Die Highlights haben wir schon mit den wichtigsten Entwicklungen zur Debatte online gestellt, hier nun alles etwas ausführlicher: Das ist es also nun, das Serienfinale von Game of Thrones, der immer noch beliebtesten TV-Serie überhaupt, was für ein Gewicht auf den Schultern von David Benioff und Daniel Brett Weiss! Welche die finale Folge von Staffel 8, Episode 6 "Der Eiserne Thron", auch selbst Regie geführt haben. Können sie damit viele zuvor schon aufs höchste verärgerte Fans befrieden?
Jaime & Cersei
Wir tippen, es wird weiter gespalten bleiben. Denn eines muss man zugestehen, wie sie auch selbst vorhergesagt haben, entwickelt sich alles rasch, für viele eben zu rasch. Und das ist auch im Serienfinale nicht anders, auch wenn es recht langsam startet: Statt durch die Augen von Arya führt diesmal Tyrion (Peter Dinklage) durch die alles entscheidende Folge, wo sonst plötzlich Leute auftauchen, sieht man ihn nun gefühlt den kompletten Weg durch die zerstörte Stadt gehen, vorbei an noch paralysierten Überlebenden zwischen Toten, vorbei am eingestürzten Glockenturm - bis hin zu den Trümmern, unter denen sein Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) samt Cersei (Lena Headey) begraben liegen. Weiterhin im Tod vereint, unserer Meinung nach der gelungenste Abschluss für die beiden.
Tyrion & Jon, Arya
Auch Jon (Kit Harington) sieht man einen langen Weg gehen - Arya (Maisie Williams) folgt ihm nicht weit dahinter - bis hin zu seiner immer noch Königin Dany (Emilia Clarke), die gerade ihre Befreierrede schwingt vor den versammelten Dothraki und Unbefleckten, und dabei deutlich macht: Alles Bisherige war nur der Anfang, ganz Westeros will sie mit flammendem Schwert - äh - Drachen befreien. Und so das Rad brechen. Tyrion und Jon sind deutlich die Antihelden dieser Folge und sicher auch der ganzen Serie: ein Berater, der eigentlich sonst eher auf Spaß aus ist, als kleinwüchsig unterschätzt und verlacht, und ein Kämpfer, der nicht kämpfen will, aber wie Tyrion meint, eigentlich immer weiß, was das Richtige ist. Arya bleibt wie gehabt unauffällig und beobachtet vorerst die neuesten Entwicklungen. Doch macht sie Jon noch mit Blick auf Dany klar, sie erkenne einen Killer, wenn sie einen sehe...
Tyrion hat nach dem Gesehenen seine Wahl getroffen und steht wahrlich seinen Mann, indem er Daenerys offen vor allen Leuten seine Ablehnung ins Gesicht sagt und das Abzeichen der Rechten Hand vor die Füße wirft, wissend, was die Konsequenz sein wird, auch nach der Befreiung seines Bruders. Er steht direkt neben ihr, und hier wird durchaus die Spannung erzeugt, ob Tyrion auch noch zum Königinnen-Mörder wird. Aber so ist er nicht, man kann nicht einen Killer anprangern und zugleich selbst einer sein, dachte er sich wohl, zumal meistens seine Waffe immer eher seine Worte waren. Und er sich auch sicher dachte, wenn es einer tun sollte, dann Jon selbst.
Und genau das bringt er denn auch auf den Weg, nachdem Jon schon Schlimmes gesehen hat, inklusive eines Grey Worms, der Gefangene abschlachtet: Jon besucht Tyrion im Gefängnis, in dem dieser natürlich gelandet ist, und Tyrion sagt zu ihm im Grunde das, was Varys (Conleth Hill) zuvor ihm gesagt hatte. Und bestätigt dabei, dass er sich geirrt habe und Varys recht hatte. Nun habe Jon die Wahl.
Dany & Jon
Nach ihrer Rede inklusive Ernennung Grey Worms zum Anführer ihrer Streitkräfte geht auch sie einen langen Weg: Hin zum Eisernen Thron. Wie in der Prophezeiung schneit es, und der Thronsaal ist größtenteils zerstört. Doch all das kühlt nicht die Flamme der Befriedigung, als sie auf den noch erhaltenen Eisernen Thron zuschreitet und ihn zum ersten Mal berührt. Doch sie kommt nicht dazu, darauf Platz zu nehmen, denn Jon erscheint ebenfalls.
Während sie ihm mit leuchtenden Augen von ihrem Kindheitstraum vom Eisernen Thron erzählt, fleht er um Gnade für Tyrion und ein Ende des Krieges. Doch wie zuvor macht sie klar, dass man sich nun nicht hinter kleiner Gnade verstecken dürfe, sondern die Macht nutzen müsse, für eine bessere Welt, die sie nun gemeinsam erschaffen könnten. Man spürt, sie glaubt wirklich daran, sieht sich wirklich als Befreierin der Geknechteten, und sie glaubt wirklich an Jon als denjenigen an ihrer Seite, der immer wisse, was das Richtige ist. Nun, faktisch hört sie aber nicht auf das, was er für richtig hält, und so kommt es zwar noch zu einem leidenschaftlichen Kuss und einem letzten "Für immer meine Königin" - doch dann sackt Daenerys in seinen Armen zusammen. Er ist es tatsächlich, der sie tötet!
Die Liebe kann der Tod für die Pflicht sein, oder umgekehrt, die Pflicht der Tod für die Liebe, Jon hat beides erlebt und gelebt. Drogon spürt natürlich Danys Tod, und seine Trauer und Wut ist ergreifend: Er kann sie nicht an Jon auslassen, doch am Eisernen Thron, instinktiv das Richtige, dieses nur Tod bringende Machtsymbol niederzuschmelzen. Mit Danys Leiche in seinen Klauen fliegt er schließlich davon... und nun?
Tyrion & Bran
Ein kleiner Zeitsprung versetzt die Zuschauer vor die versammelten Mächtigsten von Westeros, vor die Tyrion nun aus seiner Zelle geführt wird. Grey Worm will Tyrion und Jon tot sehen, dagegen haben natürlich Sansa (Sophie Turner) und Co. ihre Einwände. Bevor der Streit eskalieren kann, ergreift Tyrion selbst das Wort und macht ihnen die Situation klar: Erstmals in der Geschichte von Westeros könnten die Mächtigsten ihren König selbst wählen. So sollten sie es denn auch tun und auf diese Weise das Rad des Erbrechts brechen.
Nach etwas Hin und Her inklusive Sams (John Bradley-West) rasch verlachter Idee, das Volk das entscheiden zu lassen, soll Tyrion selbst sagen, wen er denn am Geeignetsten fände. Und er schlägt Bran (Isaac Hempstead-Wright) vor! Denn weder Armeen noch Gold eine die Menschen, sondern Geschichten. Er kenne die komplette Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart und wie wir wissen, auch die Zukunft, strebe aber dabei selbst gar nicht eine königliche Macht an. Er, der Gebrochene, habe es bis hierher geschafft, er könne keine Kinder bekommen, womit die Erbfrage sich bei ihm auch zukünftig von selbst erledigt, also sollte er es auch sein.
Tatsächlich stimmen dem alle nach kurzem Schweigen nacheinander zu, außer Sansa. Sie verlangt einen unabhängigen Norden, den Bran ihr auch nickend gewährt. Bran stimmt der Ernennung zu, mit einem typischen Weird-Spruch: Warum sonst sei er den Weg bis hierher mitgegangen. Ob er diese Zukunft für sich wohl schon wusste? Und daher immer so entspannt blieb? Wissend, dass nicht nur er, sondern auch seine Geschwister am Ende noch leben würden? Wissend, dass aber der Massentod durch Dany und daraufhin Jons Mord nötig waren, um diese neue Welt ohne einen Eisernen Thron, ohne königliche Erbfolge auf den Weg zu bringen? Sollte das so sein, wie hart muss es sein, dies einfach nur mit anzuschauen, wissend, dass man den Tod so vieler als Preis dafür nicht verhindern darf?
Ausblick auf die Zukunft
Bran The Broken ist also nun König, und befriedet Grey Worm damit, selbst ein eigenes Haus zu gründen, Tyrion als Brans Rechte Hand damit zu bestrafen, sein restliches Leben zu versuchen, die eigenen Fehler wieder gerade zu biegen, und Jon zur Nachtwache zu verdonnern. Gute Wahl, Tyrion hat bewiesen, dass er eigene Fehler sogar im Angesicht eines zu erwartenden Todes zugestehen kann, und Jon - er hat die Pflicht über die Liebe siegen lassen, wie es schon immer Aufgabe der Nachtwache war: Ein Beschützer aller zu sein, ohne Frau, ohne Kinder, sein Leben nur dieser Pflicht widmend.
Während Bran als König eher repräsentativ agiert, versammeln sich denn auch erstmals wieder die Mächtigsten des Landes um den gut bekannten Tisch, und diskutieren die nächsten wichtigen Schritte um den Wiederaufbau. Sam bringt die Geschichte von Westeros mit, deren Titel er selbst vorschlug: Das Lied von Eis und Feuer! Brienne (Gwendoline Christie) schreibt später im Buch der Kommandanten der Königswache Jaimes Geschichte zuende, die sie damit schließt, dass er als Beschützer seiner Königin starb.
Arya verabschiedet sich von Jon, sie geht auf Entdeckerreise gen Westen von Westeros, wo alle Karten enden, ein Niemand geht also ins Niemandsland. Jon verabschiedet sich auch von Sansa und Bran, wird an der Mauer aber dafür von Tormund und Ghost freudig erwartet. Und erkundet nun jenseits der Mauer mit ihm und seinen Wildlingen den Norden. Sansa lässt sich umjubelt zur Königin des Nordens krönen.
Ja, es ist ein ungewöhnliches Ende, der eigentlich Dauerheld Jon verliert das, was man sonst in solchen Geschichten und Märchen den Helden oft am Ende gewinnen sieht: Einen Thron und eine Königin oder Prinzessin an seiner Seite, königliche Macht und Liebe. Aber das ist eben nicht Game of Thrones. Das Spiel der Throne wird mit dem Ende des einen großen Eisernen Throns besiegelt, und mit dem Ende der Erb-Thronfolge. Dieses Spiel ist "Game Over".
Fazit
Trotz schneller Entwicklungen, trotz auch absehbarer Entwicklungen, für uns ist das Serienfinale von Game of Thrones überraschend genug, mit Macken, mit denen man aber durchaus leben kann, auch wenn man manches gern langsamer sich hätte entwickeln sehen, es sich etwas zu konstruiert anfühlt durch das flotte Tempo. Man kann sich sicher über Vieles streiten, aber wie hier die Schicksale der Hauptcharaktere beendet wurden, passt einfach zu ihnen, bedenkt man ihre komplette Vorgeschichte und Entwicklung seit Beginn der Serie, ihren Hauptplot, ihre basale Motivlage, ihren hervorstechendsten Charakterzug. Aber ihr dürft das natürlich anders sehen. :-)
Bitte an alle: Macht in den ersten Zeilen in Kommentaren eine Spoilerwarnung deutlich oder überdeckt Spoiler grau mit der Spoilerfunktion.