Bewertung: 2 / 5
Vieles wäre zu verschmerzen, wäre die Story nicht so dünn. Wissen die ersten 20 Minuten noch zu überzeugen, fällt dies der folgenden Schnitzeljagd schon deutlich schwerer. So hetzen die Hauptfiguren von einem Schauplatz zum nächsten. Das alles wäre zu verkraften, würde der Film wenigstens die nötige Action bieten. Doch bis auf wenige Ausnahmen wird diese in weiten Teilen und besonders im Hänger in der Mitte des Films vermisst. Wenn Action zu sehen ist, wird diese für gewöhnlich schnell abgehakt und schonend in Szene gesetzt. Die junge Zielgruppe darf nicht überfordert werden und so sind Blut und wirklich böse Menschen eher Mangelware und wenn Schurken foltern, dann nur ein bisschen. Zum anderen sind zwei Dinge aufgefallen, die nicht unausgesprochen bleiben sollen. Da wäre das altbekannte Product-Placement. Es gehört zu Hollywood wie Butter aufs Brot, doch wenn es überhand nimmt, dann ist es zuviel des Guten. Inzwischen ist man daran gewöhnt, dass es kaum Filme gibt, denen Apple nicht seinen Stempel aufdrücken muss. Dabei setzte sich die Regel durch, die Guten nutzen Apple, die Bösen andere Technik. Dieser durchaus simplen Schwarz/Weiß-Zeichnung in Hollywoodfilmen folgt auch Atemlos - Gefährliche Wahrheit und treibt das bis ans Limit. Natürlich hat Nathan einen Apple-Laptop und natürlich hat Karen auch einen. Natürlich hat Nathan einen Apple-Rechner und Recherchen in der Schule werden ebenfalls nur mit iPad und beiliegender Tastatur vorgenommen. Das ist unrealistisch, nervt, aber eine junge Zielgruppe muss wohl auf die hippen Produkte getrimmt werden. Dabei sind gerade die Filme gut, die auch in solch nebensächlichen Momenten versuchen, Realismus vor Sponsoring zu stellen. Daneben fällt auch das deutsche Marketing für Atemlos - Gefährliche Wahrheit auf, insbesondere das deutsche Poster. Lautner mit Waffe in der Hand und in einer actiongeladenen Szene. Nicht, dass Werbung etwas mit dem fertigen Produkt zu tun haben muss, aber hier wird ganz klar Bauernfängerei betrieben. Während besagte Szene im Film nicht vorkommt, bestenfalls in stark abgewandelter Form, ist Nathan bis auf einen Moment tunlichst darauf bedacht, Waffen aus dem Weg zu gehen. Nathan ist ein Schüler, kein ausgebildeter Schütze und wenigstens hier versucht Atemlos - Gefährliche Wahrheit realistisch zu bleiben.
Atemlos - Gefährliche Wahrheit ist für sich genommen kein schlechter Film und für Zuschauer, denen das Genre neu ist, durchaus sehenswert und nett inszeniert. Aber mehr auch nicht. So verquirlt John Singleton nur bekannte Zutaten, ohne in einem Segment auch nur annähernd an Klassiker heranzureichen. Wer Menschen auf der Flucht sehen will, ist mit Harrison Ford in Auf der Flucht besser bedient. Die CIA war hinter Jason Bourne deutlich spannender her und wer Teenie-Romantik will, für den gibt es noch Dirty Dancing. Ebenso fragt man sich, für wen Atemlos - Gefährliche Wahrheit eigentlich gedreht wurde. Jeder Zuschauer jenseits der 20 dürfte es nicht sein und Schnitte für die FSK12 und die Wahl Lautners lassen die Vermutung zu, jugendliche Mädchen seien die Zielgruppe und die Action soll auch deren männliche Begleitung ins Kino locken. Doch die Mädels dürften mit Lautner besser bedient sein, wenn Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht im November ins Kino kommt, womit einmal mehr nur eine kleine männliche Zielgruppe übrig bleibt. Atemlos - Gefährliche Wahrheit will von allem etwas sein und ist nichts richtig, weder Fisch noch Fleisch. Damit degradiert dieser Film unverdient auch Lautner zum Mittelmaß. 2 von 5 Hüten und eine Empfehlung für zartbesaitete Actionfans.
(AS)