Bewertung: 4 / 5
Ein wenig zu lang, ein wenig zu ernst. Mit einem etwas lockeren Grundton und einer minimal kürzeren Story hätte aus Baby Driver nicht nur ein toller Film, sondern echt ein Meisterwerk werden können. Doch auch mit dem, was Edgar Wright hier bietet, kann man schon sehr zufrieden sein, sticht dieser Film unglaublich hervor und das ist nicht nur der Aufmachung, sondern auch den Darstellern zu verdanken, allen voran einem tollen Ansel Elgort.
Baby Driver Kritik
Wenn es darum geht, Auto zu fahren, macht Baby (Ansel Elgort) niemand etwas vor. Das ist auch der Grund, warum Doc (Kevin Spacey) bei seinen Raubzügen immer auf ihn setzt, wenn er einen Fluchtwagenfahrer braucht. So richtig zufrieden ist Baby jedoch nicht mit diesem Umstand, aber wie sollte er sonst seine Schulden zurückzahlen? Also tritt er aufs Gaspedal und das zu fetzigen Beats, denn Musik ist der Motor, der ihn antreibt. Als er die junge Kellnerin Debora (Lily James) kennenlernt, verliebt er sich nicht nur in sie, sondern will dem Verbrechen endgültig den Rücken kehren - nur ist das gar nicht so leicht!
Trailer zu Baby Driver
B-A-B-Y! So ist sein Name, leicht, eingängig und irgendwie albern, aber dafür gibt es viele Lieder über Baby! "Hit me Baby, one more time" wäre so ein Song, doch alles was dieses Baby tritt, ist das Gaspedal. Regisseur Edgar Wright ist schon immer für seine eigenwilligen Ideen bekannt gewesen und auch bei Baby Driver legt er es voll darauf an, keinen typischen Film abzuliefern und präsentiert einen Actionfilm, der komplett auf die Musik zugeschnitten ist, die das zentrale Element darstellt. Bild und Ton bilden eine Einheit, in der sich die Darsteller trotz der einfachen Handlung vollkommen austoben können.
So ist es nicht verwunderlich, wenn Kevin Spacey wie immer eine verdammt sehenswerte coole Sau ist, Jamie Foxx eklig fies den Gangster raushängen lässt, während Jon Hamm böse und sympathisch zugleich rüberkommt. Doch alle werden hier von der zentralen Figur in den Schatten gestellt, der komplette Gegensatz zu diesem Verbrechersumpf, denn wie schon der Name Baby andeutet, wirkt Hauptdarsteller Ansel Elgort erst einmal völlig deplatziert in diesem Film. Gerade dieser Kontrast aus Verbrechen und der augenscheinlichen Zartheit von Elgort macht hier den Unterschied. Der Regie, dem Schnitt und Elgorts Schauspiel ist es zu verdanken, dass Baby in fast jeder Szene allen die Show stiehlt, denn so bekannt die anderen Darsteller auch sind, spielen sie für den Zuschauer typische Rollen, während Baby eine unheimlich frische Note reinbringt.
Dazu kommt dann die Musik, die sicherlich nicht immer den Geschmack des Zuschauers trifft, aber perfekt nebst Choreographie abgestimmt ist. So wird Baby Driver fast schon zu einem Musical mit Autos und das wirkt alles erfrischend und doch bodenständig, denn wo Fast & Furious auf immer abgedrehtere Action setzt, sind hier die Verfolgungsjagden spannend und authentisch.
Dass Baby Driver dann aber dennoch nicht zu einem perfekten Film wird, ist Kleinigkeiten zuzuschreiben, die umso ärgerlicher sind, da der Rest so herausragend ist. Während der Anfang energetisch daherkommt, verliert der Film gerade im finalen Showdown dann doch etwas an Drive. Anstatt die Linie unbeirrt fortzuführen, gibt man sich hier dann doch zu sehr den Genrekonventionen hin. Statt eine etwas leichtere, spaßigere Tonart anzuschlagen, dominiert die Ernsthaftigkeit und dies ist im Hinblick auf die Laufzeit wenig überzeugend. So fühlt sich das letzte Drittel zu lang an und eine Straffung hätten Baby Driver gut getan. Dafür überrascht der Film mit einem konsequenten und deutlichen Ende, von dem sich andere Filme eine Scheibe abschneiden könnten.
Trotz der paar Defizite ist Baby Driver einer dieser Filme, die man sich im Kino unbedingt anschauen sollte, denn Edgar Wright hat hier wirklich einen unterhaltsamen Leckerbissen geschaffen, welcher jede Aufmerksamkeit verdient, die er bekommen kann. Daher ab ins Kino mit euch und selbst erleben, wie Baby entkommt!