Lange haben die Fans auf Obi-Wan Kenobi gewartet und jetzt ist schon wieder alles vorbei. In sechs Episoden wurde die Geschichte des Jedi-Meisters zwischen Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith und Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung erzählt. Die Meinungen sind wie immer geteilt, unsere Review zum Finale könnt ihr hier nachlesen. Aber ein Großteil der Fans scheint glücklich mit dem Ergebnis zu sein und auch als Erfolg kann die Serie betrachtet werden.
Im Laufe der letzten Wochen hat die Serie für reichlich Gesprächsstoff und auch für einige Kontroversen gesorgt. Auf einige Punkte wollen wir im Folgenden eingehen.
"Obi-Wan Kenobi" Season 1 Trailer 1 (dt.)
Im Einklang mit dem Kanon?
Schon vor Beginn von Obi-Wan Kenobi herrschte bei vielen Fans die Sorge darum, die Serie könne mit dem Kanon brechen oder für Ungereimtheiten sorgen. Macht das Aufeinandertreffen zwischen Darth Vader und Obi-Wan in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung noch Sinn, wenn sie sich bereits hier begegnet sind? Bislang dachte man ja, ihr letztes Treffen habe auf Mustafar stattgefunden bei ihrem legendären Duell in Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith.
Als man dann sah, dass eine junge Leia eine große Rolle in der Serie spielen würde, gab es erneut große Sorgen um die Kontinuität. Ihr Hilferuf in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung machte plötzlich keinen Sinn mehr, wissen wir doch jetzt, dass sie Obi-Wan Kenobi selbst kannte. Warum also der Verweis auf ihren Vater in ihrem Hilferuf?
Man kann jetzt sicherlich darüber streiten, ob es die Serie als Ganzes überhaupt gebraucht hätte. Musste es dieses erneute Duell zwischen Meister und ehemaligen Schüler geben? Die Antwort darauf überlassen wir euch.
Aber nach dem Finale können wir festhalten, dass mit dem Kanon nicht gebrochen wurde und es am Ende dann doch soweit alles Sinn ergibt. Darth Vader musste erkennen, dass er immer noch ein Schüler und Obi-Wan der Meister ist. Obi-Wan musste erkennen, dass sein alter Freund gestorben und nur noch eine diabolische Maschine übrig ist. Es macht jetzt sogar mehr Sinn, warum er ihn später in ihrem Duell auf dem Todesstern nur noch mit Darth anredet, wie er es auch hier zum Abschied getan hat.
Auch die Sache mit Leia gibt am Ende Sinn, dank des finalen Gesprächs zwischen ihr und Obi-Wan, wo der Jedi-Meister ihr klarmacht, dass niemand von ihrer beider Verbindung wissen dürfe, da dies sie sonst in Gefahr bringen würde - wie gefährlich eine Botschaft in den falschen Händen ist, wurde ebenfalls deutlich gezeigt. Leia wusste also von Obi-Wan in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung, sie wusste, dass er auf Tatooine ist und helfen kann. Und statt auf ihre gemeinsame Verbindung hinzuweisen, nutzte sie für ihre Nachricht denselben Grund, denn auch ihre Entführer und Reva benutzt hatten: General Kenobi, der Bail Organa in den Klonkriegen gedient hatte. Es macht Sinn, ob es einem jedoch gefällt, ist eine andere Sache.
Am Ende gibt es jedoch eine Sache, wo sie dann doch mit dem Kanon brechen: Qui-Gon Jinn. Es war toll, Liam Neeson wieder in der Rolle zu sehen, ohne Frage. Aber eigentlich hätte dieser Auftritt so nicht passieren dürfen, zumindest nicht körperlich. Qui-Gon hat es geschafft, sein Selbst nach dem Tod zu bewahren. Eine Fähigkeit, die er von den Whills erlernt hat. Er war jedoch nicht in der Lage, diese Fähigkeit vollständig zu meistern und konnte sein physisches Selbst nach seinem Tod nicht erhalten. Erst Obi-Wan gelang dies und nach ihm dann auch Yoda. Qui-Gon ist also nur eine Stimme und kann selbst nicht als ein Machtgeist erscheinen.
Das ungeduldige Urteil der Fans
Fans sind mitunter sehr leidenschaftlich und oftmals sehr schnell mit einem Urteil. Obi-Wan Kenobi bewies dies leider erneut. Über den Hass, den Reva-Darstellerin Moses Ingram seit Folge 1 aushalten muss, wollen wir dabei nicht einmal sprechen, da wir dieses unnötige und dumme Verhalten einiger Leute dort draußen nicht mit zusätzlicher Aufmerksamkeit belohnen wollen.
Doch auch inhaltlich waren viele Fans schnell mit einem Urteil, ohne dabei jedoch den weiteren Verlauf der Geschichte zu kennen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Vorgehensweise der Jedi oftmals die richtige wäre: Geduld haben.
Als Beispiel kann die Szene am Ende der zweiten Episode von Obi-Wan Kenobi herangezogen werden, als nicht nur der Großinquisitor vermeintlich getötet wurde, sondern Reva auch offenbart, zu wissen, dass Darth Vader einst Anakin Skywalker war. Viele Fans haben dies teils hart kritisiert. Nicht nur breche man mit dem Kanon, da der Großinquisitor Jahre später in Star Wars Rebels auftreten würde, auch könne Reva nicht Vaders wahre Identität kennen, da dies ein Geheimnis sei, selbst innerhalb des Imperiums.
Schnell wurden die Autoren und Macher der Serie kritisiert, sie hätten hier große Fehler begangen und der Serie als Ganzes wurde von einigen bereits ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Dabei lagen zu diesem Zeitpunkt noch vier Episoden vor uns. Abwarten, ob dies alles noch in den kommenden Folgen aufgeklärt wird? Dies scheinen einige nicht zu können und ergießen sich lieber in ihrem Hass. Man kritisiert des Kritisierens wegen.
Dies ist aber nicht nur hier ein Problem. Auch bei vielen anderen Serien fällt immer öfters auf, dass den Zuschauern die nötige Geduld fehlt, um Story-Entwicklungen abzuwarten.
Die hier angesprochenen beiden vermeintlichen Fehler der Macher wurden in Episode 5 der Serie aufgeklärt und ergaben Sinn. Manchmal ist Geduld eben der richtige Ratgeber.
Gleiches gilt für Reva als Ganzes. Ihre Figur und ihr Story-Arc wurden wohl am meisten kritisiert. Viele behaupten aktuell sogar, ihre Figur könne man getrost aus der Serie streichen, ohne, dass sich dabei etwas ändern würde. Dies stimmt so aber nicht.
Tatsächlich ist ihre Geschichte, wenn man sie jetzt als Ganzes betrachtet, eine sehr tragische. Denn von Anfang an wurde sie von Vader und dem Großinquisitor nur benutzt. Vader wusste die ganze Zeit, was ihr eigentlicher Plan war und wer sie in Wirklichkeit ist. Er benutzte sie und ihren Schmerz nur, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Und ihr gelang es dann ja auch tatsächlich, Kenobi aus seinem Versteck zu locken. Ohne Reva wäre es also nie zum Aufeinandertreffen zwischen Obi-Wan und Vader gekommen.
Wir wollen dabei natürlich nicht unterschlagen, dass es durchaus einige zutreffende Kritikpunkte in der Serie gibt. Doch das harsche Vorgehen mancher Fans wirkt oft schon sehr eigenartig. Ja, Obi-Wan und Leia hätten die Laserschranke einfach umgehen können, die Szene wirkt schon ein wenig merkwürdig. Doch wegen solcher paar Sekunden eine ganze Serie verteufeln? Man kann nur froh sein, dass die Original-Trilogie vor 40 Jahren bereits veröffentlicht wurde. Würde sie heute erscheinen, man kann sich gar nicht ausmalen, wie über so machen Fehler (und davon gab es auch dort einige) oder so manche Story-Entscheidung hergezogen werden würde.