Guardians of the Galaxy ist und bleibt eine der positivsten Überraschungen des Kinojahres, da sprechen wir bestimmt nicht nur für uns. Derart in seiner Arbeit bestätigt, stürzte sich James Gunn sofort auf Guardians of the Galaxy 2, einem weiteren Teil im großen Marvel-Puzzle. Was keiner ahnen konnte, ist, wie kritisch er dem Konzept des zusammenhängenden Filmuniversums gegenübersteht. Auf Facebook machte sich Gunn nun Luft und fand sehr deutliche Worte. Eins vorweg: Mit seinen Aussagen trifft er den Nagel ziemlich genau auf den Kopf.
Geteilte Universen und riesige Franchises liebt er grundsätzlich, so viel stellt Gunn erst mal klar. Sorgen bereiten ihm nur die zahlreichen Universen, die von den Studios geplant werden, ohne dass eine starke Fangemeinde hinter ihnen steht, an der sie wachsen können - oder in manchen Fällen auch gar keine. Star Wars habe Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung gehabt, das Marvel-Universum den ersten Iron Man, die The Dark Knight-Trilogie Batman Begins. Und selbst Filme wie Transformers und Twilight - Biss zum Morgengrauen wurden von den Zuschauern geliebt, die noch mehr sehen wollten.
Heutzutage aber, so Gunn, versuchen die Studios Bäume wachsen zu lassen, ohne eine fruchtbare Saat gestreut zu haben. Produzenten und manchmal auch Regisseure seien so sehr aufs größere Ganze fokussiert, dass sie die Aufgabe, die direkt vor ihnen liegt, nicht perfektionieren, nämlich einen tollen Film zu machen. Das Publikum wird fast nicht mehr mit einbezogen, stattdessen sollen Franchises auf nichtexistenten oder mäßig erfolgreichen Filmen gründen. Namen nennt Gunn hier nicht, aber die Marvel-Konkurrenten wie Sony Pictures, wo man sich mit der Spider-Man-Reihe sichtlich schwertut, oder Warner Bros., wo man jetzt auf Masse setzt, obwohl Man of Steel alles andere als unumstritten war, dürfen sich sicherlich angesprochen fühlen.
Gunn weiß, dass George Lucas, Kevin Feige, Jon Favreau und Co. schon im Voraus Ideen dafür hatten, wohin ihre Filme im Erfolgsfall führen könnten. Das habe jedoch keinen von ihnen veranlasst, den ersten Teil nicht so zu behandeln, als sei es der letzte, aus ihm nicht etwas Wunderbares zu zaubern, das den Leuten gefällt, ob nun weitere Filme folgen oder nicht.
Um es auf den Punkt zu bringen: Gunn hält dieses neue Geschäftsmodell für fehlerhaft. Seiner Meinung nach sollten Filmemacher und Studios aufs große Ganze vorbereitet sein, es sich aber nie und nimmer in die Quere kommen lassen, wenn es darum geht, einen einzelnen großartigen Film zu machen. Man müsse ein bisschen experimentierfreudiger sein und schauen, was funktioniert, statt den Erfolg erzwingen zu wollen. Und das Wichtigste: Als Industrie sei man dazu da, den Zuschauern zu dienen, mit ihnen zu kommunizieren. Schließlich haben auch sie ein Wörtchen mitzureden. Ihnen vorzuschreiben, was sie sehen wollen, sei der falsche Weg und einfach nicht möglich.
Jetzt seid ihr an der Reihe. Wo würdet ihr Gunn zustimmen, wo vielleicht nicht?