Bewertung: 3.5 / 5
Jeff Bridges' Filme gehören in den letzten Jahren vielleicht nicht immer zum absoluten Must-see (Seventh Son), aber seine Beteiligung lässt stets neugierig aufhorchen. So ging es uns auch bei Hell or High Water, das ein handfestes Drama zu sein schien, nicht zuletzt wegen Chris Pine und Ben Foster an seiner Seite.
Toby (Pine) und Tanner (Foster) könnten als Brüder nicht unterschiedlicher sein: Während der eine ruhig und bedacht ist, ist der andere als erregbarer Ex-Knacki ein ganz anderes Kaliber. Beide tun sich zusammen, um mehrere Filialen einer Bank auszurauben, die das Land ihrer Familie zwangsversteigern lässt, wobei Toby einzig und allein an das Wohl seines Sohnes denkt, den er bei seiner Ex-Frau zurückließ. Soweit läuft alles glatt, denn die Beiden sind den örtlichen Behörden immer einen Schritt voraus - bis Marshall Marcus Hamilton (Bridges) und sein Kollege Alberto Parker (Gil Birmingham) ins Spiel kommen und die Überfälle ins Visier nehmen...
Trailer zu Hell or High Water
Hell or High Water Kritik
"Hell or High Water", der Filmtitel im Original wie auch in deutschen Landen, bedeutet so viel wie "auf Biegen und Brechen" beziehungsweise "komme, was wolle". Und dies trifft sowohl auf das ungleiche Brüderpaar als auch die beiden Marshalls zu, wobei Bridges als kurz vor dem Ruhestand stehender Hamilton noch am ehesten wie verbissen eine große Sache abschließen möchte. Sozusagen sich mit einem Knall verabschieden will, bevor es die restlichen Lebensjahre deutlich ruhiger - und langweiliger - zugehen wird. Auf der anderen Seite trifft der Titel vor allem auf Ben Fosters Rolle zu, der um seine Zukunft weiß und alles daran setzt, noch mitzunehmen, was möglich ist.
Gerade Foster möchten wir lobend erwähnen, der sich in diversen Rollen wie in Warcraft - The Beginning, The Finest Hours und nicht zuletzt in The Program - Um jeden Preis als vielseitiger Darsteller bewies und hier eine äußerst aggressive und unberechenbare Performance an den Tag legt. Seine Rolle wirkt spannender als Pines Part, der sich mit seinem Spiel und Pornobalken aber auch ausreichend von Captain Kirk distanziert. Geben wir ihm noch zehn Jahre und die Zeit macht aus ihm vielleicht auch einen wirklich interessanten Darsteller.
So desillusionierend Hell or High Water auf der einen Seite daherkommt, so überraschend spaßig wirkt er mitunter. Das liegt vor allem an Bridges' Kodderschnauze und Kollege Parker, der gar nicht anders kann, als die teils überaus rassistischen "Scherze" genervt abzunicken. Diese zermürben ihn, jedoch sind beide ein wirklich funktionierendes Team - ebenso wie das Brüderpaar am anderen Ende des Gesetzes. Auch hier liegt es an Foster, nicht nur die harte Seite auszuspielen, sondern auch den einen oder anderen unerwarteten Spruch zu bringen und so pendelt Hell or High Water sowohl ohne übertriebenen Pathos als auch zu viel Lächerlichkeit stets auf der richtigen Ebene und das macht den Film wirklich unterhaltsam.
Hinzu kommt die gerade in der ersten Filmhälfte äußerst starke musikalische Untermalung, dem großartigen Nick Cave sei Dank. Dies in Kombination mit den überaus reizvollen Landschaftsaufnahmen in einer Gegend am Ende der Welt, wo die Menschen aufgegeben wurden, aber doch nicht aufgegeben haben, macht Hell or High Water abseits der Haupthandlung zu einem stimmigen Film. Die Story, so simpel sie auch scheint, wurde von Regisseur David Mackenzie mit allen möglichen Details ausgebreitet und gerade im Originalton fühlt man sich dorthin getragen - auch wenn Untertitel wirklich zu empfehlen sind, will man wirklich alles, was Bridges mit seiner nuscheligen Stimme rauspoltert, verstehen.
Hell or High Water Bewertung
Mit Hell or High Water ist Mackenzie ein ruhiges und doch umso wirkungsvolleres Drama gelungen. Manch einer mag den Film als langweilig empfinden, wer aber die Abgeschiedenheit, die Story und musikalische Untermalung wirken lässt, der wird die gut 100 Minuten im Kinosessel genießen.