Woody Allen ist ja normalerweise nicht die Art von Filmemacher, über die wir regelmäßig berichten. Aber in diesem Fall machen wir mal eine Ausnahme, denn die aktuellen Geschehnisse um ihn sind nicht unerheblich. Kaum ein Hollywood-Regisseur ist produktiver als er, seit 1981 hat Allen immer mindestens einen Film pro Jahr veröffentlicht. 1992 sah er sich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, als ihn seine Adoptivtochter Dylan Farrow beschuldigte, sie sexuell misshandelt zu haben, was er bestritt und vergleichsweise schadlos überstand, auch wenn ihn dies fortan verfolgt hat.
Jedoch hat ihn dieses hässliche Kapitel aus seiner Vergangenheit wieder eingeholt und Farrow Anfang des Jahres - nachdem der Weinstein-Skandal publik geworden war - ihre Anschuldigungen von damals auch öffentlich wiederholt. Das lässt Allen in keinem guten Licht dastehen, vor allem, wenn man bedenkt, wie empfindlich derzeit auf solche Dinge reagiert wird. Prompt gab er nun bekannt, eine Pause vom Filmemachen einlegen zu wollen - zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Insbesondere soll es mit der #MeToo-Bewegung zusammenhängen, die Allen geschadet und die ironischerweise ausgerechnet Ronan Farrow, sein eigener Sohn, losgetreten hat.
Für die Studios sei er deshalb "Gift", heißt es, und auch Amazon versucht offenbar, sich von ihm zu distanzieren. A Rainy Day in New York, Allens bereits abgedrehte neue Komödie, die eigentlich noch dieses Jahr erscheinen sollte, wird auf Eis gelegt und erscheint vielleicht gar nicht mehr. Ein spezifischer Grund wurde dafür bisher nicht angegeben, aber man kann es sich ja leicht zusammenreimen. A Rainy Day in New York war Teil eines großen Deals, den Amazon mit Allen vereinbart hatte und aus dem der Kinofilm Wonder Wheel und die TV-Serie Crisis in Six Scenes hervorgegangen sind.
Wie fast alle Allen-Filme weist auch dieser einen eindrucksvollen Cast auf, gespickt mit namhaften Darstellern wie Timothée Chalamet, Rebecca Hall, Jude Law, Elle Fanning, Selena Gomez, Liev Schreiber oder Diego Luna. Manche von ihnen - darunter Chalamet, Hall und Griffin Newman - haben allerdings angekündigt, ihre Gage an Wohltätigkeitsorganisationen spenden zu wollen, die Missbrauchsopfer unterstützen. Vorbei die Zeiten, in denen die Stars förmlich Schlange standen, um bei Allen mitspielen zu dürfen. Ein Michael Caine etwa hat schon mitgeteilt, er werde nie wieder mit ihm zusammenarbeiten.