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Attenberg

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Die rätselhafte Spezies Mensch

Attenberg Kritik

Attenberg Kritik
1 Kommentar - 10.05.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Sich in Griechenland einäschern zu lassen, ist kein einfaches Unterfangen: Zwar gestattete die griechische Regierung gegen den Widerstand der orthodoxen Kirche 2006 endlich die Feuerbestattung, der Bau des ersten Krematoriums des Landes wurde allerdings erst vor wenigen Monaten bewilligt - weshalb die sterblichen Überreste testamentarisch erklärter "Freunde der Feuerbestattung" im Ausland den Flammen übergeben werden. Eine nützliche Information, wenn man den Gesprächen in Athina Rachel Tsangaris Drama Attenberg folgen will - denn der Tod ist eines der beiden unbequemen Themen, die die griechische Regisseurin in ihrem unbequemen Film abhandelt.

Thema Nummer zwei wäre die Sexualität, die Marina (Ariane Labed) in etwa genau so viel Kopfzerbrechen bereitet wie die Krebserkrankung ihres Vaters (Vangelis Mourikis): Beim aufopferungsvollen Versuch ihrer einzigen Freundin Bella (Evangelia Randou), sie in die Geheimnisse des Zungenkusses einzuweihen, fühlt sich die 23-Jährige an Nacktschnecken erinnert. Anregend ist das für den Wildfang also nicht im Geringsten - im Übrigen auch nicht für das Publikum, das Zeuge der wohl unerotischsten Kussszene überhaupt wird.

Dennoch beginnt Marina mutig und unbeholfen, das Balzverhalten der sonderbaren Spezies Mensch zu erforschen. Ihr Antrieb scheint dabei weniger der Wille zu sein, ihrem Lieblingsnaturbeobachter David Attenborough nachzueifern: Vielmehr erkennt die zarte junge Frau wohl die Notwendigkeit, sich ihrer Umwelt zu öffnen, da der wichtigste Mensch in ihrem Leben, ihr Vater, bald von ihr gehen wird.

In regelmäßigen Abständen unterbricht Tsangari die knochentrocken inszenierte, von ihr selbst geschriebene Handlung: Immer wieder sieht man Marina und Bella gemeinsam einen Weg entlanglaufen, von Mal zu Mal werden ihre Bewegungen skurriler. Ohne Vorwarnung lässt sie ihre Hauptfigur auch zu ausgedehnten - und bemerkenswert gespielten - Tierimitationen ansetzen, in die sowohl der Vater als auch die Freundin kommentarlos mit einfallen. Und manchmal verharrt die Kamera einfach so lang auf der trostlosen Umgebung, dass man als Zuschauer schon den Filmvorführer der Unaufmerksamkeit verdächtigt.

Die Distanz zu den Figuren wird durch diese Einschübe nicht geringer. Doch bei all seiner Kühle lässt der Film nicht kalt: Die Art, wie die analytische Sichtweise auf Liebe und Tod vermittelt wird, mag sperrig und oft alles andere als attraktiv sein - doch uninteressant ist sie nicht.

Attenberg bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Attenberg Bewertung
Bewertung des Films
710

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1 Kommentar
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MrNoname : : BOT Gott
24.05.2012 12:59 Uhr
0
Dabei seit: 16.06.10 | Posts: 1.682 | Reviews: 18 | Hüte: 25
der film hat doch mal ein interessantes poster laughing
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