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Star Wars - Die letzten Jedi

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"Die letzten Jedi" oder: "Keine neue Hoffnung"

Star Wars - Die letzten Jedi Kritik

Star Wars - Die letzten Jedi Kritik
0 Kommentare - 20.12.2017 von Witterfels
In dieser Userkritik verrät euch Witterfels, wie gut "Star Wars - Die letzten Jedi" ist.
Star Wars - Die letzten Jedi

Bewertung: 1 / 5

Nachdem ich als alter "Krieg der Sterne"-Fan am vergangenen Samstag ein echtes Kino-Debakel erlebt habe, möchte ich gerne meine Gedanken zu "Die letzten Jedi" teilen. Aber Achtung: meine Review enthält massive Spoiler - nicht lesen, wenn Ihr den Film noch anschauen wollt!!!!

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Trailer zu Star Wars - Die letzten Jedi

Es war einmal vor einigen Jahren ein kleiner Junge Jahrgang 76, der in einer gar nicht so weit entfernten Galaxis aufwuchs und sich leidenschaftlich gerne Filme, vorzugsweise mit fantasievollen Inhalten, reinzog und sich bis heute nur allzu gerne davon begeistern lässt. Fast schon logisch, dass auch Krieg der Sterne zum inneren Kreis meiner Lieblingsfilme gehört. Ich bin kein Fanatic aber auch kein überkritischer Traditionalist, keiner, der Neuerungen im Star Wars-Universum strikt ablehnt. Ich bin in erster Linie ein Kinofreund, der Veränderungen innerhalb einer verdienten Filmserie durchaus akzeptiert, wenn sie die Geschichte sinnvoll ergänzen und stimmungsvoll erzählt werden. Erst kürzlich hat Denis Villeneuve bewiesen, dass man zu einem Kultfilm wie Blade Runner immer noch etwas Wertvolles beitragen kann, wenn man respektvoll an den Vorgänger heran geht. Umso erschütterter bin ich, was Rian Johnson aus „Die letzten Jedi“ gemacht hat!
Ich möchte niemandem, der den Film mag auf die Füße treten oder gar seinen Geschmack kritisieren! Aber für mich persönlich ist die achte Star Wars- Episode eine der größten Film-Enttäuschung aller Zeiten geworden. Dabei hatte ich nach der abgeschriebenen Doktorarbeit von J. J. Abrams (TFA) keine besonders hohen Erwartungen an den Film.
Für den ersten Kopfschüttler sorgte, kaum da der Streifen angefangen hatte, General Hux – eine eindimensionale, verkrampft böse sein wollende Witzfigur, der es an allem fehlt, was einen interessanten Schurken ausmacht: Charme, Ausstrahlung, Tiefe. Man denke da nur an einen Großmoff Tarkin mit seiner distanzierten, unterschwellig bedrohlichen Art. Vielleicht lag es an der Zeit früher, dass die Bösen nicht permanent brüllen und rote Ohren kriegen mussten, um als böse wahrgenommen zu werden. Sicher, man könnte anführen, dass ein weiterer Tarkin-Verschnitt auch schlecht gewesen wäre. Stimmt – aber ich denke, da muss es auch noch irgendwas Subtiles dazwischen geben, irgendwas Besseres als einen schlecht geschriebenen Antagonisten wie Hux. Doch er ist ja nicht der einzige Fiesling, der mich nicht überzeugen konnte.
Snoke ist, aufgrund seiner scheinbaren Wichtigkeit, eine noch viel größere Enttäuschung: In TFA wird er als der große Initiator allen Übels aufgebaut, so ähnlich eben wie Palpatine – und dann, einfach so: ist er weg! Kein interessanter Background, keine eindrucksvolle Szene. Man kann ihn nicht mal richtig hassen, weil einfach keine richtige Bindung zwischen dem Zuschauer und Snoke aufgebaut wird. Bei Palpatine hatte man das Gefühl, dass dieser Charakter greifbare, fiese Pläne verfolgt und nicht nur die Funktion erfüllen soll, Vaders Sinneswandel zu begründen. Als der Imperator in ROTJ den Befehl gibt, die Rebellenflotte zu vernichten, bin ich als Kind genauso wütend geworden wie Luke. Selbst einen Orson Krennic nehme ich heute als Schurken mit einer nachvollziehbaren Motivation wahr. Bei Snoke fehlt mir dagegen jeglicher Bezug zu seiner Motivation, außer der, dass er offensichtlich böse sein soll – wow!
Stichwort belanglos: Captain Phasma! Sieht cool aus, ist für die Story aber völlig unwichtig. Gestört hat sie mich nicht wirklich, aber irgendwie hatte ich gehofft, dass aus dem Charakter noch ein bisschen mehr rausgeholt wird. Aber nein – so dient sie lediglich dazu, um Finn in einem völlig überflüssigen Handlungsstrang zu einem überflüssigen Zweikampf zu verhelfen.
Um das Schurkenquartett abzuschließen noch ein paar Worte zu Kylo Ren. Nein, er ist kein neuer Vader, und das ist auch okay. Darth Vader ist für mich der beste Filmschurke aller Zeiten und von daher nur schwer zu toppen. Wenn man die Figur aber so anlegt wie Vader, und damit auch hier ein gutes altes Drehbuch noch einmal neu aufwärmt, dann sollte man der Figur auf andere Weise ein paar eindrucksvolle Facetten verleihen. Mit der ewig weinerlichen, leicht hysterischen Haltung Kylo Rens werde ich aber leider nicht warm.
Weg von den Schurken - rüber zu den Helden und zur eigentlichen Story: Poe Dameron hat ein paar nette Szenen. Ich mochte den Charakter schon in TFA. Vielleicht der beste Neuzugang der bisherigen Trilogie.
Den Handlungsstrang mit Finn hätte man dagegen komplett weglassen können. Die Idee mit dem Codeknacker ist banal und wirkt komplett zusammengeschustert – Hauptsache man gibt der Figur Finn eine Aufgabe, damit sie in dem Streifen irgendwas zu tun hat. Canto Bight bleibt ein Platzhalter ohne Mehrwert. Und die kurze Sequenz mit Maz Kanata schreit förmlich nach einer Zweitverwertung in einem Spin-Off.
Über das Wiedersehen mit Chewie, C-3PO und R2-D2 habe ich mich natürlich gefreut. Leider sind ihre Szenen alle recht kurz gehalten. Immerhin sorgt Chewbacca für einen guten Lacher, als er sich auf Ahch-To ein leckeres Abendessen zubereiten will.
Die Porgs fand ich übrigens gar nicht mal so schlecht. Hier hatte ich im Vorfeld Jar Jar Binks-Humor erwartet – ein Irrtum. Die kleinen Wesen tragen zwar nichts zur Handlung bei. Als niedliche neue Spezies haben sie mir jedoch ganz gut gefallen.
Reys Besuch auf Ahch-To ist, abgesehen von den schönen Realkulissen, ein ebenso mäßig interessantes Intermezzo. Sie taucht auf, versucht Luke zu überzeugen, übt ein wenig mit dem Lichtschwert, lässt kurz mal ihre Kraft aufblitzen und ist kurz darauf wieder verschwunden. Da hatte Lukes Besuch auf Dagobah weitaus mehr Atmosphäre und vermittelte tatsächlich den Eindruck, dass sich der junge Skywalker ein paar harten Prüfungen unterziehen und folgenschwere Entscheidungen treffen musste. Rey fällt dagegen alles irgendwie in den Schoß, und ihr Schicksal und Werdegang berühren mich in TLJ überhaupt nicht.
Schockierend im negativsten Sinn fand ich Lukes Entwicklung. Moment mal: Luke? Der optimistische Luke, der bis zum Schluss daran geglaubt hat, dass selbst in Darth Vader noch etwas Gutes übrig war, wollte seinen schlafenden Schüler und Neffen erschlagen, da er in ihm eine dunkle Macht gespürt hat? Was für eine beknackte Idee! Charaktere dürfen sich gerne entwickeln und verändern und auch neue Ideologien entwickeln. Aber diese Entwicklung passt einfach null zu Luke. Zumal er danach nicht einmal konsequent auf die dunkle Seite wechselt, sondern fortan das Leben eines gebrochenen Eremiten führt - so ähnlich wie Obi-Wan ... aber das hatten wir ja auch schon mal.
Leias Rolle konnte mich ähnlich wenig begeistern wie Lukes. Ihre Machtszene im Weltall ist, pardon, ein absoluter Witz. Star Wars ist als großes Märchen angelegt – in Ordnung. Aber eine durchs All schwebende Leia wirkt so unfreiwillig komisch, dass ich mir wünsche, man hätte die großen Drei doch einfach ruhen und ihren Verbleib der Fantasie der Fans überlassen sollen. Han Solos Tod = ein völlig unwürdiger Abgang! Lukes Fall = eine kaum nachvollziehbare Entwicklung. Leias Führungsrolle = halbwegs sinnvoll, aber irgendwie nicht spannend.
Ich bin kein großer Fan vom Expanded Universe. Aber ich denke, dass Timothy Zahn seinerzeit mit „Das letzte Kommando“ eine weitaus stimmigere Fortführung der beliebten Charaktere einschlug, als es Abrams und Johnson getan haben.
Der gesamte Rey & Kylo Ren-Plot lässt mich ebenso kalt, was irgendwie daran liegt, dass ich keinen richtigen Bezug zu den Figuren aufbauen kann. Wenn Darth Vader in ROTJ mit sich ringt, während der Imperator vor seinen Augen seinen Sohn quält, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Das ist bewegend und ergreifend dargestellt. Kylos Sinneswandel, Snoke in den Rücken zu fallen, war mir dagegen eher gleichgültig. In dieser Szene gab es für mich keinen spürbaren Bezug zu Kylos Gefühlsebene.
Der anschließende Kampf auf der blutroten Theaterbühne ist optisch zwar ganz nett inszeniert, packt mich aber nicht, da Kylo und Rey irgendwie alles ganz gut im Griff hatten. Auch hier fehlt es mir deutlich an Spannung, und das überraschende Ableben Snokes macht deutlich, wie unwichtig diese Figur für die Rahmenhandlung ist.
Die Belagerung des Rebellenstützpunktes gestaltet sich ähnlich zäh wie der gesamte Rest des Films. Optisch ist das zwar okay, aber auch hier fehlt es mir an Dramaturgie. Nimmt man als naheliegenden Vergleich die Schlacht um Hoth, so liegen gefühlte Unterhaltungswelten dazwischen. Auf Hoth fliegt man auch heute noch regelrecht mit, staunt beim Anblick der AT-ATs, zieht den Kopf ein, wenn man zwischen ihren Beinen durchjagt, während die Musik einen förmlich mitreißt. Bei TLJ wirkt die Schlacht dagegen sehr statisch und wird nach wenigen Minuten vom "Duell" zwischen Luke und Kylo spürbar ausgebremst.
Krieg der Sterne war nie bekannt für besonders tiefgreifende Geschichten. Dennoch ist es Lucas & Co. insbesondere von 77-83 nahezu perfekt gelungen, mit relativ wenig Stoff ein äußerst kurzweiliges Ergebnis zu erzielen. Die Dramaturgie wie auch die flotten, teils sehr wortwitzigen Dialoge stimmten auf den Punkt. Hinzu kamen hohe Schauwerte, geniale Charaktere und nicht zuletzt ein magischer Soundtrack mit einer Vielzahl brillanter Themen. Das alles vermisse ich komplett bei TLJ!
Zum Soundtrack noch ein Wort: Dieser ist, wie auch die Musik von TFA und Rogue One, ziemlich schwach geraten und bietet keinerlei Themen, die dauerhaft im Ohr bleiben. Krieg der Sterne war voll von genialen Themen, und es kamen mit TESB und ROTJ noch viele weitere dazu. Da wurde nicht einfach der alte Brei in der Mikrowelle warm gemacht – John Williams war auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Nach dem Episode 1 Soundtrack, den ich ebenfalls für genial halte, ließ Williams ein wenig nach, aber selbst AOTC und ROTS hatten noch ein paar schöne Themen auf Lager. Und heute? Nichts – das sind einfach belanglose Soundtracks. Und Star Wars-Musik darf nicht belanglos sein. Genau wie die Geschichte, die von der Musik untermalt wird.
Wenn sich ein Star Wars-Film bereits beim ersten Sehen viel zu lang anfühlt, dann läuft etwas falsch.
Die Verfolgung der Rebellen ist nicht fesselnd. Praktisch den gesamten Film über klebt die erste Ordnung Leia und ihren Verbündeten am Hintern. So ähnlich hatten wir das schon mal in TESB, nur dass sich die Ereignisse dort fast überschlugen. Hier wird der unterbeschäftigte Finn auf einen Glücksspiel-Planeten geschickt, um einen Codeknacker anzuwerben. Das Ganze findet nebenbei statt, während die Erste Ordnung dem Widerstand im Nacken sitzt, was nur leidlich zur Spannung beiträgt und arg konstruiert wirkt. Auch der gesamte Rest der Geschichte will nicht zünden. Ich kann jeden Fan verstehen, der total neugierig auf irgendwas Neues ist, das in seinem Lieblingsuniversum mit seinen Lieblingshelden spielt. Nur sollte das Ganze auch fesselnd erzählt werden. Ich habe es so leider nicht empfunden.
Bei der Entwicklung eines guten Filmes sollte zu Beginn immer ein gutes Drehbuch stehen. Seit die SW-Rechte jedoch bei Disney liegen, habe ich das Gefühl, da stehen am Anfang des Filmprojektes immer ganz viele Marketingideen, die später noch irgendwie zu einem Film verschmolzen werden müssen.
"Was fanden die Fans früher toll?" Könnte auch die Frage im Disney Meeting lauten. "Was muss unbedingt noch mal rein? Und was davon verkauft sich gut?“
Immerhin hat man sich bei TLJ getraut, auch ein paar neue Ansätze ins Spiel zu bringen – Lukes Entwicklung zum Beispiel, oder Leias Jedi-Fähigkeiten. Diese Neuerungen sind jedoch derart krude geraten, dass ich mir plötzlich den Reboot-Charakter von TFA zurück wünsche. „Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht“, heißt es. Dem stimme ich, nachdem ich TLJ gesehen habe, leider zu.
Der beste der drei Disney Star Wars-Filme ist für mich Rogue One, da ich hier, abgesehen von ein paar Schwächen beim Showdown und einem grottigen Saw Gerrera, insgesamt einen durchaus unterhaltsamen Science Fiction-Film erlebt habe. TFA leidet darunter, dass er eine freche Kopie von ANH geworden ist, hatte aber immerhin noch ein paar nette Han Solo & Chewie-Momente auf Lager. Zu Die letzten Jedi fällt mir im Grunde nichts Positives ein. Es fehlt an Tempo, Dramaturgie, innovativen Action-Szenen, mitreißender Musik und insgesamt an einer guten Geschichte. Zudem bin ich nicht nur enttäuscht, sondern auch frustriert, was aus den tollen Charakteren von damals geworden ist.
Bislang war Angriff der Klonkrieger mit seinen unglaublich schlecht geschriebenen Dialogen und einer Reihe von dämlichen Szenen mein persönlicher Star Wars-Tiefpunkt. Doch selbst AOTC hatte ein paar gute Momente, wenn ich zum Beispiel an den Obi-Wan-Strang und die Verfolgung von Jango Fett denke. Lucas hat mit den Prequels viel verbockt. Immerhin aber hat er versucht, wenn auch mit durchwachsenem Erfolg und vielen Logiklöchern, eine Vorgeschichte zu erzählen, die die Geschichte der Skywalker, aus seiner Sicht, sinnvoll ergänzt. Die Geschichte der bisherigen Sequelreihe wirkt dagegen verkrampft konstruiert, aufgewärmt und trägt eigentlich nichts Wertvolles zur Skywalker-Story bei – im Gegenteil. Ich freue mich für jeden Zuschauer, der Spaß an dem Film hatte. Ich selbst habe keine neue Hoffnung, dass Episode 9 das Ruder noch einmal herum reißen kann und mir den Spaß an der weit, weit entfernten Galaxis zurückbringen wird.

Star Wars - Die letzten Jedi Bewertung
Bewertung des Films
210

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