Bewertung: 3 / 5
Willkommen in der Steinzeit! Alpha nimmt uns mit auf eine Reise zu den Anfängen der Menschheit, als ein junger Mann eine Bekanntschaft macht, die unsere weitere Zukunft maßgeblich beeinflussen soll. Regisseur Albert Hughes (The Book of Eli) ist ein spannendes Abenteuer gelungen, das für jüngere Zuschauer wunderbar funktionieren dürfte, das es bei genauerem Hinsehen aber an Raffinesse und Abwechslung vermissen lässt. Ein Film, der eigentlich besser fürs Fernsehen geeignet ist.
Alpha Kritik
Europa vor 20.000 Jahren. Der junge Keda (Kodi Smit-McPhee) erlebt seine erste Jagd - die auch seine letzte wird. Zumindest geht davon sein Stamm aus, der Keda nach einer Büffelattacke für tot hält und weiterzieht. Schwer verletzt, aber nicht im Jenseits, kann sich der Zurückgelassene retten und trifft auf seinem beschwerlichen Rückweg einen Wolf. Die beiden nähern sich mit der Zeit an und es entsteht eine tiefe Symbiose, die die weitere Geschichte von uns Menschen maßgeblich beeinflusst...
Trailer zu Alpha
Alpha gehört zu jenen Filmen, die im sehr absehbaren Einheitsbrei herausstechen. Weil sie eine neue Geschichte erzählen. Oder etwas Episches ganz ohne Superhelden. Oder einfach nur wie ein alter, gut gemachter Abenteuerfilm daherkommen. Hier setzt Regisseur Hughes an, der eine fiktionale Geschichte erzählt, wie der Mensch auf den Hund gekommen ist. Natürlich erleben wir nicht die langwierige Domestikation unseres vierbeinigen Freundes, aber darum geht es in Alpha auch nicht, der vielmehr auf emotionaler Ebene berühren möchte und nicht nur alle Hundefreunde daran erinnert, was für treue Zeitgenossen uns da eigentlich seit Jahrtausenden begleiten.
Die (echten) Landschaftsaufnahmen sind grandios und mitunter möchte man trotz aller Entbehrungen, die Alpha eindrucksvoll zeigt, für einen Moment dieses Gefühl spüren, wie es vor zehntausenden Jahren war, als nur ein Bruchteil der allmorgendlichen Pendlersippe auf dem Planeten wandelte. Demgegenüber steht aber die allzu künstliche Optik, die den Film daran hindert, ein wirklich episches Gefühl zu vermitteln. Es sieht künstlich aus, es fühlt sich künstlich an. Auch wenn Menschen im Jungpaläolithikum schon Leder kannten, ist nicht belegt, ob sie es schon gegerbt haben - jedoch sehen die kälteresistenten Überwürfe unserer Ahnen im Film so aus als stammten sie aus dem Shop nebenan. Auch Nähte mit Lederriemen und Tätowierungen sind laut Forschern schon sehr früh bekannt gewesen, maßgeschneidertes Geröllwerkzeug zum Bartstutzen und Zahnbürsten für weiße Zähne eher weniger. Es sind diese Details, die den Film trotz Kedas Entbehrungen wie geleckt wirken lassen, einfach zu perfekt, und ihm damit sehr viel Authentizität nehmen.
Wer will schon von Authentizität bei einer fiktionalen Geschichte sprechen, die vor Jahrtausenden angesiedelt ist und nur einen kurzen Ausschnitt zeigt? Doch es sind genau diese Punkte, die den Film abseits aller schönen Bilder, der guten Musik sowie dem Versuch, eine Art fantasievolles Steinzeitisch zu sprechen (im Original jedenfalls), so jede Tiefe vermissen lassen. Trailer 2 zeigt so viele wundervolle Bilder, die nicht ansatzweise die ganze Bandbreite der Geschichte im Film erahnen lassen, zu schnell wird von einem Momentum ins nächste gesprungen. Es ist zwar alles drin, was der Durchschnittskenner mit dem Pleistozän verbindet - Säbelzahnkatzen, Wollnashörner, Mammuts, ein klitzekleiner Vulkanausbruch - das Ganze aber in schnellen Schnitten als Beiwerk garniert. Leider sind besonders bei den Tieren die Tricks nicht sehr gelungen, was speziell bei der Wisenthatz auffällt. Wobei wir hoffen, dass sowohl europäische als auch nordamerikanische Ureinwohner nicht stets ganze Herden über die Klippen trieben, wenn doch nur wenige Tiere verarbeitet und ins Lager transportiert werden konnten. Sieht imposant aus, wird aber durch die erwähnte Künstlichkeit auch nicht besser.
Apropos Tiere: An dieser Stelle möchten wir kurz auf die Forderung von PETA eingehen, die von Tierliebhabern verlangen, den Film zu boykottieren. Hintergrund ist, dass für die Jagdszene das Fleisch getöteter Bisons verwendet wurde und PETA deutlich machen will, dass Tierquälerei nicht toleriert wird. Wir schätzen die Arbeit der Organisation und finden es gut, dass sie auf dieses Thema hinweisen. Wir fänden es jedoch sinnvoller, weiter engagiert auf die in Hollywood geltenden AHA-Richtlinien hinzuweisen und auch die positiven Seiten des Films zu sehen: Der nämlich offensichtlich zum Großteil auf Kunstpelz setzt und die Liebe des Menschen zum Tier in den Vordergrund stellt. Wer weiß, ob nicht so mancher Yulin-Fan da den Appetit auf Hundefleisch verliert...
Alpha ist eine ordentliche Originstory, der es aber trotz aller Versprechungen im Trailer an epischer Breite mangelt. Unter der Oberfläche findet sich nicht viel, was die doch sehr stringente Story, die fast an Ice Age erinnert, zu etwas Unvergesslichem macht. Es ist hübsch anzusehen und geht ans Herz, aber wer Echtes sucht, wird hier nicht fündig. Und dazu zählt auch, dass ein griechischer Buchstabe zum Titel des Films gemacht wurde.