
Bewertung: 3 / 5
Ein koksender Bär und der grandiose Ray Liotta in seiner, bedauerlicherweise, letzten Rolle. Das muss doch aufgehen, oder? Regisseurin Elizabeth Banks nahm sich in Cocaine Bear jedenfalls eine ulkige Anekdote aus den 80ern zur Brust und machte daraus eine 95-minütige Spritztour durch die amerikanische bewaldete Provinz mit einem äußerst geschmackssicheren Hauptdarsteller.
Cocaine Bear Kritik
Ein Bär kommt in den bewaldeten Refugien Georgias durch Zufall auf den Geschmack von Kokain. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war! Touristen, Teenager, die Polizei und natürlich die Gangster, welche ihre Ware wiederhaben wollen, müssen sich in Acht nehmen, denn mit einem zugekoksten Bären auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit zu schnupfen ist nicht zu spaßen...
Trailer zu Cocaine Bear
Es gibt schon schräge Filmideen, oder? Andererseits auch nicht abgedrehter als die Realität, denn den echten pelzigen Kokainfan, von einigen liebevoll "Pablo Eskobear" getauft wurde, gab es wirklich. 1985 fand jener von Drogenschmugglern abgeworfenes Kokain in den Wäldern Tennessees und starb kurz darauf an einer Überdosis. Heute steht er ausgestopft in Lexington, Kentucky - und dürfte nach dem amerikanischen Kinostart im vergangenen Februar noch ein paar mehr Besucher anziehen.
Elizabeth Banks nahm sich die tragische, aber auch originelle Story für ihren Film Cocaine Bear zum Vorbild und schuf eine amüsante Horrorkomödie mit einem äußerst bissfesten Star. Wobei wir generell der Meinung sind, dass das Genre der Tierhorrorfilme sträflichst vernachlässigt wird und deutlich mehr los war in früheren Jahren.
Im Gegensatz zum Filmbären kam es im echten 1985 nicht zu Todesfällen, da der Konsum des Kokains das Tier tötete. Es zog nicht marodierend durch die Wildnis und jagte alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Obwohl, Klettern ist ja auch keine so gute Strategie ... aber lassen wir das. Viel Spaß macht auch die Verortung in den 80ern, und hier tobte sich das Filmteam mit Details aus. Ob Poster im Kinderzimmer, Klamotten oder Musik, Cocaine Bear lässt eine grandiose Ära wiederauferstehen und geizt nicht mit Nostalgie.
Neben dem passabel animierten Hauptdarsteller setzt Banks auf keine A-Riege an Schauspielern, aber Gesichter, die man irgendwo schon mal gesehen hat und das Ganze etwas greifbarer, fast familiärer machen: Ray Liotta (ohne Worte), Keri Russell (The Americans), Alden Ehrenreich (Solo - A Star Wars Story), Margo Martindale (Dexter, The Americans), Kristofer Hivju (Game of Thrones) oder Jesse Tyler Ferguson (Modern Family). Sie alle haben ihre liebe Sorge mit dem durchgedrehten Wildtier und mehr oder minder Interesse, das Kokain zu finden.
Auch wird mit Goreeffekten und Blut nicht gegeizt, denn mit einem Drug Addict ist nicht zu spaßen. Der Film ist wirklich äußerst brutal und dürfte sanfte Gemüter nur soweit beruhigen, dass Szenen mitunter doch arg künstlich wirken. Aber der Spaßfaktor ist hoch und in gut anderthalb Stunden darf auch viel gelacht werden.
Cocaine Bear greift ein äußerst dankbares Thema auf, das sowohl für einen Horrorfilm als auch spaßigen Filmabend wie gemacht ist. Dass dabei auch viel Fiktion eine Rolle spielt, geschenkt. Besser kann man die Kampagne "Sag Nein zu Drogen!" nicht unterstützen. Auch wenn wir Ray Liotta noch gerne in unzähligen Rollen gesehen hätten, diese B-Movie-Perle ist ja nicht sein einziges Vermächtnis, und sicherlich hätte er das Ganze auch mit Humor genommen, hätte er geahnt, dass ihn der pelzige Hauptdarsteller in seinem letzten Film an die Wand spielt.
