Seit dem Kinostart von Ein Minecraft Film ist ein Moment in aller Munde: Die „Chicken Jockey“-Szene. Darin ruft Jack Black als Handwerker Steve „Chicken Jockey!“, wenn ein Baby-Zombie auf einem Huhn im Boxring erscheint - benannt nach dem seltenen Spiel-Ereignis. Wer hätte gedacht, dass ein Zombie auf einem Huhn zum neuen Publikumsliebling wird - sorry, Minions!
Die Reaktionen der Fans, vor allem junger Zuschauer, sind explosiv: In Kinos weltweit werfen sie Popcorn, schreien den Spruch mit und teilen Clips auf TikTok, die Millionen Aufrufe zählen. Manche vergleichen das Chaos mit interaktiven Rocky Horror Picture Show-Vorstellungen.
Finanziell ist Ein Minecraft Film ein Volltreffer: Mit bisher 284 Millionen Dollar in den USA und 558 Millionen weltweit ist er auf dem besten Weg, die erfolgreichste Videospielverfilmung Der Super Mario Bros. Film (2023) mit 1,4 Milliarden Dollar vom Thron zu stoßen. Doch während der Hype an den Kinokassen kaum zu bremsen ist, sehen das nicht alle Betreiber mit Freude. In New Jersey wurden unbegleitete Jugendliche nach Störungen ausgeschlossen und Jack Black selbst bat in einem Video um Rücksichtnahme, damit alle den Film genießen können - ein Appell, den Regisseur Jared Hess übrigens mit Humor nahm.
Noch bizarrer: In einem Fall wurde sogar ein lebendes Huhn mit ins Kino gebracht, angeblich als Teil einer TikTok-Challenge. Spätestens da wird klar: Der Spaß hat Grenzen. Und manchmal werden sie eindeutig überschritten. Andere Kino-Ketten wie Regal versuchen, das Ganze zu kanalisieren - mit speziellen 4DX-Vorstellungen, in denen Bewegung und Geräusch zur Show dazugehören.
Fakt ist: Die Filmszene hat auf TikTok ein Eigenleben entwickelt. Tausende kurze Clips zeigen Jugendliche, die die „Chicken Jockey!“-Szene nicht nur feiern, sondern choreografiert mitrufen - teils sogar schon bevor sie beginnt. Der Begriff ist zum Meme geworden, die Clips animieren zum Mitmachen im Kinosaal. Die Kids kommen nicht nur wegen des Films, sie kommen wegen dieser Szene. Und sie teilen sie in Dauerschleife.
Für die junge Zielgruppe wirkt dieser Film-Moment wie gemacht fürs Internetzeitalter: Leicht verständlich, laut, total schräg und direkt aus der Spielwelt übernommen. Es ist mehr als ein Gag. Es ist Wiedererkennung auf emotionaler Ebene. Wer Minecraft kennt, kennt den „Chicken Jockey“. Und wer Jack Black kennt, weiß, dass er solche Szenen mit voller Absicht auf die Zwölf spielt.
Das Phänomen wirft größere Fragen auf: Ist der „Chicken Jockey“-Hype der Anfang einer neuen Kino-Kultur - einer, in der das Publikum nicht mehr bloß zuschaut, sondern „aktiv teilnimmt“? Und wie sollen Kinobetreiber reagieren, wenn sie sich plötzlich mitten in der Vorstellung mit tanzenden Teenagern, Zwischenrufen und fliegendem Popcorn konfrontiert sehen?
Diese neue Form des „interaktiven Kinos“ ist jedoch nicht ganz neu. Bereits in den letzten Jahren sorgten vereinzelte TikTok-Trends für Aufsehen: Bei Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss erschienen Jugendliche in Anzügen in großen Gruppen und verursachten teilweise Chaos, bei John Wick - Kapitel 4 kam es in manchen Sälen zu Applaus und Zwischenrufen mitten im Film. Auch Creed 3 - Rocky´s Legacy löste in mehreren europäischen Kinos chaotische Zustände aus, inklusive Rangeleien und Polizeieinsätzen. Ein Minecraft Film bringt diese Dynamik jetzt zurück, nur eben lauter, greller und chaotischer als auf die bisher bekannte Weise.
Gleichzeitig zeigt der massive Erfolg des Films, dass Videospiel-Adaptionen längst nicht mehr als riskante Nischenprojekte gelten. Ein Minecraft Film zeigt, dass Games nicht mehr nur Spiele sind - sie sind jetzt auch Blockbuster-Motoren. Und sie bringen vor allem ein Publikum mit, das laut, jung und hochengagiert ist. Eine Generation, die nicht nur Filme schaut, sondern Erlebnisse will.
Für Kinos ist das ein Balanceakt: Muss man sich auf neue Formen des Kinobesuchs einstellen? Oder Grenzen setzen, um die „klassische Kinoetikette“ zu bewahren? Die Lösung liegt wohl irgendwo zwischen Popkultur, Pädagogik und Popcorn.
So unterhaltsam manche dieser Trends auf den ersten Blick wirken mögen: Wir bei Moviejones distanzieren uns ausdrücklich von Aktionen, die den Kinobesuch für andere stören oder gar gefährlich werden lassen! Denn mit Popcorn werfen, Tiere mitbringen oder den Saal zur Bühne machen ist niemandem geholfen - weder dem Film noch dem Erlebnis. Ein respektvolles Miteinander gehört auch im Kino dazu!