Bewertung: 3 / 5
Diesmal gibt es nicht die obligatorische Warnung vor Spoilern, da die Geschichte des schottischen Freiheitskampfes allgemeinhin bekannt sein dürfte und man den Ausgang wohl kennen dürfte. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Film vorher anzusehen.
Outlaw King, der am 9.November auf Netflix veröffentlicht wurde und von David Mackenzie geschrieben und inszeniert wurde, ist ein britischer Historienfilm, der die Geschichte um den Kampf des schottischen Thronanwärters, Robert The Bruce, und seinen Anhängern erzählt. Mein erster Gedanke war: Cool, “Braveheart 2“. Denn Braveheart erzählt die Geschichte seines schottischen Landsmannes, William Wallace, der ebenfalls gegen die englische Tyrannei kämpfte und dabei sein Leben lassen musste. Doch so ganz, stimmt das nicht. Denn während man sich in Braveheart die künstlerische Freiheit eines Hollywoodfilms ließ, ging man mit Outlaw King einen geschichtlich stimmigeren Weg.
Trailer zu Outlaw King
Zur Handlung:
Robert the Bruce ist einer der Anwärter auf die schottische Krone. Hin und hergerissen, ob er mehr seiner Krone und damit auch der Ergebenheit des englischen Königs, Eduard I. oder der Ergebenheit seiner Landsleute, die unter der englischen Herrschaft sehr zu leiden hatten, verpflichtet ist, ist Robert zu Beginn zurückhaltend im Freiheitskampf. Vor allem sein Vater, will unbedingt die Krone für die Familie Bruce. Doch der Tod von Roberts Vater und die anhaltende Unterdrückung, trotz Treueschwur gegenüber der englischen Krone, lassen Robert letztendlich keine Wahl. Er widersetzt sich Eduart I, lässt sich ohne den Segen Englands zum König krönen und entfesselt damit den Zorn Eduarts. Zuerst ins Exil gezwungen und zum Gesetzlosen erklärt, muss Robert in die Defensive gehen. Um Verbündete ringend, Kämpft er sich jedoch zurück, holt sich sein Land zurück und nimmt so Burg für Burg ein. Mit jedem Erfolg beginnen auch die zweifelnden schottischen Lords sich ihm anzuschließen. Letztendlich kommt es zum offenen Krieg gegen England, der Schottland seine Freiheit bringen soll.
Zur Kritik:
Outlaw King hat an sich den Anspruch, die wahre Geschichte des Robert The Bruce zu erzählen. Ich finde, dass man dem Film weder handwerklich, noch historisch etwas absprechen kann. Doch einen guten Film macht eben nicht die historische Genauigkeit aus, wie man am Beispiel von Braveheart sehr gut sehen kann. Mein Freund Sully, den ich hier zitieren möchte, brachte es für mich auf den Punkt mit dem Satz: “Nicht schlecht, aber Irgendwie fehlt mir das Zauberpulver“. Ich hätte es nicht besser sagen können, denn es trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Von Anfang an macht der Film einen soliden Eindruck. Die Lokalitäten sind gut gewählt, die Story ist gut erzählt und die Schauspieler machen einen tollen Job. Allen voran Chris Pine, den ich so intensiv noch nie habe spielen sehen. Überhaupt, sind meine Zweifel, ob er dieser Rolle gewachsen ist, mehr als widerlegt. Denn er IST Robert the Bruce. Noch nie habe ich in einem seiner Filme bemerkt, dass er eine dermaßen starke Mimik zum Ausdruck bringen kann. Ich bin selten so beeindruckt von einer Schauspielleistung gewesen, wie hier. Doch auch seine Mitstreiter spielen sehr intensiv. Aaron Taylor-Johnson, der den entehrten Lord Douglas spielt, ist in regelrechter Mord-Extase zu erleben. Sehr intensiv und auf jeden Fall ein toller Eintrag in seiner Vita. Auch sein Schauspiel hat mir noch nie so gut gefallen, wie in der Rolle das Lord Douglas.
Was dem Film vor allem zugutekommt, sind die unheimlich intensiv wirkenden Bilder der Schottischen Landschaft. Die Tatsache, dass man hier nicht in irgendwelchen Kulissen, sondern weitestgehend an Originalschauplätzen gedreht hat, ist ein absolutes Plus des Films. Nicht selten werden Schottlandreisende den ein oder anderen Schauplatz wiedererkennen. Vor allem, weil die schottische Landschaft eben genauso aussieht, wie sie im Film wirkt. Wer schon einmal das Glück hatte in Schottland gewesen zu sein, der wird verstehen was ich meine, wenn ich sage, dass man hier keine Licht -und Farbfilter benötigt, um Authenzität zu erzeugen.
Doch trotz all der guten Schauspieler, der soliden cineastischen Arbeit und der tollen Landschaft, fehlt dem Film einfach etwas. Sei es die Dramaturgie, das Gefühl einfach keine wirkliche emotionale Bindung zu den Freiheitskämpfern aufbauen zu können, oder die mangelnde musikalische Unterstützung, Outlaw King schafft es einfach nicht, an die großen Epen der Hollywoodfilme heranzukommen. Vor allem beim Score wäre einiges mehr notwendig gewesen. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich eine der eingängigen Melodien aus Braveheart nur im Ansatz höre. Bei Outlaw King kann ich mich noch nicht mal mehr erinnern, ob überhaupt musikalische Untermalung vorhanden war. Für mich, als musikaffinen Menschen, ist das ein unverzichtbarer Faktor für einen guten Film, vor allem bei solchen, die ein Gefühl der Epik erzeugen wollen oder vielmehr sollten.
Das größte Manko des Films stellt für mich allerdings das Fehlen der wohl wichtigsten Schlacht des schottischen Freiheitskampfes dar, die Schlacht bei Bannokburn, die 1314 den Schotten letztendlich die Freiheit brachte. Auch in Braveheart wurde diese Schlacht nur kurz angerissen. Umso erfreuter war ich, als ich von Outlaw King hörte. Leider hat man auch hier die Chance vertan, endlich die Geschichte bis zu einem Punkt zu erzählen, den zumindest ich als würdiges Ende für die Erzählung des Schottischen Freiheitskampfes empfinde. Auch wenn das natürlich auch nur die halbe Wahrheit ist, da die Kämpfe tatsächlich noch sehr lange weitergingen.
Mein Fazit:
Man kann nicht sagen, dass Outlaw King ein schlechter Film ist, doch ein herausragendes Epos ist auch nicht bei der Netflixproduktion herausgekommen. Es ist und bleibt ein solider Film, dem das gewisse Etwas, vor allem aber ein echtes Ende fehlt. Für mich fühlt sich Outlaw King wie ein halber Film an. Dennoch kann ich die Verfilmung der Geschehnisse des Freiheitskampfes von Bobert the Bruce und seinen schottischen Rebellen weiterempfehlen. Vor allem wer sich für die schottische Geschichte, seine Bewohner und das Land an sich interessiert, ist hier gut aufgehoben. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass Outlaw King keine große Hollywoodproduktion ist oder zumindest nicht so wirkt, vielmehr bekommt man zu großen Teilen schottische Geschichte erzählt und wird mit unglaublich tollen Bildern der Schottischen Landschaft belohnt, die meistens sogar an originalen Schauplätzen spielen. Von mir bekommt Outlaw King drei von fünf Hüten.