
Bewertung: 3.5 / 5
Für Filme wie Avatar - Fire and Ash wurde Kino erfunden und jeder sollte die Chance nutzen, diesen Film wenigstens einmal dort gesehen zu haben. Egal ob man nun 3D-Kino mag oder nicht, die visuelle Finesse von Avatar - Fire and Ash sucht ihresgleichen und wir haben noch keinen Film erlebt, der so bildgewaltig und mit solch perfekt ausgestalteten Trickeffekten zu überzeugen weiß. Auch bei der Handlung macht der Film einen Sprung nach vorn, auch wenn das große Drama dann doch deutlich hinter den Trickeffekten zurückstecken muss und vieles so wirkt, als hätten wir es bereits in den Vorgängern gesehen. Trotz seiner Schwächen vergehen die drei Stunden wie im Flug und bilden einen soliden Abschluss für eine Trilogie, die ruhig auch so für sich in Zukunft stehen kann.
Avatar - Fire and Ash Kritik
Nach den dramatischen Ereignissen im Finale von Avatar - The Way of Water betrauern die Sullys noch immer den Tod von Neteyem, jeder auf seine Weise. Während Jake (Sam Worthington) sich in die Arbeit stürzt, ist Neytiri (Zoe Saldana) von Trauer und Wut geplagt. Besonders leidet aber ihr Sohn Lo’ak (Britain Dalton), der sich die Schuld an dem Tod seines Bruders gibt. Doch viel Zeit für Trauer bleibt nicht, denn die Bedrohung durch die Menschen ist weiterhin allgegenwärtig. Beim Versuch Spider (Jack Champion) in Sicherheit zu bringen, stoßen die Sullys auf eine neue Bedrohung. Das Aschevolk der Na’vis hat sich von Eywa losgesagt und will alles im Feuer reinigen. Vor allem Erzfeind Quaritch (Stephen Lang) scheint in dem neuen Volk seine Chance zu wittern, den Kampf mit Jake endgültig für sich zu entscheiden.
Trailer zu Avatar - Fire and Ash
Die Avatar-Filme sind eine faszinierende Filmreihe, die sich jedweder üblichen Logik zu entziehen scheinen. Durch Wiederveröffentlichungen brachten es die ersten beiden Teile auf 2,9 Mrd. $ und 2,3 Mrd. $ und zählen so zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Doch so groß der Erfolg auch war, so wenig Einfluss hatte die Reihe am Ende auf die Popkultur, was bei solch übermäßigem Erfolg seltsam erscheint. Jetzt muss sich zeigen, ob dies einfach eine Eigenschaft der Reihe war, oder der vorherige Erfolg vor allem an der neuartigen 3D-Technik und später am Nostalgiefaktor lag. Denn während zwischen Avatar - Aufbruch nach Pandora und Avatar - The Way of Water ganze 13 Jahre lagen, schaffte es James Cameron mit Avatar - Fire and Ash nun in nur drei Jahren den nächsten Film in die Kinos zu bringen.
Und der hat es wieder in sich und schlägt mit 197 Minuten auch noch einmal den bereits über drei Stunden dauernden zweiten Teil. Ob man über drei Stunden für eine Geschichte braucht, die es in wesentlichen Zügen bereits in den Vorgängern gab, sei einmal dahingestellt. Hier werden sich auch ganz sicher die Geister scheiden. Wem in den Vorgängern die Handlung bereits zu flach war, wird auch in Avatar - Fire and Ash jetzt nicht komplett Neues geboten bekommen. Dennoch macht Avatar - Fire and Ash im Vergleich zu den ersten beiden Teilen in seiner Erzählung einen deutlichen Sprung nach vorn. Vor allem der Wechsel der zentralen Figur weg von Jake Sully hin zu seinem Sohn Lo’ak bekommt dem Film sehr gut. Nachdem wir zwei Filme mit ansehen durften, wie die Protagonisten mit großen staunenden Augen durch die Botanik stapften, wird dieses Mal nicht alle fünf Minuten die Handlung angehalten, nur weil ein pandorianisches Eichhörnchen zufällig den Weg kreuzt.
Trotzdem ist es schade, dass Cameron mit seinen Figuren und seiner Welt nicht mehr anzufangen weiß. Die im Vorfeld groß angekündigten Luft- und Feuerna’vi werden bei weitem nicht in dem Umfang genutzt, wie man es sich hätte wünschen können. Gerade die Anführerin der Feuerna’vi, wunderbar gespielt von Oona Chaplin, hätte für weit mehr Spannung sorgen können. Im Kern bleibt sie mit ihrem Clan zwar eine wichtige Komponente im Film, aber der Fokus liegt weiterhin auf dem Konflikt Mensch und Wasservolk. Hier setzt Avatar - Fire and Ash vor allem die Handlung des Vorgängers fort und das wär für uns dann eben die große Überraschung. Wir hätten viel mehr Vorgeschichte zum Aschevolk und den Konflikt mit ihnen erwartet, doch bleiben sie am Ende nur eine zusätzliche Komponente, um die im Vorgänger gestartete Erzählung fortzusetzen und vor allem die losen Enden aus dem zweiten Teil zu schließen. Auch abseits des Weges versucht Cameron immer wieder ein paar neue Themen einzustreuen, um auch den Konflikt innerhalb der Familie Sully noch stärker ins Zentrum zu rücken. Dies gelingt mal mehr und mal weniger gut, ohne an der Stelle zu viel zu spoilern.
Was auf jeden Fall positiv auffällt, ist, dass dieses Mal auch ein deutlich größerer Bogen zu Avatar - Aufbruch nach Pandora geschlagen wird. Gerade der zweite Teil fühlte sich mit seinen neuen Figuren und dem veränderten Setting sehr nach einem Soft-Reboot an, der nun dritte Film Avatar - Fire and Ash versucht, die ersten beiden Teile so zu verbinden und auch bekannte Figuren zurückzuholen, dass alle drei Filme zusammen eine einheitliche Trilogie bilden. Und hier bleibt sich Cameron dann vor allem bei einer Sache treu und das ist auch das zentrale Argument, warum man sich Avatar - Fire and Ash zwingend im Kino ansehen sollte. Wie kein anderer Regisseur versteht es Cameron eine digitale Welt glaubhaft auf die Leinwand zu bannen und uns dabei Trickeffekte zu liefern, die die Messlatte nicht nur ein Stück nach oben verschieben, sondern für andere Filme unerreichbar werden. Wir haben bisher keinen Film gesehen, der so scharfe Effekte bietet und gleichzeitig so mit Details strotzt. Hier ist nichts verwaschen oder dem Zufall überlassen, alles wirkt glaubwürdig, da Cameron immer eine Sache wichtig ist, auf glaubwürdige Physik und die Details zu achten.
Wer sich an Technik, Details und einer atemberaubenden Welt nicht satt sehen kann, wird hier ein visuelles Meisterwerk erleben und der Oscar für die besten Spezialeffekte dürfte 2026 bereits feststehen. Dabei bleibt auch die Handschrift von Cameron bestehen, keine wilden Schnitte und immer bleibt die Kamera 1-2s länger auf der Szene, damit der Zuschauer Zeit hat, die Szenen einzuordnen und die Details auch zu bestaunen. Dennoch ist auch hier nicht alles Gold was glänzt und etwas enttäuscht waren wir vom groß angekündigten Finale. Dieses ist auf jeden Fall visuell atemberaubend, wie auch der Rest des Films. Aber wir konnten uns nicht gegen das Gefühl erwehren, die gleiche Schlacht mit den gleichen Wendungen nun schon zum dritten Mal zu erleben. So visuell beeindruckend der große Showdown auch ist, so ist dieser doch nur eine übereinander gelegte Kopie des Finales aus Avatar - Aufbruch nach Pandora und Avatar - The Way of Water. Lässt man sich von den Schauwerten auch nicht blenden, dann stellt sich heraus, dass der gezeigte Konflikt erstaunlich primitiv ist. Diese offene Flanke ist umso bedauerlicher, da Avatar - Fire and Ash an anderen Stellen die Kontraste durchaus bietet. Vor allem, wenn der Kampf kurzzeitig in die Lager der Menschen getragen wird und Cameron hier mit technischem Gimmicks auffahren kann, haben wir uns gewünscht, warum das nicht stärker thematisiert und visualisiert wird.
Weil gerade dieser übergeordnete Kampf nur schmückendes Beiwerk ist, stellt sich am Ende die berechtigte Frage, was denn jetzt wirklich erreicht wurde? Am Status Quo zwischen Na’vi und Menschen ändert sich auch nach drei Stunden rein gar nichts. Zwar schließt Cameron viele offene Enden aus dem Vorgänger, weswegen der Film durchaus auch als Finale der Trilogie funktioniert, aber wir hätten uns hier durchaus mehr gewünscht. Vielleicht hebt sich Cameron dies noch für die 2029 und 2031 geplanten zwei finalen Fortsetzungen auf. Ob diese aber jemals erscheinen, wird wohl maßgeblich am Erfolg von Avatar - Fire and Ash hängen. Vor allem 2025 hat gezeigt, wie sehr sich die Kinolandschaft inzwischen verändert hat und wie wenig Zuschauer inzwischen bereit sind, teures Geld für ein Kinoticket zu lösen. Auch ein Avatar - Fire and Ash wird es dort schwer haben, an den Erfolg der Vorgänger anzuknüpfen.
Trotz der angesprochenen Kritikpunkte können wir jedem Filmverrückten nur empfehlen, über manch dramaturgische Schwäche hinwegzusehen, denn der Film fühlt sich auch mit seinen Mängeln wunderbar wuchtig an. Avatar - Fire and Ash bietet mit seiner Bildgewalt und monumentalen Laufzeit genau die Elemente, für die Kino geschaffen wurde.


