Update: Paul Greengrass hat zu den Vorwürfen, Captain Phillips sei nicht authentisch, in aller Ausführlichkeit Stellung bezogen und seinen Film vehement verteidigt. Es habe für ihn oberste Priorität gehabt, sich vor dem Drehstart jedes Details genauestens anzuschauen und intensive Nachforschungen über den wahren Verlauf der Ereignisse zu betreiben.
Alle Mitglieder der echten Alabama-Crew außer einem wurden befragt, ebenso alle Helfer des US-Militärs, die bei den Geschehnissen eine Rolle gespielt haben. Außerdem habe man die Hintergründe von vier der Piraten und das Problem der somalischen Piraterie im Allgemeinen sorgfältig recherchiert Greengrass ist mit der Authentizität des Films 100%-ig zufrieden, die Darstellung von Kapitän Phillips eingeschlossen. Er stehe absolut zu dem Bild, das Captain Phillips zeichnet. Anschließend geht er noch weiter ins Detail und verdeutlicht seinen Standpunkt anhand einzelner Punkte.
Wegen Spoiler-Gefahr - und weil es einfach zu weit führen würde - sparen wir uns hier eine Übersetzung, bei Interesse könnt ihr euch Greengrass' Ausführungen aber in der Quelle durchlesen.
+++++++++
Dass sich Spielfilme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, auch 100%-ig genau an diese halten, erwartet wohl kaum jemand mehr. Für eine packend-dramatische Erzählung müssen eben gewisse Zugeständnisse gemacht werden, anders geht es in der Regel nicht. Eine Frage bleibt aber dennoch bestehen: Wann entfernt sich eine nacherzählte Geschichte zu sehr von der Realität?
Im Hochsee-Thriller Captain Phillips nutzt Regisseur Paul Greengrass (Das Bourne Ultimatum) die Kaperung des Frachtschiffs Maersk Alabama durch somalische Piraten, um eine Geschichte über zwei Männer zu erzählen, die verschiedene Leben und Kulturen repräsentieren. Einer davon ist Richard Phillips (Tom Hanks), der Kapitän des Schiffs. Nun jedoch behaupten Crewmitglieder der echten Maersk Alabama, dass Phillips und die Ereignisse an Bord völlig falsch dargestellt werden.
Phillips sei nicht der große Anführer gewesen, der er im Film ist, so ein anonymer Seemann. In Wirklichkeit wolle keiner mit ihm segeln, weil er ein mürrischer und selbstgerechter Kapitän sei. Auch dass er sich derart aufopferungsvoll für seine Crew einsetzt, soll ganz und gar nicht der Wahrheit entsprechen. Um es auf den Punkt zu bringen: Man ist der Meinung, dass Phillips zum Helden gemacht wird, weil es erzählerischen Zwecken dient, nicht, weil er sich tatsächlich so heroisch verhalten hat.
Hierzulande kommt Captain Phillips erst am 14. November ins Kino, wir können also noch nicht viel über den Film sagen. Trotzdem: Wie seht ihr die Sache? Könnt ihr den Ärger der Crew verstehen oder sollte man das ausblenden? Vielleicht helfen euch diese zwei Clips und der aktuellste deutsche Trailer bei der Meinungsbildung: