
Bewertung: 4.5 / 5
Krieg überzog das Land. Aus der Asche der einstigen USA erhob sich eine neue Gesellschaftsordnung, die Welt von Panem. Unterteilt in 13 Distrikte und regiert vom Kapitol wurde eine neue Welt ausgerufen. Doch Ungleichgewichte sorgten für Rebellion. Als die Distrikte gegen den Wohlstand im Kapitol aufbegehrten, wurde ein Exempel statuiert: Nun sind noch 12 Distrikte übrig. Um weitere Aufstände zu verhindern und an den Schrecken des Krieges von einst zu erinnern, wurden die Hungerspiele ins Leben gerufen. Jedes Jahr aufs Neue müssen ein Junge und ein Mädchen im Alter von 12-18 Jahren an den tödlichen Kämpfen teilnehmen - 24 Teilnehmer und nur einer darf überleben.
In diesem Jahr sind die 74. Hungerspiele angesetzt. In Distrikt 12 werden die Jugendlichen wie in allen anderen Distrikten auf den öffentlichen Platz geführt, wo die sogenannte "Ernte" stattfindet. Als der Name der kleinen Primrose Everdeen gezogen wird, meldet sich ihre Schwester Katniss (Jennifer Lawrence) freiwillig als Tribut. An ihrer Seite soll Peeta Mellark (Josh Hutcherson) ebenfalls für Distrikt 12 als männlicher Tribut an den Spielen teilnehmen. Kurz darauf werden beide ins Kapitol gebracht, wo sie für die menschenverachtenden Kämpfe vorbereitet werden. Zur Unterstützung bekommen sie wie alle anderen 22 Tribute ein Vorbereitungsteam zur Seite gestellt, nur mit ihrem versoffenen Mentor Haymitch (Woody Harrelson) tun sie sich schwer. Der weiß als ehemaliger Sieger aber genau, worauf es ankommt, wenn man gewinnen möchte: Das Publikum muss auf der Seite des Tributs stehen. Während es Peeta leicht fällt, die Gunst der Zuschauer zu erringen, tut sich Katniss sehr schwer, doch glücklicherweise hat sie mit Cinna (Lenny Kravitz) in ihrem Vorbereitungsteam nicht nur einen kreativen Kopf an ihrer Seite, sondern auch einen Menschen, dem sie vertrauen kann. Als "Mädchen, das in Flammen steht" wird sie an den Spielen teilnehmen und zu einem Symbol werden - doch um ganz Panem zu verändern, muss sie erst einmal überleben...
Trailer zu Die Tribute von Panem - The Hunger Games
Als das neue Twilight oder sogar Harry Potter wurde Die Tribute von Panem - The Hunger Games im Vorfeld gehandelt. Dabei zählte weniger die Ähnlichkeit des Inhalts - der kaum unterschiedlicher sein könnte -, sondern vielmehr der Erfolg der literarischen Vorlage, die Massentauglichkeit und die daraus resultierenden Erfolgsaussichten an den Kinokassen. Von diesem Standpunkt aus hat Die Tribute von Panem bereits jetzt die besten Karten, mit in die Liga aufgenommen zu werden. Doch so sehr sich die Inhalte unterscheiden, so sehr unterscheidet sich glücklicherweise auch die Herangehensweise und dies spürt man bei diesem Film besonders.
Schaffte es Warner mit guten Schauspielern und sehr guten Produktionswerten die Welt des Harry Potter einzufangen, konnte man sich jedoch nie von der Vorlage richtig lösen. So wirkten die ersten Filme oft wie gehetzte Aneinanderreihungen von Buchszenen, später wurden für Buchleser teils unverständliche Regieentscheidungen getroffen. Demgegenüber steht die Twilight-Saga. Auch wohlwollend käme man nicht umhin, die Filmreihe zu kritisieren, denn an keiner Stelle waren den Machern qualitative Gesichtspunkte hinsichtlich Darstellerauswahl, obwohl teils talentiert, und Budgetierung wichtig. Nun ist die Panem-Reihe ein Thema und es stand zu befürchten, auch Lionsgate versucht, auf möglichst unkomplizierte Weise die Fans der Buchvorlage in die Kinos zu locken. Doch schon während der Produktion wurde klar, Lionsgate will mit Die Tribute von Panem - The Hunger Games qualitativ überzeugen. Mit geschätzten 75 Mio. $ ist das Budget zwar nicht als üppig zu bezeichnen, dennoch konnten namhafte Darsteller für die Verfilmung gewonnen werden. So verwundert es dann nicht, wenn angesehene Schauspieler wie Donald Sutherland, Woody Harrelson oder Elizabeth Banks den jungen Talenten Liam Hemsworth, Josh Hutcherson und allen voran Jennifer Lawrence die Tür aufhalten. Zusammen ergeben sie einen Cast, der Die Tribute von Panem - The Hunger Games das nötige Etwas gibt, um aufmerksam zu werden. Denn der Film kann nur funktionieren, wenn die für Jugendliche anspruchsvolle Geschichte auch von überzeugenden Darstellern transportiert wird.
Regisseur Gary Ross (Pleasantville, Seabiscuit - Mit dem Willen zum Erfolg) gelang es, die literarischen Figuren einzufangen, ohne sich wie andere zwanghaft an die Vorlage zu klammern. Er setzt bewusst eigene Akzente, was Die Tribute von Panem - The Hunger Games zu einem Film macht, der auch ohne Vorkenntnisse über die gesamte Laufzeit auf eigenen Beinen stehen kann. Einige Abwandlungen der Story mögen Buchpuristen sauer aufstoßen, mit der Mehrheit kann man sich jedoch schnell arrangieren, dienen sie dazu, die Handlung zu straffen und den Film nicht mit zusätzlichen Nebenfiguren zu belasten. Manche Änderung schafft im Vergleich zum Roman sogar einen Mehrwert: Wird der Roman ausschließlich aus der Sicht von Katniss erzählt, bekommen im Film andere Figuren deutlich mehr Gewicht. So wird deutlich stärker auf Spielmacher Seneca Crane (Wes Bentley) eingegangen, dessen Entscheidungen das Schicksal von Katniss maßgeblich beeinflusst haben. Auch Präsident Snow (Sutherland) wird früher in die Geschichte eingebunden, ebenso der aufziehende Konflikt mit Katniss, sieht er in ihr doch frühzeitig eine Gefahr für die Stabilität des Landes. Selbst Haymitch (Harrelson) profitiert von diversen Erweiterungen, der im Buch fast nur als Säufer in Erscheinung trat, dessen Aktionen im Hintergrund nicht sichtbar waren. Jetzt wird der Figur deutlich mehr Spielraum eingeräumt, den Harrelson auch ausgiebig nutzt.