Bewertung: 3.5 / 5
Jacques-Yves Cousteau war für die Meeresforschung so bedeutend wie einst die TV-Stars Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann für die Verhaltens- und Tierforschung. In Frankreich eine Ikone, bei uns nicht weniger bekannt, hat der "Freund der Ozeane" Mitte des vergangenen Jahrhunderts und damit zu einer Zeit, wo das Umweltbewusstsein weniger entwickelt war, viel für die Aufklärung getan - und für die Sehnsucht der Menschen nach dem Unbekannten und der Wiederentdeckung der Natur. Nun kommt mit Jacques - Entdecker der Ozeane eine Annäherung an den Mann mit der roten Wollmütze ins Kino.
Jacques-Yves Cousteau (Lambert Wilson) lebt mit seiner Frau Simone (Audrey Tautou) und den beiden Söhnen Jean-Michel (Rafaël de Ferran, später Benjamin Lavernhe) und Philippe (Ulysse Stein, später Pierre Niney) im Süden Frankreichs in einer idyllischen Bucht. Durch einen Unfall als Pilot untauglich, konzentriert er sich verstärkt auf sein Hobby, das Tauchen, und steckt auch seine Familie damit an. Mithilfe seiner Frau realisiert er einen Traum, modernisiert ein betagtes Boot und reist mit ihr auf der Calypso um die Welt. Jahre später, die Söhne sind fern der Eltern zu jungen Männern herangewachsen, nähert sich Cousteau dem ihm besonders argwöhnisch entgegentretenden Philippe nach und nach wieder an, der ihn später sogar auf sein größtes Abenteuer - in die Antarktis - begleitet. Doch der Traum auf der einen Seite markiert einen Albtraum auf der anderen, wie Simone über die Jahre hinweg an der Seite des immer Publicity-süchtigeren Jacques-Yves erfahren muss.
Trailer zu Jacques - Entdecker der Ozeane
Jacques - Entdecker der Ozeane Kritik
Das Leben des Jacques-Yves Cousteau, seine Forschungsreisen, Abenteuer und auch seine privaten Fehlbarkeiten könnten Bücher füllen. Und so ist es kein Wunder, dass dieses wahrhaftig einzigartige Abenteurerleben nun mit Jacques - Entdecker der Ozeane eine sensible, spannende, wenn auch nicht perfekte Umsetzung erfährt. Es sind diese Menschen, zu denen wir Allerweltstypen insgeheim aufschauen, die den Ausbruch wagen, das Unbekannte, den Alltagstrott hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Das ist nicht jedem vergönnt und genau dieser Mut überschaubar Weniger birgt die große Faszination. Cousteau, der die Medien und damit die Menschen schon früh an seinem Hobby und seinen Reisen professionell teilhaben ließ, sozusagen zu einer Instagram-Marke seiner Zeit wurde, verstand das Spiel zwischen Sehnsuchtsuche, Authentizität und öffentlichkeitswirksamer Präsentation. Das Publikum liebte ihn und das tätschelte sein Ego.
Jacques - Entdecker der Ozeane ist dabei mitnichten eine bloße Aneinanderreihung der Reisen Cousteaus, der Film konzentriert sich ebenso stark auf die die private Person, ohne aber insgesamt allzu akkurat zu sein, denn bestimmte Momente werden beispielsweise für den Film aus dramaturgischen Gründen etwas entfremdet. Von manchen Kritikern bemängelt, empfanden wir die Konzentration sowohl auf die öffentliche Person als auch den privaten Cousteau als gute Entscheidung, da neben ihm insbesondere auch sein Sohn Philippe zu einer der Hauptfiguren des Films wird. Auch im wahren Leben arbeiteten Vater und Sohn eng zusammen bis zum Unfall im Jahr 1979.
Diesbezüglich stechen vor allem Lambert Wilson und der neue französische Shootingstar Pierre Niney hervor, die ihren Rollen Tiefe geben und sie emotional verkörpern. Ebenso legt die inzwischen 40-jährige Audrey Tautou mit der Rolle der alternden Ehefrau ihr seit Die fabelhafte Welt der Amélie immer noch anheftendes Mädchenschema ab, nur geht sie - erzähltechnisch geschuldet - neben den anderen auf der Calypso etwas unter. Auch wenn manchen Momenten das Gefühl des Abhakens anhängt, ist Jacques - Entdecker der Ozeane ein dicht gewebter Film, der die mannigfaltigen Episoden dieses spannenden Menschenlebens so ungehetzt wie möglich zu greifen versucht. Dabei schöpft der Film seine Faszination vor allem aus den Tauch- und Naturszenen und toppt sich mit der bedächtigeren, aber umso erkenntnisreicheren Antarktisexpedition. Die Musik unterstreicht das Geschehen, auch wenn die gut zwei Stunden etwas lang erscheinen - doch sollte nicht vergessen werden, dass Cousteaus Leben für Hunderte Filme reichen würde.
Jacques - Entdecker der Ozeane Bewertung
Grundsätzlich kann ein Film über Cousteau gar nicht scheitern, denn dafür ist dessen Leben und Erbe zu spannend und heute wichtiger denn je. Die nicht ganz detailgetreue Abhandlung über den bekannten Ozeanforscher ist beeindruckend und erinnert uns daran, dass es um uns herum mehr gibt als das immer gleiche Hamsterrad tagein tagaus. Der Fokus liegt stark auf dessen Familiengeschichte, aber dennoch nimmt sich Jacques - Entdecker der Ozeane auch viel Zeit für dessen Passion - das Meer. Und wer sich selbst gern auf Reisen begibt, der nächste Urlaub aber noch fern ist, darf den deutlich kostengünstigeren Trip gerne wagen.