbares Denkmal für dieses wichtige Element der Show.
In Staffel 14 erreichte die Serie mit der 300. Folge einen weiteren Meilenstein. In Familientreffen/Lebanon kehrt Jeffrey Dean Morgan erstmals seit dem Finale von Staffel 2 als John Winchester zurück und sorgt damit für ein ganz besonderes Familientreffen. Endlich können die beiden Brüder etwas Zeit mit ihren gemeinsamen Eltern verbringen und sich am Ende nun auch gebührend von ihrem Vater verabschieden. Eine ganze Folge schlicht fürs Herz.
Nicht eine spezielle Folge, sondern eine ganz besondere Storyline steht jedoch über allem anderen. Ab Staffel 4 wurde die Fanbase mit in die Serie eingearbeitet und war fortan selbst Bestandteil der Welt von Supernatural. In der 18. Folge Das Monster am Ende des Buches/The Monster at the End of this Book entdecken Sam und Dean per Zufall in einem Comicbuchladen die Romanreihe "Supernatural", welche haargenau auf ihren Erlebnissen beruht und eine kleine, aber treue Fangemeinde um sich geschart hat. Geschrieben wurden die Bücher von einem merkwürdigen Mann namens Chuck. Dieser stellt sich als ein Prophet des Herrn heraus und ist dazu auserwählt, das Winchester Evangelium zu schreiben.
Diese Storyline wird in Staffel 5 mit der Folge Die echten Geisterjäger/The Real Ghostbusters fortgesetzt. Sam und Dean landen auf der Jagd nach einem Geist in einem Hotel und stoßen dort auf etwas Unerwartetes: Eine Supernatural-Convention voller Fans und Cosplayer verkleidet als Sam und Dean. Die beiden müssen sogar einem Panel beiwohnen, in dem Chuck Fragen der Fans beantwortet, sehr zum Missfallen der beiden Brüder.
Mehr Meta geht kaum? In dieser Serie geht immer noch mehr.
Die Supernatura-Folge Über uns nur der Himmel/The French Mistake aus der 6. Staffel trieb das Ganze auf die Spitze: Sam und Dean werden durch ein Fenster geschleudert und als sie auf dem Boden landen, liegen sie plötzlich am echten Set von Supernatural. Sie befinden sich in einer anderen Realität, wo Supernatural nur eine Serie ist. Sam und Dean müssen nun Jared Padalecki und Jansen Ackles spielen, die wiederum Sam und Dean in einer Serie spielen. Misha Collins schreibt in der Folge einen Tweet, der dann auch so auf dem echten Twitter gelandet ist. Zudem finden die Brüder allerhand Merkwürdiges über die beiden Schauspieler heraus und auch die Fanbase kommt hier nicht zu kurz. Als Höhepunkt nutzt man die Folge dann auch noch, um sich von Eric Kripke zu verabschieden, dem Showrunner für die ersten fünf Staffeln: Er wird ziemlich übertrieben und theatralisch erschossen. So Meta abgedreht wie hier war noch nicht einmal Deadpool!
In Staffel 10 stand dann mit Fan Faction die 200. Folge der Serie an. Sam und Dean untersuchen einen Fall an einer Schule und zufälligerweise wird genau hier von Fans ein Supernatural-Musical aufgeführt. Fan-Fiction, Sub-Texte zwischen Sam und Dean, der Wunsch der Fans nach einer Liebesbeziehung zwischen Dean und Castiel. Die Folge ist voll von Anspielungen und eine Feier der Serie sowie eine Verbeugung vor den Fans.
Diese Supernatural-Storyline innerhalb von Supernatural setzt sich in noch so mancher weiteren Folge fort. Sie dienen jedoch nicht nur um bloß einzelne Highlights zu setzten. Sie zeigen, wie wichtig die Fanbase für die Serie ist. So wichtig, dass genau diese Storyline ab Staffel 14 noch größere Auswirkungen hat und in Staffel 15 sogar zum großen Finale führt. Da vermutlich noch nicht jeder die letzten zwei Staffeln gesehen hat, wollen wir aber nicht zu viel offenbaren.
Nun endet ihre Reise also.
Das Finale der Serie ist in jedem Fall ein emotionales und wie wir finden auch ein würdiges. Dabei haben die Macher sich für gleich zwei Finalfolgen entschieden: Die vorletzte Folge dient als Staffelfinale und die letzte Folge als Serienfinale. Corona-bedingt musste die Produktion hier für mehrere Monate pausiert und mussten gerade im Finale auch einige Kompromisse gemacht werden. Aber so wie es ist, kann man dennoch gut damit leben.
Der längste Roadtrip der Seriengeschichte geht damit zu Ende. 15 spannende, lustige, aber auch sehr emotionale Jahre liegen hinter uns. Es war ein wilder Trip und man darf gespannt sein, ob es irgendwann doch noch einmal weiter geht, so ganz abgeschlossen mit den Winchester haben Padalecki und Ackles noch nicht und eine zukünftige Rückkehr alles andere als ausgeschlossen. Carry on!
