Bewertung: 3.5 / 5
Auch diesmal wieder der Hinweis, dass man den Film gesehen haben sollte, bevor man (m)eine Review dazu liest.
Auf Anon bin ich absolut zufällig gestoßen. Für mich war der Film auf den ersten Blick völlig unauffällig. Einmal mehr verdanke ich der Möglichkeit Filme heutzutage streamen zu können, dass ich mir einen Film ansehen durfte, der mir sonst entgangen wäre. Denn weder in einer klassischen Videothek, schon gar nicht im Kino, hätte ich diesem Film meine Aufmerksamkeit geschenkt.
Trailer zu Anon
Zur Handlung:
Der Film handelt von einer dystopischen Welt, in der durch Implantate im Auge alles aufgezeichnet wird, was man tut. Diese Daten werden dann in eine zentrale Datenbank, dem Ether, hochgeladen und dienen den Strafverfolgungsbehörden zur Aufklärung von Straftaten. Anonymität und Privatsphäre sind somit Begriffe, die der Vergangenheit angehören. Als der Detective Sal Frieland mit den Ermittlungen bei einigen mysteriösen Mordfällen beauftragt wird, stellt er fest, dass der Mörder Zugriff auf die geschützte Datenbank hat und diese nach seinem Belieben abändern kann. Beim Überprüfen der Dateien der Opfer wird schnell klar, dass der Täter Ihre Aufzeichnungen so manipuliert hat, dass diese während ihrer Ermordung sich selbst aus der Sicht des Mörders sehen und quasi ihre eigene Ermordung mitansehen müssen. Friedland und sein Team setzen alles daran den Täter zu fassen und geraten dabei selbst in große Gefahr, denn die zwielichtige und für den Ether gar nicht existierende Frau, die schnell in den Fokus der Ermittlungen gerät, stellt eine echte Bedrohung dar.
Zur Review:
Mit Clive Owen und Amanda Seyfried hat Anon gleich zwei Schauspieler, die hier perfekt in ihre Rollen passen. Gerade Clive Owen passt in diese Art von Filmen sehr gut hinein. Schon bei Children of Men oder auch Sin City hat er gezeigt, dass dystopische Szenarien hervorragend zu ihm passen. Auch die sehr wandelbare Amanda Seyfried gefällt mir in der Rolle der zwielichtigen Hackerin wirklich gut.
Generell finde ich die gesamte Optik des Films, die bewusst farblos und fast gänzlich von blassen Grautönen bestimmt wird, sehr speziell und passend. Sie verleiht dem Film ein besonderes Flair und trägt ein großes Stück zu der Spannung des Films bei. Der omnipräsente “Betonlook“, der sich durch den gesamten Film zieht, gibt dem Film einen fast schon morbiden Touch, der Anon alles andere als schadet, im Gegenteil. Gerade dieses Stilelement, gepaart mit der ruhigen Erzählweise des Films, erzeugt durchgehendes Interesse am Geschehen. Vor allem ist es aber die erschreckende Vorstellung, dass alles was man tut für fremde Augen sichtbar gemacht werden kann, die den Zuschauer am Verlauf der Story kleben lässt.
Doch Anon, der als recht gelungener Krimi im zukunftsdesignten Gewand daherkommt, ist keinesfalls frei von Mängeln. So mangelt es dem Film an einem glaubhaften Twist. Gerade die überraschende Wendung, die dem Zuschauer eigentlich den letzten Kick, das besondere Etwas am Film vermitteln sollte, verpufft leider recht zahm und enttäuschend. Viel zu konstruiert und generisch wirkt die Handlung ab dem Zeitpunkt an dem man den wahren Täter präsentiert bekommt. Der Film bleibt spannend, bis zur Offenbarung des eigentlichen Geschehens. Denn ab diesem Zeitpunkt büßt Anon einiges an Glaubwürdigkeit und Spannung ein. Ein starker letzter Schlussakt hätte hier noch einiges retten können, doch auch hier schwächelt Anon leider sehr. Hätte man hier noch einmal eine Schippe drauflegen können, wäre der schwache und enttäuschende Plot nicht so sehr ins Gewicht gefallen und hätte dem Film noch ein rundes Ende geben können.
Fazit:
Anon ist ein guter Film mit einigen Schwächen und tollen Hauptdarstellern. Vor allem die erste Hälfte weiss zu überzeugen, wird dann aber durch die sehr stark abfallende zweite Hälfte sehr abgewertet. Dennoch kann ich Anon Fans von dystopischen Filmen ebenso empfehlen, wie geneigten Krimiliebhabern. Von mir bekommt Anon dreieinhalb von fünf Hüten.