
Bewertung: 3 / 5
Ich finde es tatsächlich etwas schwierig, einen Ansatz für eine Kritik zu Deadpool 3 zu finden - und das ist vielleicht auch schon direkt Teil des Fazits. Es ist ein Film, in dem viel passiert - in dem aber vieles auch recht ungeordnet ist. [Spoiler Folgen]
Um direkt ins Getümmel zu springen: Der erste Akt bricht dem Film leider etwas das Genick. Eigentlich sollte hier die Grundlage für die Motivation der Figuren geschaffen werden, auf denen der Rest des Filmes dann aufbaut. Und so ein bisschen was davon bekommen wir auch. Wade Wilson möchte ein Avenger werden. Er erzählt, dass er nach Bedeutung sucht, aber so ganz "warum", wird gar nicht mal so klar. Ja, irgendwie wegen seiner Freundin. Aber irgendwie kann man sich auch nicht sicher sein, ob das jetzt nur Show ist, oder nicht.
Die Beziehungskrise zwischen Wade und Vanessa hätte ich mir besser, konzentrierter umgesetzt gewünscht. Ich hatte den Eindruck, dass es eher so "eingestreut" war und vor allem, dass es mehr tell als show war. Wade durchläuft ja eigentlich eine ziemlich große Sinnkrise, die aber erstmal einfach da ist, was man so hinnehmen muss/soll.
Etwas ähnlich ist es bei Logan/Wolverine. Ok, in seiner Rolle kann ich es noch halbwegs verstehen, dass man erst später näher darauf eingeht. Aber auch hier...am Ende war es ist ganz viel tell und fast zero show. Das ist schade, weil ich das Gefühl habe, dass hinter Logan soooo eine tolle Geschichte steckt, die sich aber einfach nur bedingt entfalten konnte.
Ein anderes Problem, das ich habe, sind die ganzen Multiverse-Cameos. Die sind definitiv cool, keine Frage. Aber sie haben kein Gewicht. Das hat beispielsweise mit den 3 Spidermen gut funktioniert. In Deadpool & Wolverine kommt z.B. Laura/X-23 aus Logan zurück. Eigentlich war das ein emotionaler Ankerpunkt in Logan, aber davon war in D&W nichts zu spüren. Sie war einfach da, weil es cool war, dass sie da war.
Und jetzt kann man natürlich diskutieren, ist diese Erwartungshaltung nicht ein bisschen zu viel für einen Blödel-Film wie Deadpool?
Ich sage: Nö.
Warum sollte man die Erwartungshaltung immer im Zweifel für den Angeklagten möglichst niedrig hängen?
Vor allem, da andere MCU-Einträge gezeigt haben, dass sich Comedy und Herz trotzdem sehr gut verbinden lassen.
Dabei denke ich allen voran an James Gunn/Guardians 3. Ich denke mir irgendwie, dass er Deadpool 3 extrem gutgetan hätte - vor allem auch, da Gunn selber eine Splatter-Affinität hat. Aber Gunn hat eben auch mehr Feingefühl für die leisen Momente. Gut, jetzt ist Gunn mittlerweile bei der Konkurrenz, aber mein Punkt ist eher auch der, dass ich mir erhofft hätte, dass der Umzug von Deadpool ins MCU gewisse Synergien (yes!) freigesetzt hätte, was das Writing bzw. die Arbeit im Hintergrund betrifft.
Stattdessen war der Effekt im Wesentlichen nur, dass Reynolds Zugriff auf riesiges Arsenal an Figuren hat. Und wie im Schlaraffenland beißt er mal hier ab, mal da und am Ende sind die Augen größer als der Bauch und man liegt mit Zuckerschock am Boden.
Das kann definitiv auch mal ganz geil sein und macht absolut Spaß, keine Frage. Von daher, wenn ich dem Film 3 von 5 Hüten gebe, dann sind das definitiv auch "sehr gute" 3 von 5 Hüten. Es ist eine gute, unterhaltsame Comedy. Vor allem war es ein Fan-Fest. Sowas darf es auch gerne mal sein. Alles vollkommen ok.
Aber wenn ich es zu anderen Filmen vergleichen müsste, dann fehlt es mir hier an zu viel, um eine bessere Wertung zu rechtfertigen.
Und wie gesagt, das ist insofern schade, da ich denke, dass die neuen MCU-Kapazitäten in der Tiefe noch mehr hätten herauskitzeln können, ohne dass es ein schlechterer Comedy-Film geworden wäre.
Trailer zu Deadpool & Wolverine
