Die Pandemie hat es damals vorgemacht, und die Streamingbranche hat längst Gefallen daran gefunden: Filme wandern immer schneller von der Kinoleinwand ins Wohnzimmer. War früher ein exklusiver Zeitraum von etwa 75 bis 90 Tagen üblich, in dem ein Film nur im Kino zu sehen war, schrumpft dieses Fenster heute oft auf wenige Wochen: Manche Titel sind sogar bereits vier bis sechs Wochen nach Kinostart als Video-on-Demand (VoD) verfügbar, vor allem bei Amazon Prime Video, wo für einen Film dann teilweise bis zu 19,99 Euro fällig werden können.
Aktuelle Beispiele verdeutlichen den Trend: So kostet Jurassic World - Die Wiedergeburt bei Vorbestellung zum Kauf auf Prime Video stolze 19,99 Euro, unabhängig von der Bildqualität (UHD, HD oder SD). M3GAN 2.0 ist als Leihversion für 14,99 Euro erhältlich, die Kaufversion kostet 18,99 Euro, ebenfalls unabhängig von der Auflösung. Für den Actionhit From the World of John Wick: Ballerina liegen die Preise je nach gewünschter Qualität zwischen 11,99 Euro (SD) und 16,99 Euro (UHD).
Für eine vierköpfige Familie können die scheinbar hohen Preise unter dem Strich jedoch durchaus attraktiv sein. Denn rechnet man Kinotickets für zwei Erwachsene und zwei Kinder sowie Popcorn, Getränke und Anfahrt zusammen, summieren sich die Kosten schnell auf 50 bis 75 Euro. In diesem Vergleich erscheinen bis zu 20 Euro für einen Film im Heimstream fast wie ein Schnäppchen - zumal der Weg zur Couch deutlich bequemer ist als der zum nächsten Kino.
Ganz anders verhält es sich, wenn man den Film alleine schaut und für den Premium-Stream oft das Doppelte eines normalen Kinotickets zahlen muss. Für viele ist das ein spürbarer Kostenfaktor.
Für Studios ist die Rechnung einfach, sehen sie in dem Geschäftsmodell doch eine lukrative Chance: Mit VoD zapfen diese nicht nur den Kinomarkt an, sondern fangen auch diejenigen ab, die aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel gar nicht erst ins Kino gehen würden. Amazon und Co. setzen auf den Komfortfaktor und besonders auch auf eine Kundschaft, die bereit ist, für Schnelligkeit und Flexibilität tiefer in die Tasche zu greifen.
Mit dieser Entwicklung steht das Kino vor einer fundamentalen Herausforderung: Sobald große Blockbuster nur wenige Wochen nach dem Kinostart für das heimische Streaming verfügbar sind, verliert der Kinosaal zunehmend sein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal. Die besondere Magie, die entsteht, wenn man auf eine riesige Leinwand blickt, die Dunkelheit im Saal spürt, das gemeinsame Erleben mit anderen Zuschauern und auch manchmal der Applaus am Ende - all das kann das heimische Wohnzimmer nicht ersetzen.
Filmfans schätzen diese emotionale Intensität, die das Kino zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Kritiker warnen daher, dass der anhaltende Trend zu schnellen VoD-Angeboten die Besucherzahlen in den Kinos langfristig deutlich reduzieren könnte, was wiederum die Vielfalt und Qualität künftiger Filmproduktionen gefährdet.
Während in den USA und Deutschland die VoD-Premieren schnell folgen, setzen Länder wie Frankreich, Südkorea oder Japan noch auf strengere Kinoexklusivzeiten, um das Filmerlebnis im Saal zu schützen. Frankreich etwa hält an einer Mindestfrist von 17 Monaten (mit Verhandlungsspielraum) fest, bevor ein Film auf Streaming-Plattformen gezeigt werden darf. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln die weltweite Debatte um das Gleichgewicht zwischen Kino und Streaming wider.
Für viele bleibt Kino trotz der Umstände das echte, bessere Erlebnis. Dennoch gibt es Zuschauer, die trotz der hohen Preise die Bequemlichkeit und Ruhe zu Hause schätzen - ohne quatschende Sitznachbarn, Parkplatzsuche oder Gedränge an der Popcorn-Theke.
Uns würde interessieren: Wie steht ihr dazu, vor allem im Hinblick auf die Kosten - sind die hohen VoD-Preise für euch gerechtfertigt, wenn ihr dafür schon wenige Wochen nach dem Kinostart bequem im eigenen Wohnzimmer den Film sehen könnt - möglicherweise sogar günstiger als ein Kinobesuch für die ganze Familie? Oder lehnt ihr dieses Modell eher ab und bevorzugt es, geduldig zu warten, bis der Film billiger oder gar ohne zusätzliche Kosten im regulären Streaming-Abo verfügbar ist?
Und was ist euch persönlich wichtiger: Das unmittelbare, schnelle Seherlebnis auf Abruf oder das authentische, besondere Gefühl, das nur ein Kinobesuch auf großer Leinwand bieten kann?