Bewertung: 3.5 / 5
New York 1978. Irving Rosenfeld (Christian Bale), Inhaber mehrere Waschsalons, verdient sich sein Geld nicht nur rechtmäßig. Zusammen mit seiner Geliebten Sydney Prosser (Amy Adams), die sich als adlige Engländerin Greensly ausgibt, vermittelt er Kredite an Verzweifelte und lässt auch nicht die Finger von dubiosen "Kunstgeschäften".
Die beiden sind das perfekt eingespielte Team, bis sie vom FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) erwischt und vor die Wahl gestellt werden: Irving und Sydney sollen ihn unterstützen und straffrei ausgehen. Es geht DiMaso darum, korrupte Politiker zu überführen und abgesehen hat er es auf Bürgermeister Carmine Politio (Jeremy Renner) aus Camden. Das Spielchen, das unter dem Deckmantel der Ermittlungen gespielt wird, geht auch eine Weile seinen Gang, bis spätestens Irvings vernachlässigte Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence) mit ihrem Plappermäulchen die Operation nicht nur einmal gefährdet...
Trailer zu American Hustle
Um es direkt zu sagen, David O. Russells American Hustle hat viele Lorbeeren und positiven Stimmen wirklich verdient. Allein die Performance der Darsteller macht den Film zu einem Erlebnis, die in den Szenen Komik, Tragik und viel Selbstironie zeigen. Doch allein das wirklich gute Schauspiel aller Beteiligten kann nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass man als Zuschauer für einen Film dieser Couleur geschaffen sein muss, um in ihm ganz großes Kino zu sehen. Für alle anderen wird es ein guter Film auf Hochglanz getrimmt bleiben.
Die Leistung der Darsteller ist wie erwähnt besonders hervorzuheben, was bei einem Bale, einer Adams und der viel gelobten Lawrence dabei fast keiner Erwähnung bedarf. Wenn sich Christian Bale mit 20-Kilo-Wampe unkapriziös vor seiner zukünftigen Geliebten räkelt, sich Lawrence halb wahnsinnig vor Einsamkeit und Eifersucht vor ihm geriert oder sich Adams in 90 Prozent der Zeit mit einem Ausschnitt präsentiert, der ihre pure Präsenz noch unterstreicht, dann möchte man Russell tatsächlich für diesen Film danken. Gerade die Szenen sind stets am besten, die mit ihrer Dynamik das Dilemma, in dem alle Beteiligten stecken, deutlich machen, sei es das energetische Vorspiel auf dem Diskoklo oder der Ehestreit zwischen einem erregten, aber geerdeten Irving und einer hysterischen Rosalyn. Russell gibt seinen Figuren, ihren Macken sowie Eifersüchteleien Raum und lässt sie spielen, wobei schnell deutlich wird, dass es sich trotz dümmlicher Haarmode und witziger Momente um keine pure Komödie handelt. Wir haben fast einen Dialogfilm in bester Manier vor uns - doch just daran man muss seine Freude haben.
Ist es doch die Handlung - basierend auf der Geschichte des echten Trickbetrügers Melvin Weinberg - die durch die Inszenierung an manchen Stellen etwas zäh wirkt. Das eindrucksvolle Schauspiel auf der einen Seite, eine durch so manche Entscheidung aufgebauschte Story auf der anderen - American Hustle wirkt durch die Darstellerriege ein wenig zu aufgeblasen, für das, was der Film eigentlich ist: Ein Gaunermärchen mit kleinen Lichtern. Jeder will zur A-Riege gehören, sei es als FBI-Agent, als Geliebte, als Ehefrau, und ein wenig wie seine Protagonisten zehrt American Hustle dabei vom schönen Schein, der nicht alle Mankos perfekt überdecken kann. Die Handlung gibt Raum für die Figuren, doch man darf sich fragen, ob die 138 Minuten wirklich der Geschichte dienen oder dem Ego von Russell und Drehbuchautor Singer.
Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann diese leichte Unausgewogenheit zwischen Handlung und darstellendem Spiel sowie eine Tendenz zur Selbstverliebtheit - doch unbestritten ist American Hustle ein guter Film. Zudem erleben wir Jahrzehnte später noch einmal das Gefühl der Diskoära, das nicht zuletzt durch das glückliche Händchen von Danny Elfman mitreißend unterstrichen wird. Keiner der Gezeigten ist wirklich integer und damit sympathisch und dennoch möchte man gern erleben, dass es gut ausgeht, und diese Leistung ist Russell und seinem Ensemble zuzuschreiben.