
Bewertung: 1.5 / 5
Weihnachten ist nur einmal im Jahr und die Zeit ist schnell vorbei. Nehmt euch das zu Herzen und schaut in dieser Zeit schöne Filme mit der Familie, echte Klassiker oder trinkt Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Jedwede Aktivität ist besser investierte Zeit, als sich auch nur einen Bruchteil mit Carry-On zu beschäftigen. Hier passt einfach nichts zusammen.
Carry-On Kritik
Ethan Kopek (Taron Egerton) erwartet bald mit seiner Freundin Nora (Sofia Carson) ein Kind, führen ein ordentliches Leben und stehen mit beiden Beinen im Leben, arbeiten sie sogar am selben Flughafen. Doch während Nora genau weiß, was sie will, ist Ethan nicht dort, wo er eigentlich sein will. Angespornt von Freunden und Freundin will er nun etwas ändern, um endlich die Karriereleiter aufzusteigen. Also übernimmt er als TSA Mitarbeiter zu Weihnachten den Job an der Gepäckkontrolle, um seinen Wert zu beweisen. Dummerweise plant ein Reisender (Jason Bateman) einen Koffer in eines der Flugzeuge zu schleusen und der hat alles ganz genau geplant. Mit perfiden Methoden gelingt es ihm, Ethan zu erpressen. Entweder Ethan lässt einen Koffer mit gefährlichem Inhalt bei der Kontrolle passieren, oder seine Freundin Nora wird sterben. Während Ethan sich in der Zwickmühle befindet und der Erpresser immer zwei Schritte voraus zu sein scheint, tickt die Uhr zur scheinbar unvermeidlichen Katastrophe.
Trailer zu Carry-On
Schaut man sich die Filmvita von Regisseur Jaume Collet-Serra an, weiß man in etwa schon, was einen im besten Fall als Zuschauer bei Carry-On erwartet. Wie kaum ein anderer Regisseur steht Collet-Serra für knapp verfehltes Mittelmaß. Zwar ist es ihm vereinzelt gelungen solide Filme wie Orphan - Das Waisenkind zu drehen und gefühlt hat er auch den Großteil der typischen Liam Neeson Actionfilme gedreht, doch wenn man Mittelmaß hinter die Kamera stellt, kann nur schwer mehr davor dabei herauskommen. Doch im Falle von Carry-On schafft es Collet-Serra nicht einmal, die schon bei ihm niedrig hängende Messlatte zu erreichen, denn hier kommt ein zweiter schwerwiegender Faktor dazu und der nennt sich Netflix. Damit haben wir das Schlechte aus zwei Welten vereint.
Doch erst einmal zurück auf Anfang! Die Zutaten klingen bei Carry-On doch vielversprechend. Ein actionreicher Weihnachtsfilm, dazu Taron Egerton, den wir immer gern sehen und das alles auf einem Flugplatz, womit schnell Stirb langsam 2-Vibes aufkommen. Das Interesse wird geweckt und dann doch so schnell in den äußerst zähen 120 Minuten im Keim erstickt. Denn hier kommt alles zusammen, was einen dahingeschusterten Netflix-Film ausmacht. Wir hätten da eine extrem weichgezeichnete Optik im Angebot, dann billig aussehende Tricks aus dem Computer, dazu eine Reihe talentierter, aber völlig lieb- und lustlos spielender Schauspieler. Dazu wird eine Handlung gereicht, die erst nicht in Schwung kommt und dann beim leichtesten Stupser, zur Überprüfung der Stabilität der inneren Logik, in sich zusammenfällt.
Das Taron Egerton und seine Filmfreundin Sofia Carson überhaupt keine Leinwandchemie haben und die Figuren absolut eindimensional gezeichnet sind, mag man bei einem Actionfilm noch verzeihen, aber fehlende Spannung, Tempo und Action ist in einem Actionthriller unverzeihlich. Die erste Stunde wollten die Macher wohl Budget sparen, entsprechend verbringen wir fast die halbe Laufzeit mit Ethan auf seinem Platz am Kontrollschalter. Für ein Kammerspiel wie The Guilty mag dies funktionieren, hier jedoch nicht. Dies liegt daran, dass sich Ethan trotz der vorliegenden Stresssituation völlig frei von Logik verhält. Hinzu kommen die von Jason Batemans Reisenden bewirkten Aktionen, die mehr als einen Sicherheitsvorfall an einem Flughafen auslösen würden.
Als Zuschauer möchte man die ganze Zeit schreien, warum verhalten sich alle so dumm, bringt endlich die Handlung in Gang! Dies passiert dann in der zweiten Hälfte von Carry-On, doch die Freude verkehrt sofort ins Gegenteil, als wäre man beim Pakt mit dem Teufel übers Ohr gehauen worden. Konnte Ethan an seinem Platz nur wenig Schaden bei seinem Umfeld und der Handlung anrichten, fällt der Film in der zweiten Hälfte völlig auseinander. Da werden sinnlose Mordversuche an Nora unternommen, unbefugtes Personal wandert beliebig durch abgesperrte Sicherheitsbereiche, viele Bereiche des Flughafens sind menschenleer, Sicherheitspersonal fehlt völlig und Menschen, die sich seltsam aufführen, werden auch nicht kontrolliert. Alles wirkt so unsagbar schlecht inszeniert und unglaubwürdig, dass man einfach nur hofft, möge es schnell zu Ende gehen!
Völlig unklar bleibt ebenfalls, warum der Film überhaupt in der Weihnachtszeit spielt, denn thematisch hat dieses Setting absolut keine Auswirkung auf die Handlung. Bis auf vereinzelte Weihnachtslieder im Hintergrund und einige Schmuckobjekte, vergisst man als Zuschauer ziemlich schnell, dass sich hier eine Katastrophe zur Weihnachtszeit anbahnt. Carry-On könnte zu jeder beliebigen anderen Jahreszeit in Los Angeles spielen und es würde absolut keinen Unterschied machen. Hier liegt der Verdacht nahe, dass die Handlung ursprünglich auch ein unbedeutendes anderes Datum im Jahr hatte und vielleicht nur mit ein wenig CGI und kleinen Nachdrehs der Eindruck von weihnachtlicher Stimmung erweckt werden soll, damit Carry-On besser in das Dezemberprogramm bei Netflix passt.
Wir sind immer auf der Suche nach schönen Weihnachtsfilmen, die möglicherweise zu Klassikern werden können, die wir immer wieder gern in dieser Zeit des Jahres schauen. Action und Weihnachten ist dabei immer eine tolle Kombination und eigentlich gehört nicht viel dazu, um einen soliden und unterhaltsamen Film auf die Beine zu stellen. Bei Carry-On hat man aber nicht einmal den Versuch unternommen.
