Bewertung: 4 / 5
Ballon von Michael Herbig erzählt die wahre Geschichte der Familien Strelzyk und Wetzel, die im Jahr 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon die Flucht aus der DDR in den Westen wagen.
Familie Strelzyk will in die Freiheit. Eine Freiheit, die es in ihrer Heimat nicht gibt. Denn 1979 ist die DDR noch weit entfernt von der Wiedervereinigung. Also plant die Familie die Flucht bei Nacht, in einem mit Freunden selbst gebauten Ballon. Kurz vor der Grenze jedoch stürzt der Ballon ab. Die Strelzyks versuchen ihre Spuren so gut es geht zu verwischen - und wollen es gegen jede Vernunft noch einmal versuchen. Doch der ermittelnde Oberstleutnant Seidel ist ihnen immer dichter auf der Spur.
Trailer zu Ballon
Der neue Film von Michael Bully Herbig arbeitet die wahre Geschichte der Familien Strelzyk und Wetzel, denen das scheinbar Unmögliche gelang, als spannendes Thrillerdrama filmisch auf. Bis zuletzt fiebert man mit den Familien mit, deren individuelle Sorgen und Probleme allesamt deutlich werden.
Ob die Sorge der Mutter, die ihre Heimat schon jetzt vermisst, oder aber des ältesten Sohnes, der sich gerade in die Nachbarstochter verliebt, mit ihr aber nicht über seine Pläne reden darf, oder des Vaters, der weiß, dass er mit der riskanten Aktion auch das Leben der Menschen riskiert, die er über alles liebt: Herbig und seine Co-Drehbuchautoren Kit Hopkins und Thilo Röscheisen verleihen jeder Figur individuelle Tiefe und lassen sie gleichzeitig als in sich geschlossene Einheit, die, komme was wolle, zusammenhält, auftreten.
Glaubhaft verkörpert durch das gesamte Ensemble, allen voran Friedrich Mücke als Peter, Karoline Schuch als Doris und Thomas Kretschmann, der den Stasi-Oberstleutnant mit einer grandiosen Mischung aus kühler Berechnung und entschlossener Besessenheit spielt.
Das Katz- und Maus-Spiel zwischen der Familie Strelzyk und dem Ermittler Seidel inszeniert Herbig einem Krimi gleich und gerade gegen Ende mit atemloser Spannung. Die Musik unterstützt die Dramatik der Situation perfekt, das Setting, die Ausstattung und die Kostüme lassen keinen Zweifel am hohen Rechercheaufwand und der Liebe zum Detail. Das System der DDR selbst wird gezeigt mit all seinen Repressalien, doch findet Herbig auch feine nuancierte Zwischentöne für die Haltung der Bürger zu ihrer Heimat. Das macht Ballon zu einem hochspannenden, auf den Punkt inszenierten und differenzierten Film über den scheinbar unerfüllbaren Wunsch nach Freiheit - der doch in Erfüllung ging.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung