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Arschkalt

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Fisch und Witz

Arschkalt Kritik

Arschkalt Kritik
0 Kommentare - 25.08.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Wussten Sie, dass sich Fischstäbchen tiefgekühlt ganze 450 Mal länger halten als im Kühlschrank? Was für ein Segen. Die Herren Berg und Moerer verkaufen schockgefrorene Kost an den Haustüren. Das macht Arschkalt manchmal zum Roadmovie. Doch die Zwangsgemeinschaft, bestehend aus Herbert Knaup und Johannes Allmayer, ist auch lustig, wenn der Transporter hält.

André Erkau wurde für seinen letzten Film Selbstgespräche mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet. Auch da wirkte Johannes Allmayer mit, der zwischenzeitlich mit Vincent will Meer größere Popularität erreichte. Nun versucht er als etwas tollpatschiger Vertreter von Tiefkühkost, die Gunst seines Kollegen Rainer Berg zu gewinnen - leider vergeblich.

Berg (Knaup) ist ein Grantler vor dem Herrn, fühlt sich zu Höherem berufen und hat keine Lust, seine Fahrerkabine mit diesem jungen Trottel zu teilen. Seine neue holländische Chefin Lieke van der Stock (Elke Winkens, Jud Süss - Film ohne Gewissen) interessiert das herzlich wenig. Die Dame sitzt am längeren Hebel und formiert Berg und Moerer zum Team. Wenn man schon mal beobachtet hat, wie langsam Fischstäbchen auftauen, kennt man die Geschwindigkeit, in der Berg netter wird.

Himmel, ist der mies gelaunt. Eigentlich immer. Als ehemaliger Firmenchef arbeitet er unter seinem Niveau. Allerdings wirtschaftete er selbst die väterliche Fabrik in den Ruin. Der Vater (Peter Franke), den Berg hinsichtlich seines wirtschaftlichen Erfolgs und seiner privaten Verhältnisse belügt, entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt, als sich herausstellt, dass der Senior schwer krank ist. Der Tiefkühlphilosoph mit der Panzerhaut wird erstmals gefordert - während der junge Kollege, dem gern mal ein paar Garnelen aus der Hand rutschen, an seinen Nerven zerrt und die Chefin für Irritation sorgt.

André Erkau, ehemaliger Psychologiestudent und selbst Theaterdarsteller, bereitet es sichtlich Vergnügen, Knaup als Griesgram zu inszenieren. Er schenkt ihm die tollsten Totalen und die wunderbarsten Offsätze, die das Leben in frostigen Bildern zeichnen. Die Freude des Dortmunder Regisseurs darüber, einen solch renommierten Schauspieler vor die Kamera bekommen zu haben, ist jederzeit spürbar.

Daneben überzeugt Arschkalt mit gutem Timing für amüsante Situationen und beruhigenden Landschaftsaufnahmen. Kontrastierend zum trockenen Humor zeichnet die Komödie die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Grantler und Chefin und auch das Verhältnis zwischen Berg junior und Berg senior durchaus weich. Das muss so sein, denn zunehmend taut der knurrige Einzelgänger auf, entsprechend verliert der Film an Boshaftigkeit.

Erkau möchte Schweres und Leichtigkeit miteinander vermischen. Er sucht die Pointen in den tragischen Momenten des Lebens und lässt den Protagonisten den rauen Wind Norddeutschlands um die Ohren wehen. So widerborstig das halbe Road-Movie beginnt, ist doch klar, dass der Regisseur einen Film zum Wohlfühlen machen will.

Darum rührt es, wie hier Kunden zum Kauf überredet und falsche Geburtstagsfeiern auf die Beine gestellt werden. Und letztlich ist es wunderbar, wie aus drei Außenseitern, der Chefin und den beiden Angestellten, eine Truppe wird, die gemeinsam Spaß hat. Das mag Realitätsfanatikern zu kitschig sein. Lustig ist das schon.

Arschkalt bekommt 4 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

Arschkalt Bewertung
Bewertung des Films
810

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