Der dunkle Ritter
Ein ebenso ungewöhnlicher, aber dafür bitter ernster Ritter ist niemand anderer als die bikende Fledermaus aus Gotham City. Spätestens durch den Titel seiner Fortsetzung, The Dark Knight, zum Prologfilm Batman Begins machte Christopher Nolan diesen Vergleich überdeutlich. Und tatsächlich sind die Parallelen - vor allem zu historischen Rittern - eigentlich offensichtlich: Bruce Wayne stammt aus dem Geldadel, er ist Boss des wichtigsten und größten Arbeitgebers (also quasi ein bisschen der moderne Lehnsherr von Gotham) der Stadt und haust in einem aristokratischen Anwesen mit Bediensteten. Neben einer technischen Überlegenheit im Kampf durch jahrelanges Training, beschert ihm zudem fortschrittliche Technologie einen Vorteil - und er hat einen Knappen. Die Werte dieses Dark Knight werden vor allem über seine Feinde definiert.
Seine beiden Gegner, der Joker (also das, was sich ein Konservativer unter einem Anarchisten vorstellt) und Bane (das, was sich ein Konservativer unter einem Kommunisten vorstellt) greifen vor allem die bestehende Ordnung an, Banken und Finanzzentren, und geben das krasse Gegenteil vor, zu dem sich der Dark Knight oppositionell positionieren kann. Die zu hoch gesteckten, einer tatsächlichen Umwälzung und Verbesserung der Verhältnisse verschriebenen Idealen einer anderen Ritterfigur im Film, nämlich Harvey Dent, zerbrechen an einer Figur wie dem Joker, finden keine Antworten darauf und führen zwangsläufig ins Chaos. Batman ist in erster Linie ein Korrektiv zum staatlichen Versagen, ist letztlich die einzige Instanz, die Ordnung wiederherstellen kann.
Dieser Dunkle Ritter ist seiner Sache und sich selbst dabei loyal, geht am Ende von The Dark Knight ein großes, am Ende von The Dark Knight Rises sogar das größtmögliche Opfer ein und verkörpert damit zumindest zum Teil ganz ähnliche Werte wie schon ein Robert Taylor als Ivanhoe. Aber vor allem tritt Christian Bale als Bruce Wayne am Ende des Tages gegen die Veränderung des Status quo ein, die im Kontext des nolan’schen Dark Knight-Kosmos immer nur Verschlechterung und nie Verbesserung bedeuten kann.
Der perfekte Ritter
"What man is a man who does not make the world better" steht hingegen auf dem Türbalken von Balians Schmiede in Ridley Scotts Monumentalfilm Königreich der Himmel. Unserem Held Balian (Orlando Bloom) wird eines Tages von einem Kreuzritterfürsten aus dem Heiligen Land offenbart, sein einziger Sohn und Erbe zu sein. Er begibt sich ins Heilige Land und sein Erbe und sein Schicksal anzutreten, aber vor allem weil er hofft, dort Vergebung und Erlösung zu finden. Zudem versucht er seiner plötzlichen Rolle als Ritter gerecht zu werden - eine Ehre, um die er nie gebeten hatte. So handelt Balian nach einem Ehrenkodex, der den anderen Ritterfiguren des Films, für die der Ritterstand von Geburt an selbstverständlich war, völlig fremd zu sein scheint. Die Frage nach der Notwendigkeit eines "perfekten Ritters" - wie Balian manchmal lobend manchmal spöttisch genannt wird - wird hier geschickt mit der verwoben, wo, wie und ob man überhaupt Erlösung finden kann.
Orlando Blooms Wuschelkopf mit seinen stillen Augen, in denen ganze Armeen versinken könnten, ist dabei eine melancholische Projektionsfläche des über sich Hinauswachsens, das in diesem Film beinahe auf magische Weise an einen Ritterschlag gekoppelt sein kann: In der vielleicht mitreißendsten Szene kurz vor der finalen Schlacht, beklagt sich der Patriarch Jerusalems bei Balian, der mit der Verteidigung der Stadt beauftragt ist, darüber, dass es ihnen an Rittern mangele. Daraufhin schlägt Balian kurzerhand jeden Mann unter Waffen in Hörweite zum Ritter. Auf die Frage, ob dieser einfache Sprechakt, die Nützlichkeit eines einzelnen im Kampf erhöhen würde, antwortet Balian sehr bestimmt mit ja.
Der echte Ritter
In The Last Duel bleibt von all dem nicht mehr viel übrig: Der Ritterschlag Jean de Carrouges´ (Matt Damon) ist eine Randnotiz, Teil der Entlohnung für die Teilnahme an einem kaum erfolgreichen Feldzug und in der spätmittelalterlichen Hofgesellschaft Frankreichs anno 1386 auch nicht mehr viel wert. Unser Ritter ist nicht mehr strahlend, sondern dreckig. Sein Haar sind keine wallenden Locken mehr, sondern ein filziger Vokuhila. Er ist nicht wohlüberlegt, sondern ein Hitzkopf; kein Frauenheld, sondern ein grober Wüstling. Er hängt Idealen nach, die kaum einer seiner Zeitgenossen zu teilen scheint - ganz entscheidend: vor allem seine Herren nicht - und stolpert und stümpert durch seine Verpflichtungen als Edelmann, Burgherr und Ehepartner. Noch nie war ein Ritter, ein so normaler Typ.
Noch nie kam ein Filmritter seinen historischen Vorbildern so nahe.
Bei der Menge an Rittern und Ritterinnen, die der Film in seiner langen Geschichte für uns bereithielt, konnte diese Auswahl natürlich nur stark subjektiv erfolgen. Deshalb: Lasst uns wissen, welche Ritter und Ritterinnen ihr am liebsten mögt, wen ihr im Kampf oder vielleicht auch bei einem Gelage gerne an eurer Seite hättet!