Foundation von Apple TV+ erwartet mancher mit fast noch mehr Spannung als die neue Dune-Verfilmung, immerhin ist Isaac Asimovs Sci-Fi-Romanreihe noch älter und inspirierte daher auch Dune wie auch Star Wars. Im Gegensatz zu den Nachfolgern hat sich bis dato aber noch niemand an dem Klassiker-Universum versucht, der eine wahre Sci-Fi-Ideenfundgrube mit erstmals seriösem Anstrich zu seiner Zeit bot und bis heute bietet. Wer wirklich gar nichts vorab gespoilert haben will, worum es geht, sollte nur das Fazit am Ende lesen und nun nach ganz weit unten scrollen.
Allein schon die Haupt-Trilogie Asimovs, um die sich viele weitere Werke ranken, ist recht nüchtern und umspannt einen 1000 Jahre-Plan, von dem 500 Jahre erzählt werden - Zeitsprünge und knappe Schilderungen großer Ereignisse liegen da auf der Hand und bieten daher viel Raum, diese als Serie spannend auszuarbeiten und eigene Ideen mit einzubringen. Visuell verrieten die Trailer schon Großes, doch wie ist es bezüglich Story, Charaktere, Dramaturgie insgesamt?
"Foundation" Season 1 Trailer 1 (dt.)
Foundation Review
Wir konzentrieren uns erst einmal auf die Doppelfolgenpremiere von Foundation, eine Staffel-Review folgt später, auch aus Embargo-Gründen zu den einzelnen Folgen - Staffel 1 umfasst 10 Episoden. Ein Grobeindruck fließt aber zugelassen auch hier schon mit ein:
Die Serienadaption des "Foundation-Zyklus" von Isaac Asimov erzählt die Geschichte der Menschheit, die über zahlreiche Planeten der Galaxie verstreut lebt und dabei der Herrschaft des galaktischen Imperiums unterliegt. Der Hauptcharakter besitzt die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, und sieht den nahenden Untergang eben jenes Imperiums kommen...
Foundation setzt ähnlich wie die Haupt-Trilogie kurz vor der Foundation-Gründung ein mit den Ereignissen rund um die Schilderung der Zukunftsvision von Mathematiker und Psychohistoriker Hari Seldon, den Jared Harris auch wirklich toll, schön mysteriös und doch ganz Wissenschaftler verkörpert. Aus seinem Zögling Gaal Dornick von Synnax wird hier eine weibliche Version (Lou Llobell), welche die Einladung von Seldon und damit nach Trantor erhält, dem Planeten und Hauptsitz des galaktischen Imperiums.
Bevor man nun über mehr Frauenpower meckert - auch die wichtige Romanfigur des Salvor Hardin ist weiblich (Leah Harvey) und eine weitere wichtige Figur -, es macht Sinn. Denn eine moderne Serie braucht auch ein bisschen Liebesdrama, Geschlechterspannung, starke Emotionen, wenn sie nicht allzu nüchtern sein will, und so sorgt diese Anpassung dafür, dass man nicht wie in der Vorlage aus den 40er und 50er Jahren hauptsächlich Männern begegnet - und dadurch in der Serie eben nicht oft recht trockener Future History und Politdiskussionen vermischt mit etwas Action zuschaut, sondern auch emotionaler an die Figurenschicksale gebunden wird.
Für mehr Dramatik und Sci-Fi-Augenschmaus sorgen auch größere Actionszenarien, welche die Ereignisse zu Beginn des Romantrilogie-Auftakts aufpeppen sowie jede Menge visuelle Ideen, welche Gaals Reise nach und Aufenthalt auf Trantor spannender gestalten. Der zu Beginn in der Romanvorlage noch recht nebulös bleibende Kaiser (großartig: Lee Pace) wie auch die wichtige Roboterfigur werden schon früh weitaus spannender eingeführt, die imperiale Macht nicht nur in Nebensätzen verdeutlicht, sondern früh stark in Szene gesetzt: Dabei schließt sich auch hier ein Referenz-Kreislauf, denn während George Lucas sich von Asimov inspirieren ließ (u.a. Imperium, Imperator, Sternenzerstörer, eine mysteriöse Macht, Mentor-Schüler-Beziehung), erinnert im Gegenzug bezüglich visueller Ideen so manches an Star Wars wie auch zig andere Sci-Fi-Filme und Serien - inklusive Star Trek und The Expanse.
Trotz Action und Drama (und dadurch auch neu zugefügten Charakteren) kommt auch das politische Machtspiel wahrlich nicht zu kurz, Feindschaften erhalten jedoch mehr und deutlicher in Szene gesetzte Motivationen. Dabei gibt es nicht nur filmische Referenzen, sondern auch unsere politisch-globale Realität spielt mit hinein. Asimov ließ sich vom Aufstieg und Fall des Römischen Reiches inspirieren, Großmächte und ihre Ziele gibt es immer noch: beides vermischt sich in der politisch-dramatischen Darstellung von Foundation.
Die Zeitsprünge in Foundation sind zum Teil ähnlich wie in der Vorlage, zum Teil aber auch etwas anders: spätere Infos, Details der Welt und Charaktere werden schon früher vermischt, was einem engeren Figurennetz zugute kommt. Schließlich soll man mit den Figuren mitfiebern, die bei dem großen Zeitrahmen der Vorlage jedoch reichlich wechseln. Die Art und Weise wie passt dabei gut zum Zyklus-Gedanken der Vorlage. Dadurch wird auch rascher die Größe der Welt deutlich, um die es hier geht. Die neue Apple TV+-Serie macht damit richtig, was in See - Reich der Blinden kritisch war, die zu Beginn über zu lange Folgen sich auf vor allem einen Tribe und seine Hauptfigur konzentrierte, das größere Setting der Story zu lange nur angedeutet ließ.
Fazit
Wer es sich fragt, kommen in Foundation auch Game of Thrones-Vibes übertragen auf das Sci-Fi-Genre auf? Absolut! Der moderne Mix aus visuell toll ausgestattet und inszeniert, einem spannenden Ensemble mit tollen Darstellern, einer großen episch-galaktischen Welt mit ihren Machtspielen, und doch auch sehr persönlichen Dramen hat wahrlich oftmals Momente, die einem den Atem rauben. Auch wenn das Ganze manchmal haarscharf an zu viel Spiel mit der visuellen Referenz an Bekanntes vorbeischrammt.
Im Großen und Ganzen ist es dennoch eine originelle neue faszinierende Welt, die sich nach und nach entblättert, welche dabei Isaac Asimovs Vermächtnis, von dem sich so viele nach ihm inspiriert fühlten, deutlich erkennbar macht. Mehr als nur ein Sci-Fi-Augenschmaus, sondern wirklich (bis dato) eine für ein Serienformat gelungene spannende Adaption, die einen in den Bann zieht!