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Blue Valentine

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Ehe auf der Kippe

Blue Valentine Kritik

Blue Valentine Kritik
0 Kommentare - 25.08.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

Sie haben sich die ewige Liebe versprochen. Aber wie lange dauert die Ewigkeit? Unendlich ist sie nicht, wie Cindy und Dean nach sechs Jahren Ehe feststellen: Blue Valentine ist ein großer Liebesfilm und eine große Tragödie. Mit brutaler Ehrlichkeit erzählt Regisseur und Drehbuchautor Derek Cianfrance in einer meisterhaften, geradlinigen Inszenierung vom langsamen Sterben der Gefühle und ihrem plötzlichen Tod.

Blue Valentine hat eine universelle Gültigkeit, und das macht den Film unglaublich spannend. Die Ehe von Cindy und Dean ist kaputt, weil Ehen manchmal kaputt gehen. Oder ist sie vielleicht doch noch zu retten? Weil Ehen auch manchmal zu retten sind? Es ist jedenfalls ein verzweifelter Rettungsversuch, den Derek Cianfrance mit nüchternem Auge beobachtet: Was er dabei seinen grandiosen Hauptdarstellern Michelle Williams und Ryan Gosling abverlangt, grenzt allerdings an emotionale Folter.

Die Unerbittlichkeit des Alltags lässt Blue Valentine zu einem Erlebnis werden. Dass die wacklige Kamera, die vielen Naheinstellungen, der fast dokumentarische Erzählstil die Distanz zur Leinwand aufheben, ist geschickte Methode: Niemand ist sicher vor dem, was Cindy und Dean erleben.

Ihre gemeinsame Geschichte beginnt, wie so viele große Liebesgeschichten beginnen: als unbeschwerter Traum vom großen Glück und mit dem Versprechen der Ewigkeit. Das ist großartig inszeniert. Geschickt miteinander verwobene Rückblicke aus verschiedenen Perspektiven sind Schlaglichter auf die schönen Momente - das Kennenlernen im Altersheim, das Liebesversprechen mit Ukulele, der erste Besuch bei den Schwiegereltern, das absolute Vertrauen in die gemeinsame Zukunft, die körperliche Hingabe.

Derek Cianfrance erzählt von den guten Tagen in der Vergangenheit, und er erzählt von den schlechten Tagen im Jetzt. Die Zeit dazwischen, die Zeit, in der sich der Trott eingeschlichen hat, in der die Gewohnheit zum Liebestöter wurde, interessiert ihn nicht. Das macht Sinn und ist konsequent: Wer kann sich schon daran erinnern?

Was zählt, ist die Gegenwart. In der haben sich Cindy und Dean arrangiert mit dem Status quo. Er scherzt, sie schmerzt. Beide leiden und müssen sich die Frage stellen: "Kann man Gefühlen trauen?" Auf die Antwort sind sie nicht vorbereitet.

Manchmal passiert es einfach, dass sich die Liebe aus einer Beziehung verabschiedet. Ohne Grund. Sich das einzugestehen, ist verdammt schwer. Man hofft und klammert, man kratzt und beißt und nimmt immer mehr Schmerzen in Kauf, um die Liebe festzuhalten. Eigene Schmerzen. Schmerzen beim Partner, der längst gegangen ist.

Eine Nacht im Hotel soll für Cindy und Dean die Rettung sein, in einer futuristischen Themensuite. Raus aus der Gegenwart, rein in die Zukunft, die es nicht mehr gibt. Schon lange nicht mehr. Das wird in dieser einen Nacht deutlich, in der Dean und Cindy endlich Klartext reden.

Gefühlen kann man nicht trauen. Nicht für immer. Sie kommen und gehen nach eigenem Gutdünken. An ihrem Verschwinden, am Scheitern einer Ehe trägt manchmal niemand die Schuld. Die Ehrlichkeit, mit der Blue Valentine das Leben schildert, ist die große Erkenntnis des Films, der so qualvoll wie bravourös ist.

Blue Valentine bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

Blue Valentine Bewertung
Bewertung des Films
910

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