Bewertung: 4.5 / 5
Kaum jemand steht so wie Tim Burton für bizarre Bilder und Geschichten, die seinen ganz eigenen Stil prägen. Während viele Burton-Filme bunt und/oder gruftig daherkommen, ist "Big Fish" in diesem Punkt doch eine kleine Ausnahme, wenngleich Burtons Handschrift deutlich wird. Möglicherweise ist "Big Fish" der Film, für den sich Burton-Nichtfreunde am Ehesten begeistern können. Inhalt: Edward Bloom (Alber Finney) liebt das Geschichtenerzählen. Gern schmückt er dabei auch seine eigene Lebensgeschichte aus, was von seinen Mitmenschen meist wohlwollend und sympathisch aufgenommen wird. Nur sein Sohn William (Billy Cudrup) begegnet seinem Vater eher nüchtern. Als sein Vater im Sterben liegt, ist Williams Ziel, endlich die Wahrheit in den Geschichten seines Vaters zu erfahren. Doch Edward bleibt bei seinen Ausschmückungen und erzählt von seinem jungen Selbst (Ewan McGregor), seinem heimatlichem Ruhm, seiner Wanderschaft und wie er seine Frau eroberte ... Dabei traf er angeblich mysteriöse Riesen, ein paradiesisches Dorf, eine Hexe, siamesische Zwillinge und räuberische Dichter ... Eigene Meinung: "Big Fish" ist im Kern ein Drama, das über den Vater-Sohn-Konflikt handelt und das Spannungsfeld über die Frage, was Fantasie und was Wahrheit eigentlich ausmacht, aufbaut. Der Film erzählt über zwei Zeitebenen zum Einen die Lebensgeschichte Edwards und zum Anderen die Wahrheitsfindung des Sohnes William. Trotz seine Bizarrität und Schrägheit bleibt "Big Fish" eigentlich immer eine ernste Geschichte, die mit metaphernreichen Fantasyelementen arbeitet. Die Story ist gut herausgearbeitet, bietet einen Zirkelschluss, keine Szene wirkt dabei überflüssig. Dialoge und Szenenwechsel sind glaubhaft, auch in den fantastischen Szenen lebensnah. Die Bilder sind deutlich weniger bunt als in einigen Burton-Filmen, selten in Grau wie in anderen Burton-Filmen. Kamera und Schnitt sind gut bis sehr gut, gerade die Szenenwechsel passen. Hervorzuheben auch die Musik, ein schöner Score von Elfman. Schauspielerisch überzeugt insbesondere Albert Finney, der den älteren Edward genial verkörpert. Aber auch Cudrup und McGregor spielen gut, Cudrup nimmt man die Anspannung und Zweifel immer ab, McGregor verkörpert in jeder Szene die Leichtigkeit seiner Figur. Auch im übrigen Cast gibt es keine Ausfälle. Die Schauspieler schlüpfen in die teilweise sehr schrägen Charaktere mit einer scheinbaren Leichtigkeit, die immer unterhaltsam anzusehen ist. Insgesamt ein Film, der tatsächlich in mehrfacher Hinsicht funktioniert. Edwards Erzählung ist gute Unterhaltung, Spannung über das Herausfinden des wahren Kerns durch William ist gegeben, geht dann in der Dramaturgie des Endes unter. Man kann durchaus etwas zum Nachdenken mitnehmen: Über Wahrheit und Fantasie, über das Erzählen von Geschichten und was wichtig scheint im Leben. Vielleicht klingt das zu groß gegriffen, aber Anregungen für die Punkte kann "Big Fish" bieten, wenn man denn will. Fazit: Ein faszinierender Film über Fantasie und Wahrheit, ein Drama im Kern, guter Storyline, guten Schauspielern und hervorragender und unkitschiger Dramaturgie. Nachdenken darf auch sein, wenn gewollt. 9/10 Punkte.
Big Fish Bewertung