Bewertung: 4 / 5
Wie lange kann ein und derselbe Schauspieler eine Rolle glaubwürdig verkörpern? Hugh Jackman ist seit 14 Jahren Wolverine und Daniel Craig inzwischen neun Jahre James Bond. Harrison Ford wird Ende des Jahres sogar 38 Jahre lang Han Solo sein. Doch dieser Vergleich hinkt, denn kaum ein Schauspieler spielte so kontinuierlich eine Rolle wie Tom Cruise seinen Ethan Hunt. Seit bald 20 Jahren ist er Mr. Hunt und erfüllt unmögliche Missionen und wir haben das gute Gefühl, dass mit Mission: Impossible 5 - Rogue Nation das Ende noch nicht erreicht ist.
VIDEOKRITIK
Trailer zu Mission: Impossible 5 - Rogue Nation
Die Tage der IMF (Impossible Mission Force) scheinen gezählt zu sein. Der Chef der CIA (Alec Baldwin) möchte dem Treiben ein Ende setzen und auch Ethan Hunt (Tom Cruise) zur Strecke bringen, der in der Vergangenheit bei mehr als einem Auftrag die Grenze des Erlaubten überschritten hatte. Doch Hunt hat noch andere Probleme: Eine Anti-IMF-Organisation, genannt das Syndikat, taucht plötzlich auf und scheint eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Welt zu werden. Ohne Rückhalt der IMF muss Hunt im Alleingang den Anführer des Syndikats finden und zur Strecke bringen und nur die britische Agentin Ilsa (Rebecca Ferguson) scheint ihm gewogen...
Mission: Impossible 5 - Rogue Nation Kritik
Alle paar Jahre erfreut uns Tom Cruise mit einem neuen Auftrag seiner Lieblingsfigur Ethan Hunt. Der letzte Einsatz in Mission: Impossible - Phantom Protokoll liegt inzwischen dreieinhalb Jahre zurück und hat mit fast 700 Mio. $ weltweitem Einspielergebnis eine neue Bestmarke für die Reihe gesetzt. Die Erwartungen an die Fortsetzung sind dementsprechend hoch, vor allem da Brad Bird zugunsten von A World Beyond nicht erneut Regie führen wollte und den Posten an Christopher McQuarrie abgab. Dieser weiß spätestens seit Jack Reacher, wie er Cruise in Szene setzen muss und dank McQuarries eigenem Stil gelingt es Mission: Impossible 5 - Rogue Nation von Beginn an, eine eigene visuelle Note zu setzen. Seit den Anfängen stand jeder Teil der Reihe ziemlich für sich allein, war losgelöst von anderen Ereignissen, nur die Hauptdarsteller waren das Bindemittel zwischen den Filmen, und jeder Regisseur versuchte, sich selbst zu verewigen. Dieses Ziel verfolgt auch McQuarrie mit seiner Rezeptur, indem er einige Storyelemente aus Birds Mission: Impossible - Phantom Protokoll aufgreift.
Den Kern des Films bilden aber die gewohnt beliebten Darsteller, angeführt von Tom Cruise als Hunt und Simon Pegg als Benji Dunn. Auch Ving Rhames bekommt nach einem zu kleinen Part im Vorgänger wieder etwas mehr Leinwandzeit, während Jeremy Renner, der ja einst Hunt beerben sollte und in Phantom Protokoll hinzustieß, zwar nicht zu kurz kommt, aber dieses Mal diplomatischer agiert anstelle mit souveräner Action zu punkten.
Dabei bietet Mission: Impossible 5 - Rogue Nation Kennern der Reihe wieder eine Vielzahl von spannenden Actionszenen und diese sind einmal mehr die Triebfeder. Doch hier und da machen sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar, da vor allem die Charakterentwicklung auf der Strecke bleibt und alles nur wie ein weiterer Auftrag anmutet, der paradoxerweise aus vielen einzelnen Elementen der Reihe besteht. Wieder muss ein Hochsicherheitskomplex genommen werden, wieder gibt es eine wilde Verfolgungsjagd auf dem Motorrad, wieder gibt es einen ganz großen Stunt, wieder ist Hunt von der IMF abgeschnitten und auf sich allein gestellt. Vieles fühlt sich viel zu vertraut an.
Das alles wäre nicht ganz so schlimm, wenn die Story etwas mehr zu bieten hätte. Auf der einen Seite wird diese an manchen Stellen unnötig kompliziert, gerade was Rebecca Fergusons Rolle betrifft, dann gibt es wieder unnötige Lücken in der Handlung. Gerade die Motivation von Hunts Gegenspieler und Anführer des Syndikats, gespielt von Sean Harris, bleibt eigentlich im Dunkeln und wird dem Zuschauer nicht plausibel vermittelt. Dadurch bleibt über weite Strecken ein großes "Warum?" im Raum stehen, welches nur zum Teil durch das doch recht hohe Tempo aufgefangen werden kann. Warum McQuarrie diesen Weg ging und nicht versuchte, den Film noch mehr zu prägen, bleibt unbeantwortet. Gerade der Flugzeugstunt, der im Vorfeld des Films für Furore sorgte, ist da ein gutes Beispiel. So versuchten die Macher den Burj Khalifa-Stunt des Vorgängers zu toppen, doch geht dies völlig unter. Denn ist der bemerkenswerteste Stunt eines Films bereits nach 3 Minuten abgehandelt, stimmt etwas nicht in der Balance.
Mission: Impossible 5 - Rogue Nation Fazit
Würden wir die Reihe nach Qualität werten, so ist der Erstling Mission: Impossible bis heute unerreicht. Es folgt Brad Birds stimmiges Mission: Impossible - Phantom Protokoll - und dann? So betrachtet ist Mission: Impossible 5 - Rogue Nation der drittbeste Teil der Reihe. Er bietet ein Best of der einzelnen Filme neu gemixt. Dabei gelingt es McQuarrie, die Fortsetzung dank grimmigerer Farbgebung sogar spannender als den Vorgänger zu präsentieren, verpasst aber die Chance auf Individualität. Alles fühlt sich etwas zu vertraut an und es mangelt an echten Überraschungen. Mehr Härte hätte dem Film noch gut getan, dafür sitzen die Gags. Alles in allem kann Mission: Impossible 5 - Rogue Nation nicht an die Qualität von Hunts letzter Mission anknüpfen, bietet MI- und Genrefans aber dennoch genug für 130 Minuten Lebenszeit.
Anmerkung: Nachdem wir den Film ein zweites Mal auf deutsch gesehen haben, haben wir uns dazu entschlossen dem Film die verdienten 4 Hüte zu geben.