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Harley Davidson & the Marlboro Man

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Harley-Davidson & The Marlboro Man Kritik

Harley Davidson & the Marlboro Man Kritik

Harley Davidson & the Marlboro Man Kritik
0 Kommentare - 26.07.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Harley Davidson & the Marlboro Man" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Als die Stammkneipe der Biker Harley Davidson (Mickey Rourke) und Marlboro Man (Don Johnson) Gefahr läuft zu schließen, entschließt sich das Duo einen Geldtransporter zu überfallen, um das nötige Geld zum Erhalt aufzubringen. Doch als sie den Transporter öffnen, finden sie kein Geld, sondern eine neue Droge namens „Killertraum“ vor. Dies führt den mächtigen Drogenboss und Bankpräsident Chance Wilder (Tom Sizemore) auf die Spur der beiden. Wilder entsendet seine Killer auf Davdison und den Marlboro Man.

Was bedeutet es ein Mann zu sein? Daß ist eine identitäre Frage, die sich dieser Tage immer wieder in verschiedenste Diskurse um politische Strömungen, Meinungen, Ängste, Zukunft und Vergangenheit schiebt. Geboren ist dieser kritische Drahtseilakt aus strukturellen Zuständen, in denen und das muss man neidlos anerkennen, der Mann, der heterosexuelle, weiße Mann, deutlich mehr Vorteile und Möglichkeiten hat, als jeder andere Mensch. Natürlich ist das geprägt durch den Kontinent und die Gesellschaft, in der Mann lebt. Aber wir gehen jetzt mal von einer westlichen Sicht aus. Nun, den Mann als Idee und Konzept zu greifen, obliegt natürlich den Präferenzen. Sprüche wie „Typisch Mann“ oder „Typisch Frau“ sind natürlich kleinkariert, aber sie sprechen doch eine deutliche Sprache, wenn es darum geht, sie in Massen aufzuzählen. Letzten Endes ist der Ursprung natürlich anderen Orts zu finden und beginnt innerhalb der Sozialisation einer Gesellschaft. Ja, auch da werden wir zu Adam und Eva zurückkehren müssen, um wirkliche Männlichkeit zu definieren. Letzten Endes ist es also ein Fass ohne Boden und kann niemals Sinn einer Debatte sein, „den Mann“ in irgendeiner Art und Weise zu definieren. Es gibt Menschen, die verspüren eine Sehnsucht nach Männern auf Motorrädern, im Kampf, auf der Straße und sehen darin eine Art Freiheitskonzept und Bestimmungshorizont. Nun ist Harley-Davidson & The Marlboro Man also entweder ein Film über Männer, oder kein Film über Männer oder eben vielleicht ein Film über Männer.

Gedeutet wird der Mann hier als Subkultureller Bestandteil einer ehrbaren Ideologie, zumindest, wenn man das ehrbar nennen will. Harley Davidson und sein Kumpel Robert Lee Edison sind Männer. Und laut dem Film sind sie also Männer, weil sie ihren Lebtag in einer Bar oder Kneipe zubringen, trinken, Frauen beim Poledance beobachten, oder auch mal mehr tun. Sie sind Männer, weil sie Motorrad fahren, Lederjacken oder Cowboy-Outfits tragen. Sie sind Männer, weil sie sich nicht abschrecken lassen oder vor dem Tod fürchten. Sie können kämpfen, nehmen jede Bedrohung mit einem Schulterzucken entgegen. Erstaunlicherweise sind sie vor allem dann treu, wenn es darum geht ihre Bar, also einen Ort, wo sich andere Männer tummeln, zu retten. In Sachen Liebe ist vor allem Robert Lee Edison ein Mann, weil er sich der Liebe zunächst verschließt und sich ihr dann öffnet. Nun mag das wohl nur zu Teilen die ironisierte Definition eines Mannes durch Herbert Grönemeyer widerspiegeln, gleichwohl hebt sich der Film damit auf eine Ebene, in der die Figuren kaum noch eine nennenswerte Subtanz aufweisen. Sie sind diese lebendig gewordenen Vorstellungen vergangener Tage, die aber ob des gesamten Szenarios und der gesamten Prämisse kaum zugänglich erscheinen. Ja, man kann Harley-Davidson & The Marlboro Man kaum ernst nehmen und vielleicht sollte man das auch nicht. Gleichwohl gilt das aber auch für die Gegenseite, derer, die sich darüber echauffieren, wie Männer sich geziemen und an alten Strukturen vermeintlich festhalten.

In seinem Kern ist Harley-Davidson & The Marlboro Man ein Buddy-Movie, daß bedingt durch die wahre Freundschaft zweier Männer eine gewisse Homoerotik mit sich bringt. Immerhin könnte man ja infrage stellen, warum sich die zwei so lange den Frauen verschließen, bis sie eigentlich wieder getrennte Wege gehen. Dazu gesellt sich der ständige Drang danach, homophobe Kommentare abzugeben, die natürlich in dieser Szene fast klischeehaft erwartbar waren. Diese werfen allerdings auch dann die Frage auf, ob Homophobie auf der einen Seite männlich und dann das potentielle Mannschaftsduschen auf der anderen Seite ebenso hetero und männlich ist. In diesem Sinne tut sich der Film natürlich keinen Gefallen und obschon man hier natürlich deutliche Parallelen zu Easy Rider (1969) und der freiheitlichen Grundordnung finden kann, so erreicht Harley-Davidson & The Marlboro Man diesen Status selbstredend nie. Denn dafür ist er in gewisser Weise zu albern und verhaftet in einer Epoche, die ihm so gar nicht steht. Ja, wenn man an Buddy-Movies denkt, dann denkt man vielleicht nicht unbedingt sofort an einen Biker-Film. Dennoch hat das Charme und ist irgendwo so überspitzt und pseudo-cool ästhetisiert, daß Harley-Davidson & The Marlboro Man in keiner Sekunde auch nur langweilt. Da gibt es dann schon ganz andere Vertreter, die mal eine Konjunktur vertragen würden.

Am Ende erheben sich Harley Davidson und Robert Lee Edison gegen einen Unternehmer. Eine Bank soll dabei ausgeraubt, ein Kleinunternehmer gerettet und die Moral auf der richtigen Seite manifestiert werden. Das ist natürlich dann zunächst eine charmante David-gegen-Goliath-Geschichte, die der Film hier präsentiert. Gleichwohl ist das natürlich auch ein modernes Problem, daß durch einen Kapitalismus befeuert wird und der Film damit aufgreift. Denn frei nach dem Motto „Support your local Hero“ gehen die Figuren dem Idealismus des Kleinbürgertums nach. Das ist auch richtig und absolut ehrbar, schließlich hat man nichts davon, wenn Großkapitalisten, kleine Unternehmen auffressen und damit eine Monopolmacht darstellen. Inszeniert wird das dabei in Form eines Westerns, in dem die Figuren nicht auf Pferden, aber auf Motorrädern durch die „Prärie“ reiten. Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich die Welt seit jeher gewandelt hat, oder nicht? Bedenkt man die ausgeführte Selbstjustiz durch die Figuren im Film, könnte man zumindest auf letzteres schließen. Das wiederum wirft dann unweigerlich die Frage auf, ob „das System“ als Konzept nicht irgendwo versagt hat. In dieser Hinsicht ist der Film dann also sogar recht intelligent konzipiert.

Männer auf ihren Motoren. Harley-Davidson & The Marlboro Man ist ein absurder Spaß, der die Männlichkeit propagiert und darüber hinaus als kreativer Neo-Western alte mit neuen Welten vergleicht. Herrlich überzeichnet und gut gespielt, verbleibt ein zu Recht das Gefühl eines Kultfilms.

Harley Davidson & the Marlboro Man Bewertung
Bewertung des Films
710

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