Bewertung: 4 / 5
Le Mans 66 ist ein US amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2019 und wurde von James Mangold inszeniert. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Le Mans 66 - Gegen jede Chance
Nachdem uns Once Upon a Time in Hollywood uns in bereits in die 1960er Jahre geführt hat, erwartet uns ähnliches in Le Mans 66 – Gegen jede Chance. Diesmal geht es jedoch nicht um Hollywood sondern um den Motorsport zu dieser Zeit. Aber wer die Zeitreise bei Tarantinos Werk mochte, der wird sich auch bei Le Mans 66 sehr wohl fühlen. Wir bekommen ein stimmungsvolles Setting der damaligen Zeit serviert. Natürlich liegt der Fokus auf den Autos, aber auch das drum herum ist stimmungsvoll eingefangen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Konzern Ford, welcher zu dieser Zeit von Henry Ford II. geleitet wird. Das Unternehmen hat Probleme beim Absatz und steht gehörig unter Druck. Die Idee ist im Motorsport aktiv zu werden und so die Begeisterung von potentiellen Käufern zu gewinnen. Im Augenblick wird der Motorsport jedoch von Ferrari dominiert. Nach einer gescheiterten Übernahme steigt man also in den Krieg gegen Ferrari ein, mit dem Ziel die Italiener beim legendären 24 Stundenrennen von Le Mans zu schlagen. Daher auch der Originaltitel Ford vs. Ferrari.
Die Handlung lässt relativ wenig Spannung bei über 150 Minuten Laufzeit vermuten. Man mag sich zwar denken, wie dieses Rennen gegen jede Chance ausgehen könnte, aber wer die Geschichte um die 24 Stundenrennen in den 60er Jahren nicht genau kennt, der erlebt durchaus einige Überraschungen. Zudem ist der Inszenierungsansatz von James Mangold ein gänzlich anderer, hier ist der Weg das Ziel. Es macht Spaß zuzuschauen, wie Ford mit Ferrari verhandelt, wohin das führt, wie ein gewisser Mr. Shelby anfängt ein Fahrzeug zu bauen und wie man sich Stück für Stück weiterentwickelt. Während all dieser Geschichten bleibt Le Mans 66 unglaublich fokussiert. Das Feindbild wird nicht hochsterilisiert, eine Liebesgeschichte wird nicht in den Vordergrund geschoben, hier geht es wirklich überwiegend um Motorsport. Dieser war zudem in den 60er Jahren ganz anders als heutzutage, es gab Unfälle, es wurde improvisiert und beim finalen Rennen in Frankreich kennen die vielen internationalen Teams natürlich nicht alle das Regelwerk in Gänze, welches in Französisch vorliegt.
Getragen wird der Film von den beiden Hauptdarstellern Christian Bale und Matt Damon. Insbesondere Bale hat eine durchaus anspruchsvolle Rolle bekommen, hat sich ihr wie so oft voll hingegeben und spielt jede Szene leidenschaftlich. Matt Damon verleiht Mr. Shelby das Gesicht, steht nicht so in Action wie Bale, meistert aber ebenfalls alles. In den Nebenrollen findet sich u.a. Jon Bernthal, welchen man u.a. aus Zwei vom alten Schlag kennt, Josh Lucas oder Caitriona Balfe.
Die 153 Minuten sind durchaus lang und überraschen bei der fokussierten Erzählweise, aber sie sind nicht zu lang. Sicher hätte man im Mittelteil einige Szenen raus lassen können, aber der Film ist für Motorsportliebhaber und diese freuen sich über jede Einstellung.
Allgemein muss man sagen, dass es wirklich wenig gute Motorsport-Filme gibt. Wenn man Actionstreifen wie The Fast and the Furious oder Nur noch 60 Sekunden weglässt fällt einem evtl. relativ schnell das großartige Rush ein, aber dann landet man schon schnell bei Gurken wie Driven. Von daher bedient Le Mans 66 ein Genre, was rar gesät ist. James Mangold leistet jedoch einen ziemlich guten Beitrag, welcher diverse andere Streifen im Rückspiel kleiner werden lässt.
Le Mans 66 kommt erscheint nicht von ungefähr zum Jahresende. Hier sehen wir einen Beitrag welcher mit Kurs auf die Oscars unterwegs ist. Das Gesamtpaket ist dank James Mangolds Regie äußerst stimmungsvoll geworden, insbesondere die beiden Hauptdarsteller glänzen und das Szenenbild lässt 2019 die 1960er Jahre einmal mehr lebendig werden. Zudem vermittelt der Film viel über die Rivalität zweier Motorsportkonzerne und erzählt Geschichten, welche man so bis ins letzte Detail nicht kannte. Zeitgleich wird niemand deklassiert und so dürfte auch der großartige Enzo Ferrari mit seinen Auftritten in diesem Film ebenfalls zufrieden sein.
Eine klare Filmempfehlung 2019 mit 8 von 10 Punkten.