Sicher steht außer Frage, dass David O. Russell ein guter Regisseur ist und sein neues Werk The Fighter wurde von der Academy sicher nicht ohne Grund mehrfach für den Oscar nominiert. Doch bei seinen Plänen, Uncharted in die Kinos zu bringen, hat er bei den Fans des Spiels bisher für viel Aufregung gesorgt, im negativen Sinne wohlgemerkt.
Das liegt nicht nur an seiner Wahl von Mark Wahlberg als Nathan Drake, sondern auch an dem Eindruck, den man nach Interviews mit ihm gewinnt. Es wirkt so, als hätte er das Spiel nie gespielt, redet er doch ständig von dieser Familiendynamik. Natürlich fußt Uncharted auf der Drake-Familie und Nathan Drakes Vorfahren haben große Fußspuren hinterlassen, doch da er in den Spielen nur mit hübschen Frauen und seinem Kumpel Sully auf Abenteuertour geht, spürt man wenig von der oft zitierten zentralen Familiendynamik. In einem neuen Interview mit IGN hat Russell jetzt zu ein paar Dingen Stellung bezogen.
So sagt er, sein Kind liebt es, Uncharted und Uncharted 2 zu spielen und er ebenso. Das könnte darauf hindeuten, dass er es wenigstens einmal gespielt hat. Doch im gleichen Interview redet Russell davon, er wolle die Familiendynamik (schon wieder dieses Wort) aus The Fighter nehmen und in einem größeren Kontext auf Uncharted übertragen. Eine Familie, die für Gerechtigkeit sorgt in der Welt der Kunst und Antiquitäten. Wenn man ein Museum führt oder das Oberhaupt eines Landes ist, muss man mit den Drakes klarkommen, die seien knallhart. Er vergleicht Uncharted hier mit den Sopranos, denn die geplante Familie hat großen Geschmack und einen Sinn für Gerechtigkeit. Liebend gern will er es mit Mark Wahlberg, Robert De Niro und eine Reiher heißer Frauen machen. Klingt in unserer Redaktion auch weiterhin nicht nach Uncharted. Was weiterhin dafür spricht, dass Russell das Spiel anscheinend nur aus der Ferne gesehen hat, ist die Begründung, warum er gerade diese Reihe ins Kino bringen möchte, denn, Achtung, sie fokussiert sich auf eine Familie. Familie? Vielleicht meint er auch immer nur die freundschaftlichen Bande zwischen den Akteuren. Mit einer Kinoadaption möchte er Uncharted auf ein neues, mehr filmisches Level hieven.
Ok, stop! Uncharted spielt sich doch schon wie ein Film, nur mit Gameplayelementen. Irgendwas stinkt hier gewaltig. Wir haben grundsätzlich nichts gegen die Ideen von Russell, sie klingen interessant und daraus kann sicher ein guter Film entstehen. Auch wünschen wir uns einen Uncharted-Film, da es einfach nicht genug gute Abenteuerfilme im Kino gibt. Doch werden wir nicht den Eindruck los, dass hier zwei Sachen vermischt werden, die nicht zusammengehören. Nicht zuletzt spricht sein abweisender Auftritt einem Fan gegenüber für die Theorie, dass er das Spiel nur als Grundlage begreift und nicht aus Sicht des passionierten Gamers. Und ein Regisseur, der bei diesem Projekt ernstgenommen werden will, sollte doch die Hausaufgaben gemacht haben, oder?