Bewertung: 5 / 5
„Batman v Superman – Dawn of Justice“ als Ultimate Cut ist für mich ein ganz besonderer Superheldenfilm, der für mich zu den besten gehört, die das Genre in meinen Augen zu bieten hat. Es folgt eine Herzenskritik. Auch hier erwähne ich nochmal, dass ich keinerlei Comics gelesen habe und dass ich mich dadurch voll und ganz ohne Erwartungen und Vorbehalte auf das einlassen kann, was mir die Filmproduzenten vorsetzen.
Meine Review enthält einige Spoiler.
Trailer zu Batman v Superman - Dawn of Justice
„Batman v Superman – Dawn of Justice“ ist ernst, düster, roh und steckt voller Gewalt und Brutalität. Batman tötet und brandmarkt, die Stimmung der Menschen ist düster und steckt voller Wut, Hass und Zweifel. Superman wird ein Opfer der Umstände und zum politischen Thema Nr.1. Lex Luther plant mit äußerster Präzision und Sorgfalt den Tod von Superman und ist gleichzeitig bereit, für mehr Wissen, Einfluss und Macht über Leichen zu gehen. Selten, dass ich einen solch düsteren und ernsten Superheldenfilm gesehen habe. Watchmen und die Dark Knight-Trilogie von Nolan sind eigentlich so ziemlich die einzigen Superheldenfilme, die ähnlich düster und ernst sind, wobei Batman in der Dark Knight-Trilogie keine Menschen tötet. So gesehen ist „Batman v Superman – Dawn of Justice“ noch um einiges düsterer als Nolans Trilogie. Dieser Stil passt aber zum Film und Thema wie die Faust auf’s Auge. Zack Snyder hat einfach einen verdammt guten Instinkt, was diese Filme angeht, auch wenn die Meinungen hier stark auseinander gehen.
Auch die Laufzeit von 180 Minuten (Ultimate Cut) ist klasse. Die Zeit wird sinnvoll genutzt, um die Bedeutsamkeit der Szenen zu erhöhen und allen Charakteren und der Handlung genügend Raum zur Entfaltung zu geben. Und trotz der langen Laufzeit wirkt der Film viel kurzweiliger. Die drei Stunden vergehen wie im Flug.
Die Dialoge sind klasse, die Story nimmt langsam Fahrt auf, die Actionszenen sind brachial und das Finale grandios.
Der Kampf zwischen Batman und Superman mag zwar eher kurz sein, aber er hat es absolut in sich. Für mich auch klar ein Highlight des Films und wahnsinnig gut inszeniert. Batman gibt echt alles und Superman hält sich zurück, nicht ahnend, dass Batman ein paar Asse im Ärmel hat. Grandios, inklusive der Martha-Wendung, auf die ich weiter unten noch einmal genauer eingehen werde.
Der Endkampf mit Doomsday ist ebenfalls brachial und bombastisch. Vielleicht etwas zu viel, aber nur so ist ein Kampf der Giganten glaubhaft. Doomsday selbst mag viele Fans der Comics enttäuscht haben, aber da ich die Comics nicht kenne, ist die Umsetzung für mich absolut okay. Doomsday ist halt ein von Luther erschaffenes Monster, das nur als Mittel zum Zweck (Superman töten) eingesetzt wird.
Superman’s Beerdigung ist dann noch einmal sehr emotional inszeniert worden und geht mir richtig ans Herz. Die militärische Trauermusik und die militärischen Tribute unterstützen die emotionale Tiefe von Supermans Tod noch einmal enorm. So muss eine Heldenbeerdigung aussehen (Wink an Avengers: Endgame).
Im folgenden gehe ich noch einmal auf einige Charaktere und Schauspieler ein:
Ben Affleck / Batman / Bruce Wayne
In meinen Augen in diesem Film der perfekte Darsteller für die Rolle des Batman / Bruce Wayne. Er bringt den Ernst, die Wut und den Hass einfach stark zur Geltung und bringt dank seiner körperlichen Statur zudem noch den bedrohlichsten Batman auf die Leinwand, den es je gab. Jederzeit kaufe ich ihm den gealterten und von Trauer und Hass zerfressenden Batman ab. Sein Zusammenspiel mit Jeremy Irons und Henry Cavill ist ebenfalls klasse.
Henry Cavill / Superman / Clark Kent / Kal-El
Henry Cavill ist weiterhin ein sehr überzeugender Superman / Clark Kent, wie auch schon in „Man of Steel“. Superman wirkt hier in „Batman v Superman“ jedoch um einiges resignierter und erfahrener, aber auch selbstsicherer und zielstrebiger. Superman muss mit ansehen, wie die halbe Welt ihm vorwirft, er sei Schuld an den vielen Toten im Kampf gegen Zod. Er will nur Gutes tun, und dennoch wollen einige Menschen in ihm nur das Schlechte sehen. Die Regierung sieht ihre Führung in Gefahr, da es ein Individuum gibt, das mächtiger ist als alle Regierungen und Menschen zusammen. Sie haben Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Clark Kent erfährt von Batman’s Gräueltaten und will nicht tatenlos zusehen. Er ermittelt auf eigene Faust und, mit Zutun von Lex Luther, entsteht eine gewisse Ablehnung gegenüber Batman. Er entwickelt dieselbe Art von Vorurteilen gegenüber Batman wie es Batman Superman gegenüber auch tut. Auch sein „Wiedersehen“ mit seinem Ziehvater Jonathan Kent ist sehr emotional.
Jesse Eisenberg / Lex Luther
Eisenberg ist in meinen Augen die optimale Besetzung für Luther, wie er in BvS dargestellt wird. Hochintelligent, ein wenig wahnsinnig und theatralisch mit einer Neigung zum Scherzen. Er hat sich sehr viel Wissen angeeignet. Er weiß, wer hinter Batman steckt. Er weiß, wer hinter Superman steckt und kennt sogar seine Fähigkeiten. Er weiß, dass Metawesen wie Wonder Woman und Aquaman existieren. Er hat so viel Einfluss, dass er überall hinkommt, sogar in General Zods Geburtenschiff. Er hat eine hohe Auffassungsgabe und erfasst schnell neue Möglichkeiten und die Lage der Dinge. Er spielt mit Batman und Superman und spielt beide geschickt gegeneinander aus. Er sorgt immer wieder dafür, dass beide genau das tun, was er im Sinn hat. Allein die Szene bei der öffentlichen Anhörung. Er wusste genau, dass Superman kommen würde. Und er wusste genau, dass Bruce zuschauen würde und Superman dann noch die Schuld am Tod von Wallace Keefe geben würde. Und dann diese Sache mit dem Grannys Peach Tea. Luther ist echt krank, auf faszinierende Weise. "Piss in einen Becher und nenne es Grannys Peach Tea.", sagt die Senatorin zu ihm. Er nimmt das wörtlich und tut es. Diese Szene ist echt genial!
Ein grandioser Charakter und eine tolle schauspielerische Leistung dahinter.
Gal Gadot / Wonder Woman / Diana Prince
Wie auch in "Wonder Woman" ist sie eine echte Bereicherung für dem Film. Sie spielt die erfahrende und mittlereweile mehr als 100 Jahre alte Diana Prince, nicht mehr so naiv, wie sie es noch im Jahr 1918 war. Sie hält sich mehr im Hintergrund und will nicht auffallen, doch dank Lex Luther und Doomsday ist ihr dies auch nicht mehr möglich. Sie ist eine starke Persönlichkeit und ist am Ende die neutrale Verbindung zwischen Batman und Superman. Auch im Kampf gegen Doomsday kann sie mit ihrem Schwert und ihrer göttlichen Kraft ordentlich austeilen. An Supermans Kräfte kommt sie natürlich nicht heran.
Restlicher Cast / restliche Charaktere
Auch der Rest des Casts und die anderen Rollen werden überzeugend gespielt. Ob Lois Lane, Martha Kent, Perry White, Alfred, Senator Finch oder die anderen Nebencharaktere, sie alle werden toll und glaubwürdig gespielt und sie alle handeln im Film glaubwürdig. Durch die Bank weg sind Charaktere in BvS glaubhaft und die Schauspieler(-innen) spielen klasse.
Durch diese tolle Kombination aus gut geschriebenen und glaubhaft handelnden Charakteren und der guten Schauspieler dahinter ind Verbindung mit einer spannenden Story ergibt sich ein sehr stimmungsvolles Gesamtbild.
Dialoge
Auch in „Batman v Superman – Dawn of Justice“ sind die Dialoge immer inhaltsschwer und treffen immer knackig den Kern der Sache. Es wird niemals nur Nonsens geredet und alles wirkt so stichhaltig und gehaltvoll. Auch schwingen in vielen Dialogen und Aussagen eine Menge Botschaften mit. Hier fühlt sich für mich einfach alles richtig und nicht gestellt an.
Die berühmte Martha-Szene
Wie oft auch immer ich den Film sehe, diese Szene ist für mich absolut grandios und vollkommen glaubwürdig. Bruce Wayne ist ein sehr emotionaler Mensch, der sich seinen Gefühlen einfach ZU sehr hingibt, genau wie die vielen Menschen da draußen, die in Superman eine Gefahr sehen oder die ihm die Schuld an den vielen Toten geben.
Das ist halt auch typisch Mensch: Passiert etwas Schlimmes, muss es immer einen Sündenbock geben, egal, ob diese Person wirklich Schuld hat oder nicht. Superman war und ist ein Opfer der Umstände und leider wird ihm die ganze Schuld zugeschoben, weil es halt sonst niemanden gibt, dem die Schuld gegeben werden kann. Die Menschen, die Freunde oder Angehörige verloren haben, sehen daher in Superman den Schuldigen, denn ein anderes Gesicht haben sie nicht. Zod ist tot und den meisten Menschen wohl unbekannt. Da waren Außerirdische, und Superman hat sie hergelockt. Das ist die bequeme Antwort für viele Menschen in ihrer Wut und ihrer Trauer. Gerade das macht den Film für mich so glaubwürdig: Er ist politisch, er ist menschlich und er ist knallhart und bleibt immer sehr bodenständig.
Zurück zu „Martha“:
Clarke dringt beim Kampf mit Bruce nicht zu ihm durch, da Bruce einfach von Wut, Hass und Trauer zerfressen ist. Bruce WILL die Wahrheit einfach nicht erkennen. Für ihn ist Superman eine tödliche Gefahr, die keinerlei Bezug zur Menschheit hat. Ein Außerirdischer, der die Menschen nicht versteht und der meint, über ihnen zu stehen. Das Problem dabei: Er hatte nie die richtige Gelgenheit, Superman persönlich kennenzulernen und zu erfahren, wie er aufgewachsen ist und was ihm wiederfahren ist. Zu allem Übel hat Lex Luther in all seiner Schläue auch noch den Hass genährt und seit Zod’s Angriff alles getan, um Superman in der Öffentlichkeit zu denunzieren und zugleich Bruce’s Hass auf Superman noch zu schüren. Dann bringt Lex Luther zudem auch noch Superman in eine beschissene Lage, indem er seine Mutter entführt und Superman wie eine Marionette benutzen will, in der Hoffnung, dass Batman Superman tötet.
Als Superman am Boden liegt und Batman kurz davor ist, ihn mit dem Speer zu töten, schafft es Superman gerade noch, Batman zu sagen, dass Lex Luther Martha töten wird, völlig unwissend, dass Batman’s Mutter zufällig auch so hieß. Das lässt ihn natürlich erst einmal stocken, weil er sich an seine Mutter erinnert und nicht versteht, was Superman mit ihr zu tun hat. Viele Zuschauer mögen das nicht, ich jedoch finde es genial. Man könnte sagen: Das Schicksal wollte es so, weil es wusste, dass diese Situation kommen wird. Und in genau diesem Moment, wo Lois Lane hereinstürmt und Batman erklärt, dass Martha Clarke’s Mutter ist, wird Bruce sofort klar, dass er im Irrtum war: Er hielt Superman für ein gefühllosen Außerirdischen, der sich wie ein Gott über die Menschen stellt, dabei lebt Superman seit seiner Kindheit auf der Erde und hatte sogar eine irdische Zieh-Mutter. Superman kann fühlen und hat ein Herz und ist genauos menschlich wie andere Menschen auch. Bruce erkennt, dass seine Vorurteile völlig falsch waren. Und da Bruce Wayne immer noch ein fühlender Mensch ist, der selbst seine Mutter verloren hat, ändert er natürlich sofort seine Meinung und verbündet sich mit Superman und verspricht ihm, dass seine Mutter heute nicht sterben wird. Batman, wie er leibt und lebt: Er rettet Menschen und lässt sie nicht einfach sterben.
Für mich ist die ganze Situation absolut glaubhaft. Es ist wie in der Realität: Vorurteile, die Unkenntniss über die Wahrheit und persönliche Gefühle führen in der Welt tagtäglich zu Missverständnissen, Auseinandersetzungen oder gar Gewalt und Krieg. Und in manchen Glücksfällen kann eine solche Situation entschärft werden, indem die Wahrheit ans Licht kommt und beteiligte Personen ihre Meinung ändern, sofern sie der Vernunft mächtig sind und nicht völlig emotionslos sind.
CGI-Animationen / Tontechnik
Die Technik ist oberste Güte und hinterlässt durchweg einen hervorragenden Eindruck. Seien es die CGI-Kulissen, die Kämpfe, die Explosionen oder Doomsday, hier sieht alles klasse aus.
Kamera / Szenenbilder / Schnitt
Auch die Kameraführung und die Einstellungen, die Farbgebung oder auch die Schnitte, hier stimmt für mich auch einfach alles. Ein tolles Feeling, das optisch erzeugt wird.
Musik
Die Musik von Hans Zimmer ist auch hier wieder grandios und unterstützt die Düsterkeit, Ernsthaftigkeit und Dramatik des Films einfach zu jedem Zeitpunkt perfekt.
Ton
Die Tonqualität und –abmischung ist hervorragend und klingt auf einer guten Anlage wirklich fantastisch. Auch die (deutschen) Stimmen sind immer klar und deutlich zu hören.
Fazit
„Batman v Superman – Dawn of Justice“ (Ultimate Cut) gehört zu meinen allerliebsten Comic-Superhelden-Filmen und befindet sich auch auf meiner All-Time-Favoriten-Liste. Im DCEU steht er, zusammen mit Aquaman, auf Platz 1.
10/10 Punkte – Ultimativ – Hoher Wiederschauwert