Bewertung: 3.5 / 5
Eigentlich wollte ich gar keine Kritik schreiben, weil ich alles andere als ein Experte in diesem Film-Universum bin. Aber schon während der Sichtung hab ich gemerkt, dass, wenn ich wirklich etwas zu dem Film sagen will, ich um eine Kritik nicht herumkomme.
Hier also eine Kritik aus Laien-Sicht, aus Sicht eines Kinobesuchers, der die Unterhaltung sucht und keine großen Erwartungen hatte.
Handlung: Genau zum Ende des Vietnam-Kriegs wird einer Forschungsgruppe mit Begleitschutz die Erforschung einer bisher unerschlossenen exotischen Insel genehmigt.
Trailer zu Kong - Skull Island
Kritik: Die Geschichte ist geschickt aufgebaut. Die Anfangsszenen sind kurz, man weiß, warum es geht und rein ins Vergnügen.
Und zwar mit einem grundsympathisches Team, außer denen, die eben nicht sympathisch sein sollen. Die Soldaten zum Beispiel wirken tatsächlich wie eine eingespielte, befreundete Truppe und werden natürlich auch nicht in die Pfanne gehauen, schließlich soll der Film ja die breite Ami-Masse anlocken und nicht verägern. Auch ansonsten merkt man, dass der Film weltweit ausgelegt ist, aber da mich das nicht gestört hat (warum auch), ist es ok. Nett auch, dass die Anfangsszene später nochmal aufgegriffen wird. Nur bei so manchem Expeditionteilnehmer hab ich mich dann doch gefragt, ob es den oder die dringend gebraucht hätte. Eigentlich nicht.
Dann zu den Hauptdarstellern: John C. Reilly ist zwar eine Show als einerseits emotionaler Angelpunkt für die Zuschauer und andererseits leise bis mittelschwer durchgeknallter Inselführer, aber ich gebe die Krone an Samuel L. Jackson. Obwohl ich ...wäre Spoiler...spielt er die Rolle mit einer Glaubwürdigkeit und Wut, dass ich einfach beeindruckt war.
Aber alle Darsteller mit etwas größeren Rollen sind gut und es gibt zwar nicht viele Szenen, in denen sie überzeugen müssen, aber da, wo sie es müssen, merkt man es. Und das schadet dem Film einfach ganz und gar nicht. Tom Hiddleston, den ich am besten aus Crimson Peak kenne, kann ich mir nach dem Film sogar sehr viel eher als Bond vorstellen.
John Goodman ist auch prima, erinnerte mich an seine zwielichtige Rolle in Cloverfield Lane, nur eben...wäre Spoiler.
Der Humor des Films hat mir gefallen. Irgendwie charmant und altmodisch und obendrein eine Hilfe für die Zuschauer, um die Figuren und die Insel besser kennen zu lernen.
Das CGI ist überragend, evtl. die beste visuelle Leistung, die ich bisher gesehen habe. Wir mussten 3D nehmen, 2D hätte es für mich auch getan, aber andererseits hatte ich nach der ersten halben Stunde vergessen, dass ich 3D sehe, so gut war es angepasst.
Kong ist ebenfalls überragend gelungen, die Bewegungen, die Augen (gold-braun und lebensecht in Nahaufnahme), das Fell, die Aufnahmen vor bestimmten Hintergünden...fantastisch. Und wer „Rache“ sucht für den armen Kong von 2005, der wird besonders die erste halbe Stunde lieben.
Auch die anderen Kaiju-Charaktere sind Hingucker und was für welche und ich könnte mich auf kein Lieblingstier festlegen.
Der Nostalgie-Faktor. Kann man Nostalgie empfinden, wenn man eine Zeit nur aus anderen Filmen und Dokumentationen kennt? Offensichtlich ja, denn bei mir hat es gewirkt. Die Zeitreise klappte gut, sowohl in Washington als auch auf der Insel (gedreht wurde u.a. tatsächlich in Vietnam und auf Hawaii).
Im Kino waren - gemessen an dem sonst sehr jungen Publikum - auch ein paar wirklich ältere Semester, die zum Beispiel ihre Söhne begleitet haben. Der Name King Kong scheint doch noch zu helfen.
Ich weiß nicht genau, wo ich diesen Punkt am besten erwähne, aber irgendwie passt er zur Nostalgie: Die u.a. schon von Geist geschilderten schweigsamen Eingeborenen erhöhten für mich den Charme des Films und sorgten für einen geerdeten, ernsten Background. Sozusagen eine Art Gegenpol zum sonstigen (heutigen) Treiben.
Damit komme ich auch schon zum Soundtrack, der ganz ok ist. Die meiste Zeit hört man den üblichen, ganz guten, zum Teil treibenden, zum Teil eher klassischen neuzeitigen Score und ab und an auch mal 70er Metten. Alles Lieder, die man schon aus Forrest Gump, Dokus oder dem Radio kennt und alles Ohrwürmer. Also durchaus hilfreich für die Stimmung. Noch frühere Sachen ersparen sie einem glücklicherweise fast immer.
Die zwei Stunden gingen sehr schnell rum, unter anderem durch die zeitweilige Trennung der Teams und ihren abwechslungsreichen „Abenteuern“. Und es erwischt einige, bei denen ich mir sicher war, dass es sie nicht erwischt.
Meine Minuspunkte sind hauptsächlich zwei Dinge: Zum einen erschließt sich mir die Motivation einer Person nicht wirklich (klar, er will „seine Jungs“ rächen und ist eh schon geladen, aber ich verstehe es trotzdem nicht ganz) . Und zweitens der emotionale Faktor: Es gibt durchaus ein paar Szenen, die anrührend sind, aber der Film kommt für mich nicht an die Szenen des Peter-Jackson-Films heran. Der Fokus liegt hier aber auch eindeutig woanders, nämlich auf dem Überlebenskampf des/der Teams und nicht der Monster-fast-schon-Liebesgeschichte.
Aber Kong kommt auch hier nicht seelenlos daher, ganz im Gegenteil.
Fazit: Wer einen sehr unterhaltsamen Survival- bzw. Monsterfilm mit guten Darstellern und einem gewissen Charme sehen möchte, wird hier absolut fündig.
Ich vergebe aber trotzdem „nur“ 7 von 10 Hüte, erstens, weil ich so gut wie keinem Film 10/10 gebe und ich mich außerdem an King Kong, der von mir 9/10 bekommt, orientiere. Skull Island hat mir aber deutlich besser gefallen als Godzilla von 2014, wo mich sowohl die Geschichte als auch die etwas blassen menschlichen Charaktere enttäuscht haben.
PS: Das Kino (ca. 450 Plätze) war rappelvoll. Selbst die erste Reihe war halb besetzt. Und dann macht so ein Film natürlich viel mehr Spaß. Ca. 50 Leute wussten von der Post-Credit-Szene und haben ausgeharrt. Es ist nicht die, die vor dem Abspann kommt (das Heimkommen von einer Person). Ihr müsst also abwarten, wenn ihr sie sehen wollt .