Bewertung: 4.5 / 5
Auch wenn die Apokalypse schon oft im Kino ausgebrochen ist, schafft es I Am Mother gekonnt, sich von ähnlichen Werken zu distanzieren. Dabei mag der eine oder andere Twist zwar absehbar sein, die gesamte Handlung ist aber mit vielen Ideen gespickt, so dass sich das Gesamtbild dem Zuschauer wirklich erst am Ende erschließt. I Am Mother ist ein atmosphärisch dichter Science Fiction-Film, von dem wir im Kino gerne mehr erleben würden. Eine originelle Idee, die trotz augenscheinlich bekannter Motive durch und durch kreativ ist und es schafft, den Zuschauer zu überraschen.
I Am Mother Kritik
Nach dem Untergang der Menschheit ist alles, was von der Zivilisation übrig geblieben ist, in einem Bunker verstaut. Ein einzelner Roboter, "Mutter", wacht über die letzten Embryonen, um eines Tages die Welt neu zu bevölkern. Mutter zieht ein einzelnes Mädchen heran, als Test für die Kinder, die folgen sollen. Die Tochter (Clara Rugaard) wächst heran und wird in allen Belangen von Mutter unterrichtet. Doch als eines Tages eine Frau (Hilary Swank) vor den Toren des Bunkers auftaucht, stellt sich für die Tochter die Frage, was wirklich da draußen passiert ist - und ob Mutter immer die Wahrheit sagte...
Trailer zu I Am Mother
Kreative größere Filme, die nicht auf bestehenden Vorlagen basieren, sind selten im Kino geworden und umso erfrischender ist es, dass ein Film wie I Am Mother tatsächlich den Weg in unsere Kinos findet. Man könnte ihn minimalistisch nennen, denn zwei Frauen und ein Roboter sind alles, was in dieser Geschichte zu finden sind. Doch nie stellt sich dem Zuschauer die Frage, ob man diese des Budgets wegen so kompakt und den Cast so klein gehalten hat, denn alles fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen. Dabei lastet der größte Teil des Films auf der noch jungen Clara Rugaard, die es gekonnt versteht, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Viel Faszination entsteht auch dadurch, dass der Zuschauer über weite Strecken nicht mehr weiß als die Hauptprotagonistin. Zwar kann man sich den einen oder anderen Storytwist nach ein paar ungeschickten Einblendungen zwar schon denken, dennoch ist diese nicht so absehbar, wie der kurze Abriss oben vermuten lässt und immer wieder wird man als Zuschauer auf die Probe gestellt, wem man nun vertrauen würde, wenn Aussagen miteinander kollidieren. Erfrischend dabei, dass auch die Auflösung am Ende sich nicht in Klischees flüchtet, sondern gekonnt den Bogen spannt zu den Samen, die zu Beginn des Films gesät wurden.
Auch wenn nicht jede Idee aus I Am Mother bis zum Ende durchexerziert wird und manch Motiv ruhig etwas mehr Vertiefung vertragen hätte, so kann der Film dennoch auf ganzer Linie überzeugen. Das ist auch einmal mehr das Verdienst von Weta Digital, die Mutter zum Leben erweckt und trotz überschaubarem Budget ein paar eindrucksvolle Szenen erschaffen haben. Dabei zeigt sich einmal mehr, wie sehr Filme an Qualität gewinnen, wenn Trickeffekte effizient eingesetzt werden und Szenen eben nicht im Effektoverkill den Zuschauer überfordern.
I Am Mother richtet sich vor allem an Freunde von Ex Machina oder Moon. Es ist über weite Strecken ein ruhiger Film, der die Spannung aber nicht ignoriert und immer wieder actiongeladene Spitzen produziert, vor allem im letzten Drittel. Dennoch vermeidet man es, alles, was zuvor aufgebaut wurde, über Bord zu werfen, wie es so oft der Fall bei ähnlichen Filmen ist. Während in den USA I Am Mother bereits seit Juni bei Netflix läuft, ist es schön zu sehen, dass hierzulande wirklich der Weg ins Kino geebnet wurde. Der Gang dorthin sollte für SciFi-Fans obligatorisch sein, denn hier hat man wirklich mal wieder das Gefühl, einen wirklich guten Film zu sehen, der überrascht und eigene Wege geht. So etwas muss belohnt werden, bitte mehr davon!