
Trailer sind ein ganz entscheidender Bestandteil des Film-Marketings, aber immer auch eine Gratwanderung. Wie viel soll gezeigt werden? Was soll gezeigt werden, und was besser nicht? Es gilt, Aufmerksamkeit zu erregen und die Leute dazu zu bringen, ins Kino zu gehen - aber nicht, ihnen das Kinoerlebnis von vornherein zu vermiesen, indem zu viel gezeigt wird.
Spoilerlastige oder suboptimal geschnittene Trailer, darüber regt sich manchmal sogar der Regisseur des jeweiligen Films auf. Und sei es nur, um nicht die alleinige Schuld für einen Flop auf sich nehmen zu müssen. ;-) Hier ein paar bekannte Fälle, bei denen Regisseure die Trailer zu ihren eigenen Filmen kritisiert haben!
Alan Taylor - "Terminator - Genisys"
Falls es nach Terminator 3 - Rebellion der Maschinen noch nicht klar gewesen sein sollte, dann doch spätestens nach Terminator - Genisys: Wer einen Terminator-Film ungespoilert erleben will, der halte sich von den Trailern fern. Diese Lektion musste auch Genisys-Regisseur Alan Taylor auf die harte Tour lernen, als im zweiten Trailer offenbart wurde, dass Widerstandsheld John Connor (Jason Clarke) nicht der ist, der er zu sein scheint - sondern ein Terminator und der Oberschurke des Films. Das führte laut Taylor zu ein paar unerfreulichen Gesprächen zwischen ihm und dem Studio, bei dem er sich über dies und das beschwert habe. Schon witzig, meinte er, er habe diese Szenen natürlich in der Absicht gedreht, dass keiner davon wissen würde.
"Terminator - Genisys" Trailer 2 (dt.)
Antoine Fuqua - "Southpaw"
Im Trailer zum Boxer-Drama Southpaw stirbt Rachel McAdams, die Jake Gyllenhaals Frau spielt, nach einer knappen Minute, im Film dagegen ungefähr nach einem Drittel der Laufzeit. Aber eine solche Wendung geht schon als dicker Spoiler durch, vor allem, wenn es eine Schauspielerin dieses Kalibers ist, die dran glauben muss, und sie im Marketing so präsent ist. Regisseur Antoine Fuqua stimmte zu, dass man es auch anders und geschickter hätte handhaben können. Sicher habe ihm diese Enthüllung Sorgen bereitet, das tue sie noch immer. Und er habe seine Meinung dazu gesagt. Andererseits brachte Fuqua auch ein wenig Verständnis auf: Das Publikum brauche manchmal etwas mehr Plot, besonders für diese Art von Film. Daher habe er es akzeptieren müssen.
"Southpaw" Trailer 1 (dt.)
Matthew Vaughn - "Kingsman - The Golden Circle"
An den Trailern zu Kingsman - The Golden Circle gab es nicht viel auszusetzen - bis auf eine Sache, die Regisseur Matthew Vaughn gern geheim gehalten hätte: dass Colin Firths Harry Hart, der in Kingsman - The Secret Service gestorben zu sein schien, zurückkehrt. Vaughn machte seinem Ärger anschließend Luft und bezeichnete es als Blödheit. Er habe das Studio angefleht, es nicht zu enthüllen, da es die treibende Kraft des ersten Akts sei, und wenn man diese Szene nicht gekannt hätte, hätte es dem Publikum den Atem verschlagen. Also müsse man die lieben Marketing-Leute fragen, deren Job es sei, den Film zu öffnen, die sich aber nicht wirklich ums Filmerlebnis scherten. Beim nächsten Mal will Vaughn die Trailer selbst kontrollieren, hat er sich vorgenommen.
"Kingsman - The Golden Circle" Trailer 2 (dt.)
Colin Trevorrow - "Jurassic World"
"Sie haben weit mehr von diesem Film gezeigt, als ich es je hätte wollen." So beklagte sich Regisseur Colin Trevorrow über die Marketingabteilung hinter Jurassic World und bezog sich dabei auf die skeptisch beäugte Sequenz, in der Owen Grady (Chris Pratt) auf seinem Motorrad zusammen mit den Velociraptoren herumbraust. Trevorrow nannte es verrückt und erklärte, man müsse sich die Aufhebung der Ungläubigkeit zuerst verdienen. Im Film habe man es sich zu dem Zeitpunkt, als es passiert, schon eineinhalb Stunden lang verdient. Jeder Film habe seine eigene Logik, und wenn man neue Regeln aufstelle, könnte es für die Zuschauer schwierig sein, ihnen nur Schnipsel von etwas zu zeigen, ohne dass sie die Regeln verstehen, die den Film definieren.
Damit hörte es allerdings nicht auf. Wenngleich Trevorrow beim Sequel nicht auf dem Regiestuhl saß, hatte er Jurassic World - Das gefallene Königreich doch mitgeschrieben und mitproduziert, und auch dort war er frustriert, weil die Trailer bestimmte Teile der Handlung verrieten. Mal sehen, wie es dann bei Jurassic World 3 läuft...
"Jurassic World" Trailer 2 (dt.)
Merke: Es gibt Gegenbeispiele!
Es kann aber auch anders laufen. Nicht immer nörgeln Regisseure über Spoiler in Trailern zu ihren Filmen, hin und wieder verteidigen sie sie sogar! So geschehen bei Guardians of the Galaxy Vol. 2, wo sich James Gunn zum Einschreiten genötigt sah, als sich viele darüber beklagten, dass schon verraten wurde, dass Ego (Kurt Russell) der lang verschollene Vater von Peter Quill/Star-Lord (Chris Pratt) ist. Dieses Wissen werde das Filmvergnügen in keiner Weise schmälern, stellte Gunn klar. Es solle keine schockierende Wendung sein wie zum Beispiel die, dass Darth Vader Luke Skywalkers Vater ist. Ego sei von Anfang bis Ende das emotionale Zentrum des Films und dies kein Twist. Und man könne ihm glauben, dass er noch viel, viel mehr Überraschungen auf Lager habe. Womit Gunn dann ja auch recht hatte.