Bewertung: 4 / 5
Als wir euch Ende 2015 die Filme fürs neue Jahr vorstellten, hatten wir Batman, Emmerich und andere Kandidaten auf dem Schirm, aber nicht 10 Cloverfield Lane. Still und heimlich wurde dieser Film produziert und J.J. Abrams, einer der Produzenten, weiß genau, was zu tun ist, um die Gerüchteküche anzustacheln. Handelt es sich etwa um die Fortsetzung von Cloverfield, das vor acht Jahren erfolgreich mit Monstern und Found-Footage spielte? Das nicht direkt und doch spielt der Film im selben Universum - so wie Alien und Prometheus.
Direkt zu Beginn erleben wir Michelle (Mary Elizabeth Winstead), die nach einem Streit mit ihrem Partner aufgewühlt ins Auto steigt und losfährt. Die junge Frau ist schon längere Zeit unterwegs, es wird Nacht, als sie einen dramatischen Unfall hat. Vom Schreckensmoment gezeichnet findet sie sich in einem kargen Raum wieder, wo ihr ein bärtiger Mann namens Howard (John Goodman) vom Unfall berichtet und wie er sie gerettet habe. Doch das sei nicht alles: Es hätte eine Attacke gegeben, die Außenwelt sei völlig unbewohnbar und Michelle müsse sich an die Tatsache gewöhnen, ihr Leben - oder zumindest die nächsten Jahre - im Bunker zu verbringen! Dabei ist sie nicht allein, denn ein junger Mann namens Emmett (John Gallagher Jr.) hat unter der Erde ebenfalls Zuflucht gefunden. Es klingt so unheimlich, was Howard sagt und auf erschreckende Weise real ... oder erliegen die beiden jungen Menschen nur einem perfiden Lügenkonstrukt?
Trailer zu 10 Cloverfield Lane
10 Cloverfield Lane Kritik
Mit 10 Cloverfield Lane ist Abrams und Konsorten erneut ein genialer Schachzug gelungen. Zum einen gelang es den Machern wie schon beim Vorgänger, absolute Geheimhaltung zu wahren, was den Effekt ab Trailerveröffentlichung deutlich steigerte. Zum anderen kommt die Titeländerung (Arbeitstitel war Valencia) nicht von ungefähr und der Verweis auf Cloverfield zeugt davon, wie sehr Abrams was von seinem Fach versteht. Zwar handelt es sich nicht um Cloverfield 2, so viel war schon bald klar und wurde auch von offizieller Seite mitgeteilt, aber dennoch trägt die Referenz einen deutlichen Teil zur Spannung bei.
Wobei die ersten zwei Drittel des Films allein schon den Zuschauer bei der Stange halten, wenn wir uns eine lange Zeit nur um Bunker befinden und sich einfach nicht herausstellen will, was Sache ist. Oder doch? Nur so viel sei dazu gesagt, dass es Regisseur Dan Trachtenberg und den Autoren gelungen ist, ein äußerst fesselndes Kammerspiel mit drei Personen auf die Beine zu stellen, bei dem man sich in keiner Sekunde langweilt. Besonders John Goodman gelingt es, seine Rolle entsprechend undurchsichtig zu spielen. Ist er Retter oder Täter? Wahrheitsbringer oder Lügner? An seiner Seite spielt Mary Elizabeth Winstead eine von einem Moment auf den anderen ihres alten Lebens entrissene junge Frau, die sich gerne bemerkbar machen würde, aber nicht kann, weil - da draußen ist ja nichts mehr! Ebenso John Gallagher Jr., der mit den beiden im Bunker ausharrt und seinen Teil zur Geschichte beiträgt.
Wo einst Cloverfield im Found-Footage-Stil bewusst Assoziationen wecken sollte, dass dies echte Aufnahmen sind und sich der Zuschauer noch stärker involviert fühlt, verzichtet Trachtenberg bei 10 Cloverfield Lane auf dieses Stilmittel und wir sind ihm wahrlich dankbar. Zudem würde es auch keinen Sinn machen und so erleben wir die Bunkerszenerie auch deutlich intensiver, detailreicher. Und was ist nun mit dem Vorgänger, sehen wir ein Monster? Das, liebe Filmfreunde, sei euch nicht verraten, denn der Film spielt gekonnt mit Ängsten, Erwartungen und lange Zeit weiß man als Zuschauer nicht, wer recht hat und was auf die Protagonisten (und uns) zukommt.
10 Cloverfield Lane Bewertung
Ebenso wie eine Lane, eine Gasse, A und B verbindet, touchiert auch 10 Cloverfield Lane den Film aus dem Jahr 2008. Wir haben einen Psychothriller vor uns, der mit so manchen Überraschungen einhergeht und der von Beginn bis zum Ende unterhält. Vielleicht ist das Ende für den einen etwas plump, für den anderen zu sehr Abrams oder einen Dritten ein bisschen banal - oder aber äußerst spannend. Wer weiß das schon?