Bewertung: 2.5 / 5
Die junge Cellistin Mia (Chloë Grace Moretz) wird durch ein tragisches Ereignis vor die Wahl gestellt, wie es weitergehen soll und lässt erinnernd ihr bisheriges Leben Revue passieren. Erste Liebe, ein leidenschaftliches Talent und damit verbundene Träume, ihre Familie und deren Vorgeschichte haben ihr Leben geprägt. Ihre Beziehung zu Rockerschwarm Adam (Jamie Blackley) stellt sie ebenfalls vor eine Wahl: Was ist wichtiger, ihre Liebe oder ihr Traum? Ihr Traum oder Adams Traum? Nicht weniger als ihre gesamte Zukunft steht auf dem Spiel...
Ganz ohne Spoiler lässt sich die Kritik nicht schreiben, daher müssen wir ein Ereignis, den Aufhänger von Wenn ich bleibe, der Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage von Gayle Forman, benennen.
Trailer zu Wenn ich bleibe
Mia liegt nach einem Autounfall im Koma und verfolgt die weiteren Ereignisse durch eine außerkörperliche Erfahrung. Und lässt auch dadurch ihr Leben in Flashbacks Revue passieren. Dementsprechend springt der Film zwischen Jetzt und Vergangenheit hin und her. Grundsätzlich kein Problem und eine interessante Dramaturgie, doch Mias und Adams Erlebnisse, die ihrer Eltern und Freunde in Vergangenheit und Gegenwart sind viel Stoff, der in etwas über 100 Minuten untergebracht wird.
Vielleicht hätte Regisseur R.J. Cutler (The September Issue) sich doch mehr Laufzeit für Wenn ich bleibe genehmigen sollen, denn die aneinandergereihten Szenerien berühren selten wirklich mit Tiefgang. Chloë Grace Moretz (Kick-Ass) als Mia und Jamie Blackley (Snow White and the Huntsman) sind zwar ein süßes Paar, doch ihre Beziehungshöhen und -tiefen bleiben oberflächlich. In den emotionalen Szenen kann Moretz zudem nicht immer so ganz überzeugen, sie wirkt manchmal hölzern, etwas zu einstudiert. Ein Problem, das man ihr schon als Titelfigur in Carrie ankreiden musste.
Mireille Enos (World War Z) als Mutter Kat und Joshua Leonard (Blair Witch Project) als Vater Denny wirken zudem manchmal zu aufgesetzt cool, so dass auch Mias Eltern zu oberflächlich bleiben. Die Botschaften von Wenn ich bleibe sind auch nicht neu: Die schwere Entscheidung, welcher Traum von beiden in einer Beziehung bei daraus folgender lokaler Entfernung, wenn ihn beide leben wollen, wohl wichtiger ist. Oder ob seiner Leidenschaft zu folgen wichtiger ist als Familie, oder ob man seinen Traum für seine Kinder opfert. Die Koma-Situation, die Celloszenen, die Rockerbandszenen, der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart halten den Film unterhaltsam, doch sehr viel mehr hat Wenn ich bleibe nicht zu bieten.
Der Spannungsbogen plätschert manchmal etwas zu lau dahin, manche Bilder zum Thema Nahtod sind hart an der Kitschgrenze, aber noch zu verkraften. Mit mehr als durchschnittlicher Schauspielleistung und mehr Zeit für wirklich intensive Szenerien hätte Wenn ich bleibe durchaus eine kleine Filmperle sein können, doch so wird er im Meer zahlreicher Romantikfilme untergehen. Nicht falsch verstehen, es gibt auch schöne und berührende Momente und Szenen, doch für einen gehaltvollen Film ist es einfach zu wenig.
Die Romanvorlage ist ein Jugendroman, und junge Pärchen werden mit Wenn ich bleibe sicher einen netten Kinoabend verbringen können, der im Heimkino aber auch genügen würde. Einmal bleiben reicht - ob Wenn ich bleibe genug Lust auf eine mögliche Fortsetzung macht, denn es gibt bereits den Nachfolgeroman "Lovesong" (Originaltitel: "Where She Went"), muss jeder selbst für sich entscheiden. Das Ende macht einen Teil 2 jedenfalls nicht zwingend notwendig.