Ritterspektakel auf der großen Leinwand, ein Event, das in die Jahre gekommen ist. Wir werfen einen Blick auf die bisherigen Genre-Vertreter und jene Ritter und Ritterinnen, die sich den Weg in unsere cinephilen Herzen erfochten haben!
Das Urgestein
Den Anfang unserer Ritterschau macht mit Robert Taylors Ivanhoe ein Urgestein des Genres. Basierend auf Sir Walter Scotts Romanvorlage aus dem 19. Jahrhundert, enthält der titelgebende Held im Film Ivanhoe - Der schwarze Ritter alles, was einen romantisierten Ritter eben ausmacht: An der Seite von Robin Hood kämpft Ivanhoe einerseits für den einzig wahren König aus Gottes Gnaden - Richard Löwenherz - und andererseits für das von den Normannen unterdrückte angelsächsische Volk. Unerschrocken im Angesicht des Feindes und im Angesicht der Liebe. Versiert im Umgang mit Lanze hoch zu Ross, genauso wie im Zweikampf mit Schwert. Bis auf das wallende Haar enthält dieser Ivanhoe wirklich alle wesentlichen DNA-Bausteine späterer Filmritter samt dem Gottesurteil durch Kampf am Ende, der uns auch in The Last Duel erwarten dürfte.
Der 1. Ritter
Ein ähnlich romantischer Abenteuer-Ritter war Mitte der 90er Richard Gere in und als Der 1. Ritter. Sein Lancelot ist vor allem ein leidenschaftlicher Liebhaber, der nicht nur unfreiwilig zwischen die Fronten einer Rivalität zwischen König Artus (Sean Connery) und Ex-Tafelritter Malagant (Ben Cross) gerät, sondern auch die Liebe Guineveres (Julia Ormond) zum Herrscher Camelots gehörig auf den Prüfstand stellt. Dennoch ist dieser Lancelot kein reiner Sunnyboy mit Breitschwert. Er ist vor allem ein Typ, der nichts zu verlieren hat und dem ein alternder König Artus als väterlicher Mentor erst die Richtung im Leben weißen muss. Romantische, gelegentlich in den Kitsch abdriftende Vorstellungen von Ritterlichkeit finden in Richard Gere als Lancelot eine wunderbare Verkörperung zwischen Märchenprinz und Actionheld, die er mit einem Augenzwinkern auch über die gelegentlichen Albernheiten des Films erhaben sein lässt.
Der Drachenfreund
Ebenso familientauglich war Dennis Quaid in Dragonheart im Jahr 1996. Zu Beginn des Films ist sein Ritter Bowen noch ein ruheloser Drachentöter, der die feuerspeienden Echsen für die Korrumpierung seines einstigen Schützlings, König Einon - mittlerweile ein erbarmungloser Tyrann -, verantwortlich macht. Doch als er auf den Drachen Draco, gesprochen von Sean Connery, trifft gerät sein Weltbild ins Wanken und er findet seine einst hochgehaltenen ritterlichen Ideale neu. Ritter Bowen hat Schuld auf sich geladen, sucht verzweifelt nach Sinn im Leben, nachdem er als Mentor versagte. Er muss neu lernen, was es heißt anderen zu dienen anstatt nur sich selbst und - was viel wichtiger ist - was es heißt ein Opfer einzugehen. Am Ende dieses Films kullern zweifelsohne Tränen, aber auch das ist ritterlich.
Die weiblichen Ritter
Allerdings sind es nicht zwangsläufig robuste Kerle, die in schimmernder Rüstung über ein Schlachtfeld galoppieren: Die Geschichte um das Bauernmädchen Jeanne D´Arc, die in göttlicher Bestimmung in Ritterrüstung - scheinbar als Mann - im Hundertjährigen Krieg die Franzosen gegen die Engländer führte inspirierte zu bisher einem knappen Dutzend Verfilmungen. Egal welche Interpretation der Heiligen Jungfrau von Orléans, die klassische Stummfilmversion von Carl Theodor Dreyer, Milla Jovovich unter der Regie von Luc Besson oder Lise Leplat Proudhomme, die mit gerade einmal 10 Jahren in die Rolle der Heiligen Jeanne schlüpfte, sie alle haben gemein, dass sie zeigen, dass auch eine junge Frau in Ritterrüstung Berge versetzen kann.
Noch beeindruckender demonstriert diesen Umstand vielleicht Brienne von Tarth (Gwendoline Christie) aus der Serie Game of Thrones. Innerhalb des Westeros-Kosmos stellt ihre Figur einen radikalen Bruch der Geschlechterrollen dar. In einer Welt in der Männer die Regeln machen, und zuweisen was Mann und was Frau ist, und was mit dieser Einteilung einhergeht, fügt sich Brienne weder in das gängige Frauenbild noch akzeptieren sie die Männer als gleichwertig. Sie kann weder das eine noch darf sie das andere sein und bewegt sich damit über den Geschlechtern, einen Umstand, den sie absolut zur Waffe zu machen weiß.
Die Kokosnuss-Ritter
All die - besonders in den romantisierten Darstellungen, die die Filmlandschaft in dieser Hinsicht dominieren - in diesen Geschichten beschworenen und breitgetretenen Ideale und Werte laden natürlich zu jeder Form der Parodie ein. Neben Ritter aus Leidenschaft lachen bereits Generationen an Filmfreund:innen über die legendären Ritter der Kokosnuss. Egal ob Lancelots Amoklauf durch eine Hofgesellschaft oder der unvergessliche Zweikampf König Arthurs gegen den keinen Schmerz kennenden Schwarzen Ritter: Kaum eine Szene aus dieser Verballhornung des Artus-Sagenkreises rund um die Ritter der Tafelrunde ist nicht Kult und wurde keine abertausende Male zitiert.