Der Gott des Schabernacks ist endlich wieder zurück. Die Marvel-Serien des MCU sorgten bislang für gemischte Reaktionen unter den Fans. Einige kamen besser an, andere schlechter. Für viele die bisher beste und unterhaltsamste war Loki. Es ist daher auch passend, dass genau diese Serie jetzt als erste eine zweite Staffel erhalten hat. Und von dem, was wir bisher sehen durften, machen die neuen Folgen genau dort weiter, wo man mit der ersten Staffel aufgehört hat.
"Loki" Season 2 Trailer 1 (dt.)
Was wir bislang gesehen haben (spoilerfrei)
Wir durften uns vorab die ersten vier Folgen der sechsteiligen neuen Staffel ansehen und werden im folgenden möglichst ohne zu spoilern auf diese Bezug nehmen. Kurz gesagt bietet Staffel 2 mehr von dem, was bereits in Staffel 1 für gute Unterhaltung gesorgt hat. Wer gar nichts, wirklich rein gar nichts, über die neuen Folgen wissen möchte, der kann jetzt schon aufhören zu lesen und sich auf den Start am 6. Oktober freuen.
Wie bereits durch die Trailer bekannt, hat Loki in den neuen Folgen ein kleines Problem, er springt nämlich unkontrolliert durch die Zeit. Und wie wir uns erinnern, traf er zudem am Ende der ersten Staffel auf einen Mobius, der sich nicht an Loki erinnern konnte. Wurde die Zeitlinie durch den Vorfall mit "Jener, der bleibt" geändert? Befindet sich Loki vielleicht in einem alternativen Universum? Oder ist er in der Vergangenheit der TVA gelandet? Wir werden es euch natürlich nicht verraten. Für Loki geht es jedoch darum, diesen Zustand zu beenden und einen Mobius zu finden, der sich an ihn erinnern kann. Dabei entdeckt er auch neue Geheimnisse der TVA.
All das ist Ausgangslage zu allem, was anschließend passiert. Wo ist Sylvie hingegangen? Was haben Ravonna Renslayer und Miss Minutes vor? Und was passiert mit der TVA, jetzt, wo sich der Zeitstrahl ohne "Jener, der bleibt" unkontrolliert ausbreitet? Die neue Staffel stellt zwar auch wieder viele Fragen, bleibt als Ganzes aber weniger mysteriös als die erste. Dies liegt vor allem daran, weil man hier von Folge 1 an weiß, worum es geht und ein Ziel vor Augen hat.
Eines der positiven Dinge, die wir über die neue Staffel sagen können, ist, dass sie sich nicht viel Zeit lässt, um all diese Fragen und Probleme anzugehen. Natürlich führt eine Antwort zu neuen Fragen und ein gelöstes Problem löst direkt das nächste aus. Aber die Serie legt ein gutes Tempo vor und es dauert auch nicht lange, bis wichtige Themen angegangen werden. Eine Einleitung gibt es im Grunde nicht.
Alte und neue Figuren
Loki und Mobius sind auch in den neuen Folgen dasselbe gute Team wie bereits in Staffel 1. Die Chemie zwischen Hiddleeston und Owen Wilson ist auch hier wieder einfach toll. An ihrer Seite agiert erneut Hunter B-15, die jetzt eine noch prominentere Rolle einnimmt. Ein vertrautes Trio, und dennoch fühlt es sich teils anders und neu an. Der Grund ist natürlich Loki, der mittlerweile an Ansehen in der TVA gewonnen hat und in Staffel 2 für alle jetzt wie selbstverständlich zum Team gehört.
Neben einigen bekannten Figuren, treffen wir natürlich auch auf neue, und dies schon direkt in der ersten Folge. Wer die Trailer kennt, wird natürlich wissen, dass auch Jonathan Majors als Variante von "Jener, der bleibt" oder Kang ebenfalls eine Rolle in Staffel 2 spielt. Es ist eine wichtige Rolle, so viel können wir schon einmal sagen. Und weil wir euch nichts vorwegnehmen wollen, belassen wir es auch dabei.
Ebenfalls eine enorm wichtige Rolle spielt O.B. Gespielt wird er von Neuzugang und Oscarpreisträger Ke Huy Quan. O.B. ist ein sehr sympathischer Charakter und er passt perfekt in diese Welt hinein und ist eine tolle Ergänzung fürs Team. Zu unserer Freude hat sich schnell herausgestellt, dass er nicht einfach nur als Gaststar dabei ist, sondern fest zum Cast gehört und bislang in jeder Episode dabei war. Er nimmt hier eine wirklich große und wichtige Rolle ein.
Die neue Staffel konzentriert sich recht stark auf diese bereits etablierten oder neu hinzugekommenen Figuren. Dies hat den Nachteil, dass die TVA in Staffel 2 teilweise wie ausgestorben wirkt. Diesen großen Bürokratie-Apparat, den man aus Staffel 1 her kannte, bekommt man in Staffel 2 kaum noch zu Gesicht. Teilweise hat man das Gefühl, das Team um Mobius und Loki rennt die ganze Zeit alleine in der TVA herum.
Loki
Der Haupt- und Angelpunkt bleibt natürlich Loki. Tom Hiddleston könnte diese Rolle mittlerweile vermutlich im Schlaf spielen, tut es aber zum Glück nicht. Und tatsächlich erwartet uns in Staffel 2 ein Loki, wie wir ihn bislang kaum gesehen haben. Man möchte schon fast sagen, selbstlos. Er ist nicht länger der inhaftierte oder gar Böse. Durch die Ereignisse in Staffel 1 hat er sich geändert und ist jetzt sogar noch mehr einer der Guten, als wir es aus den Entwicklungen durch Thor - Ragnarok her kennen.
Dieser Loki denkt nicht mehr nur an sich, sondern vor allem an die Sicherheit der TVA, seiner Freunde und des Universums. Ohne dass es daher noch infrage gestellt wird, agiert er in den neuen Folgen als vollständiges Mitglied der TVA. Der Gott des Schabernacks bleibt er aber natürlich weiterhin und dank Mobius hat er gelernt, diese Fähigkeiten als gute Person einzusetzen. So bekommen wir einige tolle Loki-Momente, in denen er zudem seine Kräfte auf eine Art einsetzt, wie man sie im MCU noch nicht gesehen hat.
Dieser Loki trägt immer noch seine Hörner, gehört jetzt aber zu den Helden. Dadurch wird es z.B. dann unterhaltsam, wenn er mit der Aura des einstigen Bösewichts spielt und die Angst eines Gegenübers ausnutzt, ohne dabei jedoch eben diese eine Grenze zu überschreiten, die aus ihm einen Bösewicht machen würde, was sein Gegenüber jedoch nicht weiß. Dies macht aus Loki in Staffel 2 fast schon einen neuen Charakter und wir sind schon sehr gespannt, diese Entwicklung in den kommenden Episoden weiterzuverfolgen.
Verrückte Physikstunde
Ein zentrales Element der Serie bleibt natürlich auch in Staffel 2 das Zeitreisen. Und ähnlich wie bereits in der ersten Staffel sollte man hier als Zuschauer gut aufpassen, sonst kann man schnell den Anschluss verlieren. Bereits in der Vergangenheit wurde auch von Fans gerne mal Rick and Morty als Vergleich zu Loki gewählt. Dies hat natürlich mit dem Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Zeitlinien zu tun, der damit einhergehenden Komplexität und auch die leicht verrückte Art, wie in Loki damit umgegangen oder gewisse Dinge erklärt werden.
Ein wundervolles Beispiel wird euch direkt in der ersten Episode erwarten, wo durch Zeitsprünge Dinge in der Vergangenheit direkte Auswirkungen auf Dinge in der Gegenwart und umgekehrt haben und so sogar Dialoge miteinander ausgetragen werden. Und auch später gibt es Momente, wo man sich die berühmte Frage stellen kann: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Es sind genau diese Momente, in denen Loki seine erzählerische Stärke zeigt und am meisten Spaß macht.
Dass die Serie einen so großen Unterhaltungsfaktor hat und so gut für die Zuschauer funktioniert, liegt vielleicht auch daran, dass sie gefühlt autonom agieren darf. Sie haben hier einen erstaunlich guten Job gemacht, die richtige Balance zu finden. Denn auf der einen Seite ist alles, was hier passiert, enorm wichtig fürs MCU, gerade auch wegen des Auftritts und all der Hintergründe rund um Jonathan Majors. Auf der anderen Seite kann man die Serie aber gefühlt auch ohne jegliche MCU-Kenntnisse gucken und ebenfalls enorm viel Spaß haben. Sie funktioniert auch als komplett alleinstehendes Produkt wunderbar. Das ist etwas, was nicht viele MCU-Produktionen der letzten Jahre von sich behaupten können.
Auch einen weiteren großen Pluspunkt wollen wir nicht unerwähnt lassen. Natürlich arbeitet auch Loki viel mit digitalen Effekten, diese nehmen hier jedoch nie überhand. Anders als in so vielen Produktionen, gerade auch, wenn es um Marvel geht, wird die Welt in Loki nicht am Computer erbaut, sondern durch die Sets und der tollen Ausstattung zu Leben erweckt. Gerade die TVA erhält dadurch, wie schon in Staffel 1, viel Charme.
Fazit
Handelte es sich in Staffel 1 mehr um einen Kriminalfall, den die TVA untersuchen musste, so geht es in Staffel 2 vielmehr um die TVA selbst. Wir verbringen daher auch noch mehr Zeit dort und erkunden dabei auch neue Orte in der großen Anlage. Dabei werden Geheimnisse aufgedeckt und neue Fragen aufgeworfen. Und das alles in einem sehr unterhaltsamen Tempo, sodass nie Langeweile aufkommt.
Die Charaktere, die man liebgewonnen hat, sind wieder dabei und werden durch neue Charaktere ergänzt, die man schnell ins Herz schließt. Die Rolle, die Jonathan Majors hier innehat, ist zudem spannend angelegt und könnte sogar für Überraschungen sorgen. Über allem steht natürlich ein Tom Hiddleston, dem man immer noch den Spaß anmerkt, den es ihm macht, diese Rolle zu verkörpern.
Die neue Staffel von Loki verliert keine Zeit und geht direkt in die Vollen. Wo man bei anderen Serien die einzelnen Staffeln oftmals gut auseinanderhalten kann, wirkt hier alles wie in einem Rutsch. Und daher fällt ein Fazit hier enorm leicht: Wenn ihr bereits die erste Staffel mochtet und euch gut unterhalten gefühlt habt, wird sich dies auch mit Staffel 2 nicht ändern und ihr dürft euch auf eine tolle Fortsetzung freuen.
Das MCU wurde zuletzt oft hart kritisiert, auch von den eigenen Fans. Doch mit Loki hat man nach wie vor einen Gott des Schabernacks, auf den man bedenkenlos setzen kann.