Bewertung: 3.5 / 5
Vorab wie immer die Warnung, dass man einen Film gesehen haben sollte, bevor man (m)eine Review dazu liest.
Suburbicon ist einer dieser Filme, die ich nie gesehen hätte, gäbe es nicht das moderne Streaming, vor allem aber diese Community hier auf MJ. Um Dramen habe ich, bis vor einigen Jahren, einen großen Bogen gemacht. Action, Sci-Fi, gerne auch mal humoriges und alles was irgendwie Lärm macht, waren eher meine “Homies“. Da ich im Filmsektor in letzter Zeit um einiges neugieriger und experimentierfreudiger geworden bin, habe ich mir Suburbicon mal auf die Watchlist gelegt. Meine neue Neugier auf Dramen liegt vor allem an einigen MJ ́lern (im Besonderen an luhp92, eli4s und MobyDick) und deren komplett andere Art Filme zu erleben und bewerten, was mich mehr und mehr auf Filme aufmerksam gemacht hat, welche mich sonst eher weniger interessiert hätten. Vor einigen Tagen hab ich mich dem Film dann mal angenommen.
Trailer zu Suburbicon
Handlung:
In Suburbicon geht es grundsätzlich um Familie Lodge, die in der gleichnamigen Wohnsiedlung wohnt und augenscheinlich ein eher durchschnittliches und unauffälliges Leben führt. Doch als neben den Lodges eine afroamerikanische Familie einzieht, wird die trügerische Idylle auf eine harte Probe gestellt. Während die “ach so netten“ Einwohner von Suburbicon sich immer mehr dem zivilen Ungehorsam ergeben und die Proteste mehr und mehr in Gewalt ausarten, verbirgt sich der wahre Schrecken hinter dem Geheimnis der Familie Lodge, denn nachdem die Familie vermeintlich überfallen wird und Rose, die imRollstuhl sitzt, dabei zu Tode kommt, werden nach und nach Details aufgedeckt, die die Familie unweigerlich in den Abgrund zieht.
Kritik:
Ich muss erwähnen, dass ich von der Vorgeschichte des Films keine Kenntnis hatte und über den anscheinend verzögerten Produktionshergang erst durch die Kommentare zum Film, welche die letzten Tage zu lesen waren, erfahren habe. Ich bin also recht unvoreingenommen an den Film herangegangen.
Obwohl Suburbicon natürlich ein Drama ist und sehr große gesellschaftliche Probleme thematisiert, komme ich nicht umhin, den Film auf eine sehr eigene und verquere Art saukomisch zu finden. Selbst die eigentlich erschreckenden Szenen, wie der Überfall der Familie Lodge, wirkt auf mich irgendwie nicht ganz
ernst. Die Gangster wirken wie Karikaturen ihrer Selbst (was wohl auch ein Stück weit so beabsichtigt war) und der offensichtliche Mangel an Sorge, den man Gardner Lodge, gespielt von Matt Damon, direkt ansieht, lässt die Szene zwar seltsam, aber nicht wirklich ernsthaft wirken. Umso überraschter war ich dann, als tatsächlich ein Mord begangen wurde.
Natürlich hat der Film auch genügend ernsthafte und dramatische Momente, schließlich ist es in erster Linie ein Krimi, doch auch die Rassenunruhen, die im Film im Prinzip zur Nebensache werden, sind nichts anderes als die Karikatur des Amerikas der Fünfziger. Die engstirnigen Ansichten und grundlosen Ängste der Amerikaner, vor allem was nicht in ihr enges Normenkorsett passt, werden hier auf die Spitze getrieben und veranschaulichen sehr klar, wie hanebüchen solche Denkweisen sind.
Die Figuren im Film wirken allesamt ein wenig planlos. Der einzige Charakter, der im Film mehr oder weniger den Überblick behält, ist der kleine Nicky Lodge,hervorragend gespielt von Noah Jupe, der den Machenschaften seines Vaters letztendlich auf die Schliche kommt.Generell sind alle Rollen toll besetzt und ein Matt Damon gibt den Mordplan schmiedenden Ehemann ebenso überzeugend, wie Julianne Moore, die in einerDoppelrolle sowohl Margaret, als auch Rose Lodge spielt und somit ebenso Täterin, wie Opfer zum Besten gibt. Ihre Performance hat mir ehrlich gesagt ambesten gefallen, was allerding auch daran liegen kann, dass ich sie als Schauspielerin einfach gerne sehe.
Doch auch Oscar Isaac, der den zwielichtigen Versicherungsvertreter mit Hang zum Erpresserischen spielt, passt wunderbar in diese obskure Krimikomödie.Zum Soundtrack gibt es meines Erachtens nicht sonderlich viel zu sagen, zumindest könnte ich nicht sagen, dass mir hier etwas in irgendeiner Form herausragend in Erinnerung geblieben wäre. Nichtsdestotrotz ist die musikalische Untermalung passend genug in Szene gesetzt, um die emotionale Stimmung zu untermauern.
Fazit:
Ich weiss nicht, wie ernst man Suburbicon nehmen sollte oder wie ernst er gedacht war, aber für mich ist der Film eine unterhaltsame Krimikomödie, mit
gesellschaftskritischem Anliegen, die mir definitiv gefällt. Die Story weiss auf eine interessante und frische Art zu fesseln und das Ende lässt den Zuschauer überraschend zufrieden zurück. Der überspitzt dargestellte Aufenthalt in das Amerika 50er Jahre, macht dabei Sorge und Spaß zugleich. Sorge, weil einem einmal mehr vor Augen geführt wird, wie sinnfrei die Angst und Ablehnung vor allem ist, was man nicht kennt oder den eigenen Werten entspricht. Spaß, weil der Film eine interessante und meiner Meinung nach recht lustige Art hat, eigentlich ernste Themen mit einem Schmunzeln aufzuzeigen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Von mir gibt es dreieinhalb Hüte, mit starkem Drang zuvier Hüten. Hätte es noch den ein oder anderen “Aha Moment“ mehr gegeben, wären es definitiv vier. Eine uneingeschränkte Weiterempfehlung kann ich aber auf jeden Fall aussprechen.