Bewertung: 4 / 5
Seit dem Ende des Krieges hat Eduard Leander sich geschworen, eines Tages zurückzukehren. Zurück in die Ukraine, wo er als deutscher Soldat und Offizier stationiert war. Nun, nach dem Tod seiner Frau, will der 92-jährige diese Reise endlich antreten. Also setzt er sich in den Zug Richtung Kiew. Doch er er bleibt nicht lang allein. Ihm gegenüber sitzt schon bald seine Enkelin Adele, die von der Mutter geschickt wurde, um den Großvater von der Reise abzuhalten. Doch Leander stellt sich stur. Und so fahren beide Richtung Osten. Wo Adele nicht weiß, was sie erwartet und Leander darauf hofft, etwas wiederzufinden. Oder besser gesagt: jemanden...
Mit Leanders letzte Reise gelingt Regisseur Nick Baker-Monteys ein authentisches und berührendes Drama, das nicht nur ein dunkles Kapitel der deutsch-russischen Geschichte auf sensible Weise behandelt, sondern auch seinen emotionalen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Großvater und Enkelin legt. Beide stehen stellvertretend für die Generation von damals, die es gelernt hat zu verdrängen, und der Generation von heute, die immer noch lernen muss nachzufragen.
Trailer zu Leanders letzte Reise
Ein gut recherchiertes Drehbuch verbindet diese historischen und aktuellen Bezüge sehr geschickt und gibt auch interessante Einblicke in familiäre Konflikte in der Ukraine - ein gespaltenes Land zwischen nationalen und russischen Interessen und Einflüssen. Die Erzählsprache mag manchmal etwas lehrhaft sein und der Beginn des Films wirkt in den Dialogen auch etwas hölzern. Im Lauf des Films bekommt dieser dann aber deutlich Schwung und Spannung, was vor allem dem sehr guten Spiel des gut gewählten Schauspieler-Ensembles zu verdanken ist.
Jürgen Prochnow spielt auf eindrucksvolle Weise den großen Schweiger, der sich aber am Ende seiner Suche mehr und mehr seiner Enkelin zu öffnen vermag und schließlich auch seinen ganz persönlichen Frieden findet. Petra Schmidt-Schaller glänzt als spröde und bindungsunfähige junge Frau, die aber auf der schicksalsträchtigen Reise durch die Ukraine zu sich und auch ihrer Familie zurückfindet. Ein besonderes Lob verdient auch Tambet Tuisk als Lew, die große und unverzichtbare Hilfe auf der Reise. Ausstattung, musikalische Begleitung und auch die gute Kamera sind weitere positive Merkmale dieses sicher inszenierten Werkes.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung