Hollywood liebt Happy Ends, doch nicht immer geschehen sie im Kino: Disneys Schneewittchen startete mit großen Erwartungen, scheiterte an den Kassen und wurde auch von Kritikern zerrissen. Heute, ein halbes Jahr später, erlebt der Film seine späte Auferstehung - im Wohnzimmer der Zuschauer.
Eigentlich klang alles wie ein Selbstläufer: Rachel Zegler als charmantes Schneewittchen, Gal Gadot als glamouröse Königin und Marc Webb auf dem Regiestuhl. Ein klassisches Märchen, neu verpackt, mit viel Star-Power und einem Budget von ca. 250 Millionen Dollar. Disney schien bereit, ein weiteres Milliarden-Kapitel seiner Remake-Historie zu schreiben.
Doch die Realität sah anders aus. Nach dem Kinostart im März sprach niemand von einem Märchen, sondern von einem Desaster. Nur 206 Millionen Dollar weltweit - in den USA sogar nur 87 Millionen - weit entfernt von den gigantischen Summen, die Remakes wie Alice im Wunderland (1,03 Mrd.), Der König der Löwen (1,66 Mrd.) oder auch Die Schöne und das Biest (1,27 Mrd.) einspielten.
Die Reaktionen fielen hart aus: Lediglich 39 Prozent auf Rotten Tomatoes und gespaltene Kritiken in den großen Magazinen. Und auch das Publikum war nicht überzeugt: Modernisierung und Casting-Entscheidungen sorgten in sozialen Medien für hitzige Diskussionen, die noch vor der Premiere viel Vertrauen in den Film kosteten.
Doch kaum war der Film auf Disney+ gestartet, drehte sich die Stimmung. Seit Juni hält sich Schneewittchen stabil in den Top-Charts des Streamingdienstes, laut FlixPatrol war der Film an 67 Tagen in den globalen Top-10-Charts vertreten. Millionen Menschen haben den Film also inzwischen nachgeholt und entdecken nun vielleicht genau das, was im Kino unterging: Eine märchenhafte Atmosphäre, liebevoll gestaltete Sets, eindrucksvolle Musik und ein Ensemble, das überzeugt.
Schneewittchen zeigt: Streaming kann zwar durchaus ein Rettungsanker sein - aber trotzdem längst nicht jede beliebig hohe Millionenproduktion rechtfertigen. Für Disney bedeutete der Kinoflop (auch weil zuvor bereits die gemischten Ergebnisse von Arielle, die Meerjungfrau kaum Rückenwind gaben) jedenfalls ein Überdenken der eigenen Live-Action-Remake-Strategie: Die geplanten Remakes von Rapunzel - Neu verföhnt und Aladdin 2 wurden pausiert. Offenbar nimmt man sich Zeit, diese Projekte neu zu bewerten.
Gleichzeitig beweist der kürzliche Megaerfolg von Lilo & Stitch, dass das Remake-Konzept lange noch nicht tot ist - aber zukünftig wohl gezielter eingesetzt werden muss.